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Landeshauptstadt: „Es muss einen Sinn machen“

Mit der Satzung für die Garnisonkirche folgen die Stiftungsgründer dem Ruf aus Potsdam

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Der Jahrestag des „Tages von Potsdam“ jährt sich am 21. März zum 75. Mal. An jenem Tag trafen in der Potsdamer Garnisonkirche Reichspräsident Hindenburg und der frisch gewählte, in Zivil gekleidete sowie bescheiden auftretende Reichskanzler Hitler aufeinander. Ihr Handschlag ging als Schulterschluss zwischen der alten preußischen Elite und den neuen Machthabern in die Geschichte ein – auch als symbolischer Auslöser der größten Katastrophe in der Menschheitsgeschichte mit den 50 Millionen Toten des Zweiten Weltkrieges und der Vernichtung der europäischen Juden.

Von morgen an widmet sich eine zweitägige Konferenz diesem dunkelsten Kapitel in der Geschichte der im Jahr 1732 eingeweihten Garnisonkirche. Mit dem Symposium soll aber nicht nur die Auseinandersetzung mit dem „Tag von Potsdam“ fortgeführt werden – zugleich soll auch das Interesse am Wiederaufbau der Garnisonkirche wachgehalten werden. Das einst stadtbildprägende Gebäude wurde Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört, die wiederaufbaufähige Ruine im Juni 1968 auf Geheiß der SED gesprengt. Die Ulbricht-Regierung wollte damit symbolisch die Wurzeln des preußischen Militarismus auslöschen – ein politisch motivierter Akt, den die evangelische Kirche Potsdam und die Fördergemeinschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche wiedergutmachen wollen.

Die Fördergemeinschaft ist am morgigen Freitag Veranstalter einer Podiumsdiskussion, die vom Preußen-Kenner des Magazins „Der Spiegel“, Klaus Wiegrefe, moderiert wird. Für den Vorsitzenden der Fördergemeinschaft durchaus eine „respektvolle Anerkennung“ des Bemühens um eine differenzierte Auseinandersetzung seines Vereins mit der umstrittenen Geschichte des Ortes.

Diese Auseinandersetzung soll auch im Mittelpunkt der Arbeit der Stiftung Garnisonkirche stehen, die am 23. Juni, dem 40. Jahrestag der Sprengung der Kriegsruine, ihre Gründung verkünden möchte. Die Geschichte der Kirche, zu der der „Tag von Potsdam“, aber auch der Widerstand der Offiziere des 20. Juli 1944 gehört, soll „aufgearbeitet, dokumentiert und vermittelt“ werden. Bauer: „Wir stellen uns der Geschichte, denn der Wiederaufbau der Garnisonkirche muss mehr sein, als nur ein schönes Gebäude wiederzuerrichten. Es muss einen Sinn machen.“

Dabei soll – so wie im Januar 2005 im Ruf aus Potsdam formuliert – von der Geschichte des Gotteshauses ausgehend, Friedens- und Versöhnungsarbeit ein Schwerpunkt sein. So müsse die Beschäftigung mit dem „Tag von Potsdam“ auch die „Besinnung auf das beinhalten, was solch ein Tag für unsere Gegenwart und Zukunft bedeutet“, sagt Bauer. Die Stiftungsarbeit soll von Wissenschaftlern, Kulturschaffenden und anderen Kirchen unterstützt werden – darunter auch die Internationale Nagelkreuzgemeinde, die sich weltweit für Versöhnung engagiert.

Bauer ist sich sicher, dass die Stiftungssatzung alle Entscheidungsgremien überzeugen wird. In den vergangenen Monaten hatte es Befürchtungen gegeben, die Stiftung würde sich vom ursprünglichen Nutzungskonzept der evangelischen Kirche mit dem Schwerpunkt Versöhnungsarbeit verabschieden. Bauer: „Das ist absolut abwegig.“ Nach der Stiftungsgründung soll der Wiederaufbau konzentriert in Angriff genommen werden. Dann, so Bauer, könne sich sein Förderverein auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren: „Das Eintreiben von Spenden.“

Michael Erbach

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