Sport: Es ist gelaufen
Ein Jahr lang wollten zehn Potsdamer beim Projekt „Potsdam läuft“ mitmachen. Sie wollten regelmäßig laufen, fitter werden oder einen Marathon schaffen. Jetzt ziehen sie Bilanz
Stand:
Fitness macht gesunden Appetit
Dass sich mit etwas Beharrlichkeit regelmäßiges Training im wöchentlichen Pensum zwischen Familie und Job integrieren lassen. Dabei bringt einen das Training in der Gruppe deutlich voran. Form und Fitness lassen sich entwickeln – step by step. Und mit mehr Fitness entwickelt sich ein ganz anderes Bewusstsein für eine bessere Ernährung. Der Halbmarathon in Dresden war eine tolle Erfahrung – ein Erlebnis mit Gänsehaut.
Kopf war schneller als die Beine
Eine hartnäckige Verletzung im Frühjahr war schon eine Belastung. Es brauchte Geduld, um den richtigen Therapieansatz zu finden und eine Diagnose, der man auch vertrauen konnte. Auch nur so schnell zu laufen, wie es die Form und Fitness zulassen, war zuächst eine Herausforderung. „Warte, Kopf, die Beine kommen noch“, war zu Beginn ein immer wiederkehrender Leitspruch.
Und nächstes Jahr Marathon
Der Halbmarathon in Dresden war sicher nicht der Abschluss. Eher eine Etappe. Neue Pläne sind schon geschmiedet. Inspiration konnte ich mir in Dresden von einem Mitstreiter unseres Projektes holen. Im kommenden Jahr selbst einen Marathon laufen, ist das Ziel.
Stabitraining hatte ich unterschätzt
Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass dreimal in der Woche zu laufen nicht ausreicht, um die gewünschten Ergebnisse wie Leistungssteigerung und mehr Muskeldefinition zu erzielen. Ich hatte die Bedeutung des Stabitrainings völlig unterschätzt. Die Erkenntnis, dass ich im Stabitraining den Körper kräftigen und stützen muss, um beim Laufen darauf zurückgreifen zu können, kam während des Laufprojekts.
Die Rückkehr nach Verletzungen
Die größte Herausforderung war, nach Verletzungen oder nach sehr intensiven Arbeitsphasen immer wieder den Einstieg in ein regelmäßiges Training zu finden. Es ist ebenfalls eine Herausforderung, sich immer wieder bewusst zu machen, dass das Training – auch wenn man sich müde fühlt – mehr Energie bringt als es nimmt.
Beim Sufen nicht baden gehen
Mein Ziel ist es, das Stabitraining auszubauen. Ende März habe ich mich für ein Surfcamp angemeldet. Bis dahin werde ich auch an der „Muskelkoordination“ arbeiten müssen, um nicht gänzlich „baden zu gehen“. Das Laufen wird weiterhin fester Bestandteil meines Alltags sein, ich werde aber ohne den Marathon-Rahmen versuchen, meine Leistungen Stück für Stück zu steigern. Der Ausgleich bleibt im Fokus.
Es ist so unkompliziert
Laufen ist für mich ein Wohlfühlfaktor und Stimmungsindikator geworden. Nach wie vor schätze ich daran, dass es so unkompliziert ist, es zu tun: ohne riesiges Equipment, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Einfach laufen, einfach abschalten.
Meine Interessen stelle ich zurück
In meinem Fall waren die Herausforderungen viele Verpflichtungen familiärer Art, die Zeit kosten und die ich über meine Interessen stelle. Das habe ich im Laufe des Jahres nicht abstellen können.
Solange die Kinder es noch fordern, hat es
Priorität für mich. In einigen Jahren habe ich dann wieder mehr Zeit für mich.
Ein Halbmarathon bleibt Wunsch
Mir mehr Zeit zu organisieren – für mich. Mir zwei bis drei fixe Tage zu suchen zum Laufen. Der Halbmarathon ist nach wie vor ein großes Ziel, vielmehr ein großer Wunsch und wünschen darf man sich bekanntlich alles.
Ruhig mal ruhig laufen
Ich habe beim Laufprojekt sehr viel gelernt. Vor allem, dass man ruhig „ruhig“ laufen kann, um die Fitness zu verbessern. Davor dachte ich immer, man muss volle Pulle laufen, um besser zu werden! Zudem habe ich erfahren können, wie schön es ist, im Dreilindener Wald, am Genfer See, an der Ostsee, in den Weinbergen von Zielona Gora, in der Hitze von Atlanta und in den Höhen der Rocky Mountains zu laufen!
Verletzung wurde zur mentalen Hürde
Ich hatte mich beim 100-Kilometer-Staffellauf von Zielona Gora nach Cottbus leicht am Fußgelenk verletzt. Das hat mich einige Wochen lang geplagt, was unmittelbar in der Vorbereitung auf meinen ersten Marathon mental schon eine Herausforderung wurde. Nach guten Hinweisen von meinem Trainer und einem Wechsel der Laufschuhe ging es viel besser und ich konnte mein Ziel erreichen, mit 50 Jahren meinen ersten Marathon zu laufen!
Vielleicht einen Ultralauf 2016
Nachdem ich meinen ersten Marathon in Dresden erfolgreich bewältigt habe (3:45h, d.R.), werde ich 2015 zweimal einen Marathon laufen: im Frühjahr beim Fischland-Darß-Marathon und im Herbst wieder in Dresden (das wird Tradition werden!). Danach möchte ich gerne dann einen Ultra-Marathon laufen vielleicht in den USA, wo ich aufgewachsen bin! Ich freue mich auf das kommende und „laufende" Lebens-Jahrzehnt.
