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Landeshauptstadt: „Es muss weitergehen“

Ein Gespräch mit dem Archiv-Mitbegründer Stefan Reissmann

Stand:

Herr Reismann, die Archivnacht feiert am kommenden Samstag ihren 14. Geburtstag. Wie hat sich die Dark Wave und Gotik-Szene seit 1996 verändert?

Die Szene hat sich in den letzten 14 Jahren gravierend verändert. Als wir angefangen haben, war das noch eine richtige Subkultur, damals musste man die Musik, die einem gefällt, noch richtig suchen, in den Laden gehen, sich durchhören. Heute wird man überAngebote wie youtube und myspace regelrecht darauf gestoßen. Unser Anspruch ist aber immer noch, der Subkultur in Potsdam ein Podium zu bieten. Aber die Musik ist nicht unbedingt besser geworden.

Was sollte sich denn ändern?

Die Szene sollte sich intern nicht so zersplittern, offener sein. Auch Bands wie „Sigur Ros“ haben darin ihre Berechtigung, denn wer bitteschön ist schwermütiger als die?

Gab es die Szene auch schon zu DDR-Zeiten?

Ja, definitiv! Das war ja auch eine Form des Protests. Es gab eine besetzte Kneipe in der Lindenstrasse, in der sich Existenzialisten, Theaterleute und Punk-Rocker trafen. 1989 fand hier auch das erste Wave-Gotik-Treffen statt, das haben die Studenten erst später nach Leipzig exportiert.

Das Archiv muss saniert werden, sonst droht ihm das Aus. Wie weit sind Sie mit den Arbeiten?

Derzeit warten wir eigentlich nur noch auf die Baugenehmigung, dann kann es sofort losgehen. Ich möchte unbedingt mit unseren Partys zurück in das Gewölbe, aber dazu muss der Feuerschutz funktionieren.

Kann es durch die Aufwertung der Speicherstadt nicht sein, dass das Archiv ganz verdrängt wird?

Wir haben auch schon Gespräche mit der Prinz von Preußen GmbH geführt, ich denke, wir können uns arrangieren. Für mich ist es unvorstellbar, wie es ohne das Archiv kulturell in Potsdam weitergehen soll. Es gibt einen Bedarf nach alternativen Angeboten abseits des – meiner Ansicht nach totsanierten – Waschhauses.

Das Interview führte Ariane Lemme

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