Sport: Essen ist kein Problem, Wachsen schon Ben-Jack Drese steuert am liebsten den Achter
Ben-Jack Drese hat ein bisschen Angst, im kommenden Jahr noch zu wachsen. 1,71 Meter groß ist er derzeit.
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Ben-Jack Drese hat ein bisschen Angst, im kommenden Jahr noch zu wachsen. 1,71 Meter groß ist er derzeit. „Ich habe zwei Brüder, die mit 17 nochmal zehn Zentimeter gewachsen sind. Sollte mir das auch passieren, wird es schwierig.“ Schwierig mit seiner sportlicher Passion, die dem jungen Steuermann der Potsdamer Ruder-Gesellschaft bisher Gold und Silber bei Ruder-Weltmeisterschaften der Junioren bescherte. „Ein oder zwei Zentimeter mehr könnten schon zum Problem werden“, glaubt der 16-Jährige. „Peter Thiede ist fünf Zentimeter kleiner als ich“, weiß Drese. Der 38-jährige Dortmunder bestimmt seit fast zwanzig Jahren den Kurs des Deutschland-Achters und steuerte ihn in diesem Jahr zum dritten Mal zum WM-Titel.
Thiede ist „nicht direkt mein Vorbild, aber ich gucke schon, wie er was macht und wo ich mich weiter verbessern muss“, meint der Potsdamer. Thiede könnte aber auch ein bisschen Dreses Problem werden, falls er sein Karriere noch einige Jahre fortsetzt, was für Steuerleute nicht ungewöhnlich wäre. „Bei uns ist die Konkurrenz besonders groß“, erklärt der junge Potsdamer. Zu den Weltmeisterschaften können immer nur zwei Steuerleute, zu den Olympischen Spielen gar nur einer, und neben Thiede ist derzeit vor allem der 24-jährig Berliner Martin Sauer erste Wahl für die deutsche WM-Flotte. Noch aber kann Drese gelassen bleiben, denn er ist auch in den nächsten beiden Jahren noch bei den Junioren startberechtigt. Und hier hat er neben dem Lübecker Hanno Böhringer derzeit die besten Karten.
Am liebsten steuert Drese den Achter. „Da habe ich besseren Kontakt zu den Ruderern, weil ich im Heck sitze und zumindest den ersten ins Gesicht sehe. Dadurch merke ich besser, wie sie sich anstellen“, erzählt er. „Andererseits ist der Achter schwerer zu steuern als der Vierer, bei dem man im Bug sitzt. Durch die großen Männer vor mir sehe ich kaum die Strecke vor uns. Bei Wettkämpfen sind ja Bojen als Hilfe da, aber im Training muss ich den Kurs mehr erahnen. Da ist manchmal auch eine Notbremse nötig.“
Neben dem Steuern hat der Zwölftklässer der Potsdamer Sportschule unterwegs noch andere Aufgaben. Er ist für die Schlagfrequenz verantwortlich, feuert die Jungs seines Bootes an und macht sie unterwegs auf eventuelle Fehler aufmerksam. Gerade das fiel ihm schwer, als er vor drei Jahren vom Rollsitz – auf dem er einst daheim in Plaue mit dem Rudern begann – ans Steuer wechselte. „Anfangs, als ich als Zwölfjähriger mit 18-Jährigen im Boot saß, hatte ich ganz schöne Hemmungen, etwas zu sagen“, erinnert er sich. Erst 2004 platzte der Knoten; 2005 auf dem Brandenburger Beetzsee führte er den deutschen Vierer 2005 zu JWM-Gold und in diesem Jahr in Amsterdam den Achter der Junioren zu Silber.
Wenn Ben-Jack Drese jetzt daheim in Plauemit seiner Familie Weihnachten feiert, wird er nochmal das Jahr Revue passieren lassen – und beim Essen durchaus beherzt zugreifen. „Da wird ruhig ein bisschen gesündigt“, gesteht der Steuermann, der im Wettkampf höchstens 55 Kilo wiegen darf. „Ich habe keine Probleme, wieder abzunehmen. Nur nochmal wachsen darf ich nicht“ Michael Meyer
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