Homepage: Es wird eng im Seminar Trotz NC ist die Uni Potsdam überfüllt
Von Bodo Baumert Die Verwaltungsmitarbeiter der Universität Potsdam hatten in den vergangenen Wochen einen riesigen Postberg zu bearbeiten. 13 500 Studieninteressierte haben mehr als 18 000 Bewerbungen eingereicht.
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Von Bodo Baumert Die Verwaltungsmitarbeiter der Universität Potsdam hatten in den vergangenen Wochen einen riesigen Postberg zu bearbeiten. 13 500 Studieninteressierte haben mehr als 18 000 Bewerbungen eingereicht. Zwar bekommt nur ein Bruchteil davon einen Studienplatz, trotzdem wird die Situation an der Uni schwierig. „Schon in den letzten Semestern waren viele Räume überfüllt und Studierende konnten ihre Lehrveranstaltungen nicht belegen“, klagt Matthias Wernicke vom AStA. Besserung ist kaum in Sicht. Denn zu den Neuen kommen die Anfänger aus dem vergangenen Jahr, die damals nicht in die Kurse kamen. „Die Situation ist gerade in den Geisteswissenschaften prekär“, sagt Wernicke. Die durchschnittliche Studiendauer für Historiker und Medienwissenschaftler in Potsdam beträgt 13 Semester. Neun Semester wären Regelstudienzeit. Die Uni steht dem Chaos relativ machtlos gegenüber. Zwar wurde als Gegenmaßnahme ein generelle Zulassungsbeschränkung (NC) für alle Fächer eingeführt, ganz dichtmachen kann man die Uni aber nicht. Das regeln so genannte Kapazitätszahlen, die sich aus dem zur Verfügung stehenden Raum und Personal errechnen. Damit es nicht wieder mehr Neu-Anmeldungen gibt, muss sich jeder, der in Potsdam studieren will, um einen Platz bewerben. Einschreiben alleine reicht nicht mehr aus. Der Numerus Clausus (NC) legt fest, welche Abiturnote nötig ist, um einen Platz im jeweiligen Studienfach zu bekommen. In Physik reicht schon eine 4,0. Wenn es mehr Bewerber gibt, wie etwa in der Anglistik, braucht man eine 1,0 oder sehr viele Wartesemester. „Wir haben den NC eingeführt, weil man nicht mehr vernünftig studieren konnte“, erklärt Janny Glaesmer, Pressesprecherin der Uni. Ein weiterer Grund dürfte die Konkurrenz mit Berlin sein. Dort abgewiesene Studenten drängten in der Vergangenheit nach Brandenburg. Der NC in Potsdam kam zeitversetzt. „Wir schleppen das Problem der letzten Jahre mit uns“, gibt Janny Glaesmer zu. Erst wenn dieser „Rückstau“ durch das Grundstudium ist, wird sich die Situation für Studienanfänger entspannen. Danach sollen wieder normale Studienbedingungen herrschen, verspricht Glaesmer. Wann „danach“ sein wird, weiß keiner an der Uni. Und was „normal“ heißt, auch nicht. „Durch die aktuellen Bauvorhaben entspannt sich einiges“, hofft Glaesmer. Allerdings werden mit neuen Gebäuden in Golm und Babelsberg auch die Kapazitätszahlen weiter hochgeschraubt und liegen dann bei 8500. Tatsächlich hat die Hochschule rund 17 000 Studenten. Wie viele genau es mit Wintersemester werden, weiß noch niemand. Das ist die Kehrseite des NC. Das Verfahren ist so kompliziert, dass noch gar nicht feststeht, wie viele Studienanfänger es denn nun werden. Da man sich für jedes Studienfach einzeln bewerben muss, haben Magisterstudenten auch dann eine Ablehnung erhalten, wenn sie nur in einem ihren Wunschfächer angenommen wurden. Sie müssen sich nun erneut für ein Fach bewerben, das noch frei ist. Definitiv sind 2500 Anfänger, die schon eine Bestätigung haben. Aktuelle „Hochrechnungen“ der Uni-Leitung rechnen mit rund 3300 Neuen. Die Studierenden sind frustriert. Was soll die Hochschule anders machen? „Die Uni kann zur Zeit nur den Mangel verwalten“, resigniert Studenten-Vertreter Wernicke. Mehr Geld vom Land fordert er, damit jeder Studienwillige auch einen vernünftigen Studienplatz bekommt. Auch an den anderen Potsdamer Hochschulen gab es mehr Bewerber als Studienplätze. An der FH gingen 3277 Bewerbungen für 483 Plätze ein, an der HFF 1191 für 94 Plätze. Doch an beide Hochschulen ist die Lage entspannter, sie suchen ihre Studenten aber über Eignungsprüfungen aus. Überfüllung ist ein typisches Uni-Problem. „Nicht nur in Potsdam“, so Janny Glaesmer.
Bodo Baumert
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