Laufen geht nicht immer
Laufen geht nicht immer. Es war irgendwie der falsche Zeitpunkt, ich fühlte mich immer müder – nicht fitter nach dem Laufen. Der Spaß und die Leichtigkeit wollten sich nicht so recht einstellen. Nur mit Disziplin wird man eher nicht zur Läuferin. Ich habe keinen anderen Sport gesucht übers Jahr. Und keinen vermisst. Es geht mir wieder besser körperlich und Bewegung habe ich ja sowieso in meinem Alltag.
Ich wollte unbedingt mithalten
Ich wollte unbedingt schneller werden, was nach vier Monaten noch kaum zu verzeichnen war. Außerdem war es zeitintensiv, drei- bis viermal die Woche zu trainieren. Ich hatte das Gefühl, alle Freizeit ist Sport, ist Laufen. Das wollte ich nicht. Auch eine Trainingsgruppe mit so hohem Niveau war eine
Herausforderung – ich wollte mithalten, konnte es aber mit den meisten nicht.
Freizeit muss Spaß machen
Sportliche Ziele habe ich keine. Freizeit muss Spaß machen. Also kein Druck, es kommt, was kommt. Die Laufschuhe bleiben bereit, vielleicht kommen noch mal andere Zeiten. Und wenn nicht, dann nicht. Sehnsucht nach körperlicher Verausgabung habe ich zur Zeit gar nicht.
In der Gruppe läuft’s sich besser
Eine wichtige Erfahrung war, dass das Trainieren in der Gruppe wesentlich effektiver ist und deutlich mehr Spaß macht. Da habe ich eine Trainingsqualität erreicht, wie es mir allein nicht gelungen wäre. Zudem war es hilfreich, dass beim Gruppentraining die Coaches immer im Blick hatten, wie die Form ist und ob das Pensum das richtige ist, um im Zweifel auch korrigieren zu können.
Sich an den Plan zu halten, war nicht einfach
Sich an den Trainingsplan zu halten, fand ich nicht immer einfach. Aber wenn man ein Ziel vor Augen hat, möchte man es auch erreichen und versuchen, dem inneren Schweinehund entgegenzuwirken und auch bei schlechtem Wetter oder nach einem langen Arbeitstag seine Runde zu drehen. Letztlich war es immer schön, ein Häkchen hinter den absolvierten Plan zu machen.
Weniger Training, mehr Prüfungen
Aufgrund meiner anstehenden Prüfungen im kommenden Jahr werde ich leider weniger Zeit zum Trainieren haben und deswegen auch weniger Wettkämpfe bestreiten. Ein konkretes Ziel ist nicht geplant. Aber dieses Jahr lief mehr als gut, ich habe mir mit dem Marathon unter drei Stunden einen Traum erfüllt, sodass ich im kommenden Jahr ruhig mal einen Gang zurückschalten kann.
Es dauert, den Laufspaß wiederzufinden
Laufen befreit den Kopf und die Seele, es gibt Energie und Kraft. Es fühlt sich gut an, etwas für sich getan zu haben. Wieder den Spaß am Laufen zu finden war für mich aber keine Sache von heute auf morgen. Schätzen gelernt habe ich den angenehmen Austausch mit anderen Laufbegeisterten. Zu wissen, dass sie ähnliche Probleme haben, eine Routine zu entwickeln, hat gutgetan.
Die Schwierigkeit, sich Zeit zu nehmen
Die größte Herausforderung war es, sich die Zeit zu nehmen beziehungsweise auch zu finden. Private Probleme hielten mich oft vom Laufen ab: gesundheitliche Einschränkungen, der Wechsel der Arbeitsstelle, die Kinder, der Alltag.
Wenigstens einmal in der Woche laufen
Ich möchte Laufen als Bestandteil des Alltages verstehen, auch wenn es schwerfällt. Aber ich will versuchen, wenigstens einmal pro Woche zu laufen. Ziel ist und bleibt immer noch ein Halbmarathon. Leider schaffe ich es im Moment nicht, mich für ein Training zu motivieren.
Auf Signale des Körpers achten
Das Training in der Laufgruppe bereichert mich. Ich trainiere Dinge, die ich sonst gerne vernachlässige – wie Gymnastik, Dehnen oder auch Intervalle.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist für mich, dass es trotz professioneller Anleitung durch die Trainer verdammt wichtig ist, auf den eigenen Körper und dessen Signale zu achten. Ich war erstaunt, in welches moralisches Loch ich durch meine Fußverletzung fiel.
Die schwierigste Entscheidung des Jahres
Nachdem es im Frühjahr super lief, das Körpergewicht mehr als erhofft fiel und die Halbmarathon-Zeiten besser wurden, ließ ich mich in der Marathonvorbereitung zu sehr vom anspruchsvollen Trainingsplan antreiben. Ich wollte die Chance der professionellen Anleitung optimal nutzen. Die Diagnose Mikrofraktur im Mittelfußknochen im Herbst war der Super-Gau. Die Absage des Marathon war meine schwierigste Entscheidung des Jahres.
Mit einem Lächeln den Berlin-Marathon
Trainieren mit Spaß und ohne zu überziehen.
Den Berlin-Marathon 2015 werde ich noch mal angehen, aber dieses Mal ohne Zeitvorgaben im Kopf. Das Ziel ist es, zu finishen – mit einem Lachen im Gesicht.
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