Landeshauptstadt: Es kommt, wer einen kennt, der schon hier war
Studio Babelsberg hat große Produktionen, trotzdem Umsatzeinbußen und setzt nun auf Mund-zu-Mund-Propaganda
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Studio Babelsberg hat große Produktionen, trotzdem Umsatzeinbußen und setzt nun auf Mund-zu-Mund-Propaganda Von Nicola Klusemann Trotz vieler, schöner und großer Filmproduktionen ist Studio Babelsberg Motion Pictures die Sorgen nicht los. Die weltweite Wirtschaftskrise der Film- und Fernsehindustrie vor zwei Jahren riss auch Studio Babelsberg in die Tiefe. Nach dem Top-Jahr mit Jean-Jacques Annauds „Enemy at the Gates“ und einem Jahresumsatz von fast 30 Millionen Euro für den Studiobetrieb ging die Kurve nach unten. Die Produktionsflaute im Vorjahr bescherte Babelsberg – gemessen am Enemy-Ergebnis – Umsatzeinbußen zwischen 40 und 60 Prozent, erklärte Thierry Potok, Geschäftsführer der Studio Babelsberg Motion Pictures, auf einer gestrigen Bilanzpressekonferenz. Mit dem in diesem Jahr nach der Jules Verne-Vorlage abgedrehten Fantasy-Film „In 80 Tagen um die Welt“ habe man diesen Vorjahreseinbruch ein bisschen abfedern können. Potok schätzt, dass die Umsätze im Jahr 2003 etwa um ein Fünftel niedriger ausfallen als zu Hochzeiten. Eine Abschlussrechnung sei verfrüht, sagte auch Gerhard Bergfried, Chef der Studio Babelsberg GmbH. Schließlich beginnen die Dreharbeiten für den Actionstreifen „The Bourne Supremacy“ am 24. November in Berlin und Babelsberg. „Für uns und vor allem die freien Mitarbeiter ein nahtloser Übergang an , In 80 Tagen’“, freut sich der Produktionschef von Studio Babelsberg Motion Pictures, Henning Molfenter über den geglückten Anschluss und die kurze Verschnaufpause. Seiner Einschätzung nach entschieden sich die Produzenten nicht der günstigen Preise wegen für Babelsberg. Ganz so preisgünstig sei man auch nicht. Vielmehr bringe man den Menschen hier viel Vertrauen entgegen, so Molfenter. „Babelsberg steht für Verlässlichkeit.“ Das Filmgeschäft sei ein „People-Business“, erklärt Studio-Geschäftsführer Bergfried. Man arbeite einfach gern mit jemandem zusammen, den man kennt und der mit jemandem gearbeitet hat, den man kennt. Entscheidend für diese Art der Verquickungen sei Annauds „Enemy“ gewesen. Und der sei auch nur hier entstanden, weil der mittlerweile verstorbene Studio-Chef Rainer Schaper den französischen Oscar-Preisträger vom gemeinsamen Arbeiten an „Der Name der Rose“ kannte. Diese Art der Kontakte wollte auch Regisseur Volker Schlöndorff spielen lassen, als er vor zehn Jahren als Geschäftsführer den Studiobetrieb übernahm. Sein Traum vom „Babelsberg in Hollywood“ versank in Aufbauarbeit. Schlöndorff sah sich in dieser Zeit mehr als Hausmeister denn als Filmemacher. Dafür blieb wenig Zeit. Er habe aber eine wichtige Vorarbeit geleistet, sagt Bergfried. Danach versuchte Friedrich-Carl Wachs mit seinem Drei-Säulen-Modell die Ateliers zu füllen. Besonders das Label „Babelsberg Independents“, das den jungen Film mit gesponserten Dienstleistungen förderte, sollte für Auslastung sorgen. Mit Erfolgsstreifen aus der Inpendents-Serie erhoffte man sich eine Refinanzierung des gesamten Projekts. Viele Erfolge gab es nicht. Die neue Leitung von Studio Babelsberg Motion Pictures setzt nun auf die Mund-zu-Mund-Propaganda. Jeder, der hier produziert oder an einer Produktion mitgearbeitet hat, ist ein Werbeträger für den Standort. „Wir sind keine Bank, kein Fonds und nur in seltenen Fällen ein Kofinanzierer“, erklärt Thierry Potok. Am liebsten setze man nur Geld ein, wenn die Unterstützten das nächste Mal womöglich nach Babelsberg kommen. So ein Beispiel sei der US-Film „Aliens vs. Predator“, der jetzt in Prag produziert und von Studio Babelsberg finanziell unterstützt werde. „Grundsätzlich überzeugen wir lieber mit professionellem Personal und technischer Dienstleistung vor Ort.“
Nicola Klusemann
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