Sport: Etappen- oder Pyrrhussieg?
Nachdcm Babelsbergs Stürmer Cisse vor dem Arbeitsgericht gegen den SV Altlüdersdorf gewonnen hatte, erlebte er am Mittwoch ein 4:0 des SVB in Luckenwalde. Christopher Blazynski ist neuer Nulldrei-Kapitän
Stand:
Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 gewann am Mittwochabend ein Testspiel beim Oberligisten FSV 63 Luckenwalde mit 4:0 (3:0). Dabei trafen der Ex-Luckenwalder Daniel Becker (28., 45.), Severin Mihm (41.) und Heiko Schwarz (89.). Als neuer Babelsberger Mannschaftskapitän kickte Christopher Blazynski, der am Dienstagabend im Trainingslager in Lindow von Team und Trainern zum Spielführer gekürt wurde. „Ich freue mich über dieses Vertrauen und hoffe, es mit Leistungen zurückzahlen zu können“, so der 26-jährige Mittelfeldspieler.
Erneut nur Zuschauer war im Werner- Seelenbinder-Stadion Babelsbergs neuer Stürmer Ibrahima Sory Cisse, dem am Vormittag vor dem Arbeitsgericht Neuruppin ein Etappensieg gegen seinen bisherigen Verein SV Altlüdersdorf gelungen war. Der Vorsitzende Richter Dr. Stefan Gerber hatte die vom Oberligisten gezogene einseitige Option auf eine automatische Vertragsverlängerung Cisses, dessen Vertrag in Altlüderdorf am 30. Juni eigentlich ausgelaufen war, für ungültig erklärt. Ob der 26-Jährige dadurch nun für den Regionalligisten stürmen darf, bleibt jedoch abzuwarten.
Cisse hatte am Vormittag – aus dem Trainingslager Lindow im Nulldrei-Trikot angereist – mit Unterstützung seines Berliner Anwalts Marcus Heinrich gegen seinen bisherigen Verein Altlüdersdorf geklagt, für den er in den vergangenen beiden Jahren tätig war. Der Oberligist hatte mit Hinweis auf die einseitige Option auf Vertragsverlängerung am 3. Juli von der Passstelle des Fußball-Landesverbandes die Spielgenehmigung für die kommende Saison erhalten, erst danach war der entsprechende Antrag des SVB 03 beim Verband in Cottbus eingegangen.
Vor dem Arbeitsgericht gaben sich beide Seiten gestern unnachgiebig. Der SV Altlüdersdorf, der – wie es in der Verhandlung hieß – Cisse bisher 350 Euro pro Monat plus eventuelle Erfolgsprämien zahlte, will den Linksfuß nicht gehen lassen. Sportmanager Sven Alisch, der den SVA in Neuruppin mit vertrat, verwies zwar kurz auf 7500 Euro Ausbildungsentschädigung plus dreieinhalbtausend Euro Ablöse, mit denen Cisse aus dem Vertrag kommen könne, betonte aber immer wieder, dass sein Verein den Spieler lieber gern behalten will. Das Angebot Altlüdersdorfs, dass Cisse noch bis zum Ende der Spielzeit 2013/14 bleibt, eventuell auch die Freigabe nach der Hälfte der Saison erhält, lehnte der Kicker ab. Da es nach gut einstündiger mündlicher Verhandlung keine Einigung gab, zog sich Richter Gerber mit seinen Beisitzern zurück und erklärte dann, dass Cisses Vertrag mit dem SV Altlüdersorf nur bis zum 30. Juni gültig war. Die einseitige Option des Vereins – die dieser, wie in der Verhandlung erklärt wurde, praktisch Jahr für Jahr verlängern könnte – sei eine unwirksame Klausel.
„Ich bin sehr sehr froh und hoffe, jetzt für Babelsberg spielen zu können“, sagte Ibrahima Sory Cisse nach dem Urteilsspruch. Sein Anwalt Marcus Heinrich hörte sich verhaltener an: „Wir haben in einem vorläufigen Verfahren gewonnen. Letztlich entscheidet der Fußballverband entsprechend der vorliegenden Anträge über das Spielrecht.“ Und Sven Alisch erklärte kategorisch: „Wir werden dieses Urteil nicht rechtskräftig werden lassen und in Berufung gehen.“ Das Arbeitsgericht habe erklärt, „dass im Hauptsacheverfahren geklärt werden muss, ob ein Arbeitsverhältnis zwischen dem Spieler Cisse und dem SV Altlüdersdorf besteht“, so Alisch, der von einem Pyrrhussieg Cisses sprach, „der ihm und Babelsberg nicht hilft“. Der frühere Nachwuchstrainer des SVB 03 verwies in diesem Zusammenhang auf Paragraf 22, Absatz 5, der DFB-Spielordnung. In der heißt es zu Vorschriften für Vertragsspieler unter anderem: „Die Erteilung der Spielerlaubnis für den neuen Verein setzt voraus, dass der Vertrag beim abgebenden Verein beendet ist. Ist dies nicht durch Zeitablauf geschehen, hat der Spieler seine Beendigung nachzuweisen, was durch Vorlage eines Aufhebungsvertrages, rechtskräftigen Urteils oder gerichtlichen Vergleichs zu geschehen hat.“
„Das Spielrecht liegt bei uns und wird auch weiter von uns in Anspruch genommen“, erklärt Alisch seine Sicht der Dinge. „Wir werden noch ein halbes oder dreiviertel Jahr streiten und Cisse, der unseren Vergleich ablehnte, wird in der Zeit nicht spielen können.“ SVB-Präsident Archibald Horlitz, der sich über das gestrige Urteil erleichtert zeigte, kritisierte Alischs Ankündigung: „Damit würde Altlüdersdorf die Karriere eines Spielers ruinieren und sich schadensersatzpflichtig machen.“
Bei Babelsbergs letztem Testspiel am Samstag ab 14 Uhr daheim gegen Hansa Rostock II dürfte Cisse erneut fehlen.
Der SVB in Luckenwalde: Feber; Mihm, Von-Piechowski, Schmidt (46. Rode), Zimmer (46. Soine); Prochnow, Blazynski (46. Sindik); Becker, Koc (46. Moral), Schwarz; Albrecht (46. Druschky).
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