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Grau statt Gelb. Zumindest auf einer Seite ist der Neubau der Alten Post bereits fertig. Die unterschiedliche Fassadenfarbe ist im Vergleich zu den benachbarten Gebäuden (l.) dabei deutlich zu erkennen. Die Berliner Volksbank will aber nicht mehr daran rühren.

© Andreas Klaer

Steit um Fassade der "Alten Post": "Es ist so grau, wie wir es vermutet haben"

Im Streit um die Fassadenfarbe der Alten Post wagen sich die Beteiligten nicht aus der Deckung. Dabei will die Bank schon bald einziehen.

Stand:

Potsdam - Der Zeitpunkt naht, an dem die Beteiligten im seit Monaten andauernden Streit um die Fassade des Neubaus der Alten Post Farbe bekennen müssen. In den vergangenen Tagen ließ der Bauherr Berliner Volksbank an einer Seite des Gebäudes das Gerüst abbauen – ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Arbeiten langsam dem Ende zugehen. Nur zur Friedrich-Ebert-Straße steht das Gerüst noch. Allerdings ist die Sandstein-Fassade alles andere als ockerfarben, wie es Kritiker mit Verweis auf den von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Entwurf und einen sich darauf beziehenden Kaufvertrag mit dem vorherigen Eigentümer des Grundstücks, der stadteigenen Bauholding Pro Potsdam, einfordern. Die neue Filiale der Bank erscheint in Hellgrau, auch die zuletzt versprochenen „Einsprenkelungen“ sind nicht zu sehen. „Es ist so grau, wie wir es vermutet haben“, sagte dazu die Sprecherin der Bürgerinitiative „Mitteschön“, Barbara Kuster den PNN. Die Farbe sei nicht angemessen und dominiere die Umgebung einfach zu sehr. „Wir werden weiterhin sagen, dass das nicht schön ist“, fügte sie hinzu.

Berliner Volksbank will nichts ändern

Trotz der Kritik will die Berliner Volksbank daran aber wohl nichts ändern. Die Fassade am Standort Potsdam sei zwar noch nicht komplett angebracht, weshalb der Neubau auch noch teilweise eingerüstet sei, sagte Volksbank-Sprecherin Anja Smolarek. Eine Änderung an der Fassade „ist nicht geplant“. Bis Ende des Jahres könne dann die Fertigstellung und der Bezug des Gebäudes erfolgen, so Smolarek. Weitere Angaben wollte sie nicht machen und verwies auf ein laufendes juristisches Verfahren.

Gemeint ist damit die von der Pro Potsdam im Frühjahr beantragte einstweilige Verfügung, um die graue Fassade zu verhindern. Das Landgericht Potsdam hatte diese aber abgelehnt, da nicht eine Unterlassung von etwas gefordert werden könne, das noch gar nicht da sei – in diesem Fall eine Fassade.

Unklare Rechtslage

Die Sache ist tatsächlich vertrackt. So soll die Farbe der künftigen Fassade nicht im Kaufvertrag selbst, sondern nur im Anhang geregelt worden sein. Strittig ist dem Vernehmen nach nun, ob die Anhänge mit zum Vertrag gehören oder Nebenabreden und damit nicht bindend sind. Ob sich mit diesem Fall nach dem offiziellen Ende der Bauarbeiten tatsächlich erneut ein Gericht beschäftigen wird, ist völlig offen. Zunächst werde sich das städtische Denkmalamt mit dem Gebäude beschäftigen, sagte Pro Potsdam-Sprecherin Anna Winkler. „Wir warten das Urteil der Behörde ab und entscheiden dann im Nachgang, wie weiter vorzugehen ist.“ Je nach Votum des Denkmalschutzes müsste laut Winkler die Volksbank womöglich nachträglich eine gelbe Lasur auf die Fassade auftragen. Dies sieht auch ein Kompromissvorschlag der Denkmalschützer vor. Sollte der Grauwert der Sandstein-Fassade des Hauses zu unangenehm ausfallen, könnte eine Lasur „mildernd“ wirken, hieß es.

Die Denkmalbehörde wiederum hat es ebenfalls nicht besonders eilig mit einer Entscheidung, obwohl die Fassade ja an einer Hausseite bereits angebracht ist. Eine Abnahme habe noch nicht stattgefunden, so ein Stadtsprecher. Diese erfolge erst, wenn die Figuren auf der Attika des Hauses aufgestellt seien. „Damit ist wahrscheinlich im September zu rechnen“, so der Sprecher. Vor allem die Bürgerinitiative „Mitteschön“ hatte stets kritisiert, dass die Bank von den Entwürfen des Architekten Bernd Redlich abweicht, die eine ockerfarbene Fassade für das Haus an der Ecke Yorck- und Friedrich-Ebert-Straße vorsehen.

Jahrelanger Streit um Alte Post

Wie berichtet baut die Berliner Volksbank das bis zu seiner Zerstörung 1945 repräsentative Eckhaus wieder auf – die Grundlagen dafür sind ein Stadtverordnetenbeschluss sowie ein Entwurf des Architekten Bernd Redlich. Um die neue Alte Post wird seit Jahren gestritten. Ein originalgetreuer Aufbau des Gebäudes nach dem Entwurf von Georg Christian Unger scheiterte zunächst, weil kein Investor gefunden wurde. Schließlich einigte sich die Pro Potsdam mit der Stadtpolitik und dem Rathaus auf den Redlich-Entwurf als Kompromiss. Die Pro Potsdam verkaufte das Grundstück, auf dem zuvor das Haus des Reisens gestanden hatte, 2013 im Auftrag der Stadt an die Volksbank. Die Auflage: Das Gebäude muss nach Vorgaben des Redlich-Entwurfs errichtet werden.

Für den Bau, in dem die Potsdamer Filiale der Bank unterkommen soll, war im März Richtfest gefeiert worden. „Mitteschön“ hatte damals an der Yorckstraße gegen die geplante Fassade demonstriert und Verstöße gegen den Kaufvertrag durch die Bank moniert. Diese wehrte sich laut „Mitteschön“-Sprecherin Kuster mit einer Unterlassungserklärung gegen die BI. Bei einem Verstoß wären demnach jedes Mal 10 000 Euro fällig.

Stefan Engelbrecht

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