Landeshauptstadt: „Es ist noch nichts entschieden“ Hasso Plattner über seine Motive
für den Standortwechsel und ein Hintertürchen
Stand:
Herr Plattner, am Projekt Kunsthalle anstelle des Mercure-Hotels wurde für Potsdamer Verhältnisse sehr zurückhaltend und vereinzelt Kritik geübt. Haben Sie vielleicht etwas vorschnell das Handtuch geworfen?
Es hat viele positive Stimmen gegeben, aber eben auch negative. Warum soll ich mich als Privatperson auch nur mit einem einzigen Potsdamer anlegen? Die große Hoffnung, dass ein „weißer Ritter“ kommt, der das Hotel abreißt, wird sich so nicht erfüllen.
Sie geben damit den Nörglern aber womöglich mehr Raum, als man ihnen geben sollte.
Es sind nicht nur Nörgler. Es ist ein Stimmungsbild auch bei den Potsdamern, bei den Parteien und auf der Straße. Ich habe viele Briefe von Alteingesessenen bekommen, die den Abriss des Hotels als Verlust von DDR-Geschichte empfinden würden.
Als Sie für die historische Schlossfassade gespendet hatten, waren die Diskussionen weitaus größer.
Natürlich, denn es handelt sich hier ja um den Landtag, also ein großes öffentliches Projekt in Potsdam. Aber die Lage des Mercure-Hotels ist vielleicht doch zu exponiert, als dass eine Privatperson dort etwas gegen den Willen einer noch so kleinen Minderheit durchsetzen kann. Die Weisse Flotte hat dort die älteren Rechte. Eine Kunsthalle und die Fahrgastschifffahrt am gleichen Standort sind nicht kompatibel. Dieter Hütte, Chef der Tourismus Marketing Brandenburg, findet es zudem bedenklich, das Hotel abzureißen, weil der Stadt viele Betten verloren gehen und das Mercure gut ausgelastet sei. Es war zwar immer ziemlich leer, wenn ich da war, aber Herr Hütte kann das sicher besser einschätzen. Es ist nicht meine Aufgabe, die Probleme der Stadt Potsdam zu lösen.
Der Oberbürgermeister hofft, dass das nicht Ihr letztes Wort ist.
Er ist eben ein bewundernswerter Optimist. Wir werden das Projekt aber jetzt am Jungfernsee vorantreiben. Für das Areal gibt es einen Bebauungsplan, der den Bau einer Kunsthalle in hervorragender Architektur ermöglicht. Für den Kauf des Mercure-Grundstücks gibt es eine Frist mit dem Eigentümer Blackstone, die am 15. Juli abläuft. Ich werde diese Frist unter den gegebenen Umständen nicht nutzen. So lange aber am Jungfernsee keine Baugenehmigung erteilt und keine Baugrube ausgehoben wurde, ist nichts entschieden.
Letztlich geben Sie einen herausragenden Standort zugunsten eines sehr abgelegenen auf.
Das Areal des Mercure-Hotels ist in ganz Deutschland wohl der einzigartigste Standort für ein solches Projekt. Ich kenne nur einen weiteren, der liegt in Süddeutschland. Der Blücherplatz wäre zwar auch gegangen, aber diesen Standort hat Herr Klipp (der bündnisgrüne Baubeigeordnete der Stadt Potsdam – Anm.d.Red.) zwar nicht kaputtgeredet, aber doch große Bedenken geäußert. Wenn die Anwohner dort nichts vor ihrer Tür haben wollen, was ihnen die Sicht auf die Alte Fahrt versperrt, will ich mich nicht mit ihnen streiten. Letztlich stört es die Bilder nicht, wenn sie stattdessen am Jungfernsee in einem schönen neuen Gebäude hängen. Auch dort gibt es eine tolle Landschaft, die Besucher werden auch dorthin kommen.
Wann wollen Sie mit dem Bau der Kunsthalle auf dem Campus am Jungfernsee beginnen?
Es gibt noch keinen Zeitplan und ich habe auch noch keinen Bauantrag gestellt.
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