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INTERVIEW: „Es muss Infrastruktur geschaffen werden“

Herr Grabow, was bedeutet das starke Bevölkerungswachstum für Potsdam?Das zeigt natürlich die hohe Attraktivität von Potsdam als Wohnstandort.

Stand:

Herr Grabow, was bedeutet das starke Bevölkerungswachstum für Potsdam?

Das zeigt natürlich die hohe Attraktivität von Potsdam als Wohnstandort. Wachsende Einwohnerzahlen bedeuten für Potsdam zunächst einmal höhere Steuereinnahmen. Das Kernproblem ist: Für diese Menschen muss Infrastruktur geschaffen werden. Schulen, Kitas, Straßen, ÖPNV, altersgerechte Einrichtungen und vieles andere. Das muss vorfinanziert werden.

Es gibt auch negative Auswirkungen?

Wachstum ist immer auch mit „Wachstumsschmerzen“ verbunden. Einkommensstarke Zuzügler können Ansässige verdrängen, gerade in gefragten Quartieren. Mieten und Bodenpreise steigen, die Preise für Bau- und Handwerkerleistungen orientieren sich an der guten Nachfrage. Mehr Menschen bedeuten auch mehr Verkehr, stärkere Auslastungen der Infrastruktur und Nutzungskonflikte. Auch die wachsende Wirtschaft braucht Flächen.

Welche Bereiche der kommunalen Organisation müssen sich darauf einstellen?

Kaum ein Bereich der Verwaltung ist davon ausgenommen. Ganz zentral sind die Stadtentwicklung, die Bau-, Verkehrs- und Bildungsverwaltung betroffen. Aber auch Eigenbetriebe wie der Kommunale Immobilienservice oder die Pro Potsdam sind stark gefordert.

Wie bewerten Sie die Strategie der Stadt, dem Autoverkehr keinen Vorrang mehr geben zu wollen?

Aus meiner Sicht geht kein Weg daran vorbei, umwelt- und sozialgerechter Mobilität den Vorrang vor dem motorisierten Individualverkehr einzuräumen. Die vorhandenen Straßen und Brücken können auf Dauer nicht mehr Autos verkraften, sondern müssen eher entlastet werden. Wegen des Lärms und der Umweltbelastung. Wichtig sind dabei aber ein attraktiver und schneller Nahverkehr, bessere Förderung des Fahrrad- und zugleich des notwendigen Wirtschaftsverkehrs.

Busso Grabow (60) ist Zukunftsforscher und Kaufmännischer Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik (difu) in Berlin. Das Gespräch führte S. Engelbrecht.

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