Sport: Etwas Abschiedsschmerz Der Regionalligist SV Babelsberg 03 spielt morgen in Düsseldorf letztmals auf größerer Bühne
Mit der Beantwortung protokollarischer Fragen mochte sich Dietmar Demuth beim gestrigen Vormittagstraining nicht lange aufhalten. Man braucht in der derzeitigen Situation des von ihm trainierten Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 auch gar nicht pingelig darauf zu bestehen.
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Mit der Beantwortung protokollarischer Fragen mochte sich Dietmar Demuth beim gestrigen Vormittagstraining nicht lange aufhalten. Man braucht in der derzeitigen Situation des von ihm trainierten Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 auch gar nicht pingelig darauf zu bestehen. Das morgige Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf (14 Uhr, LTU arena) bietet den Potsdamern letztmals die Möglichkeit, auf größerer Bühne ihr Können zu demonstrieren. In Bewertung dieser bedauerlichen Tatsache rang sich Demuth im Interview wenigstens die Erkenntnis ab, gemeinsam mit den Spielern in Düsseldorf „mit Anstand bestehen“ zu wollen. „Einen anderen Anspruch kann es nicht geben“, bekräftigte Mittelfeldspieler Patrick Moritz.
Dass in Bälde der Abschied aus dem von einer breiteren Öffentlichkeit wahr genommenen Fußball erfolgt und bei Babelsberg 03 größere Umstrukturierungen anstehen, lässt sich an der erstaunlich hohen Zahl an derzeit zur Probe mittrainierenden Spielern ablesen. Diese spielten zuletzt beispielsweise bei Hertha Zehlendorf, dem SV Dresden-Laubegast oder beim mecklenburgischen FC Schönberg. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geben nicht mehr her.
Was die Mannschaft morgen vor zumindest 10000 Zuschauern in Düsseldorf erwartet, ist angesichts der völlig unterschiedlichen Ausgangsbasis beider Kontrahenten klar. Der gastgebende Tabellendritte wird mit aller Konsequenz um seine kleine Aufstiegschance zur 2. Bundesliga spielen. Und er hat natürlich den festen Willen, sich für das Hinrunden-0:3 zu revanchieren. „Die Punkte aus diesem Spiel und dem 1:3 in Lübeck fehlen uns jetzt“, sagte Fortuna-Pressesprecher Tom Koster, der rund um den Verein viel erlebt und durchlitten hat. 22 Jahre Bundesligazugehörigkeit sind heute Erinnerung. Vor neun Jahren spielte der Europapokalfinalist von 1979 letztmals in der 2. Bundesliga. Koster: „Erst einmal wieder dorthin zurück zu kehren, ist schon ungeheuer anspruchsvoll. Wir versuchen dies als bodenständige und ehrliche Arbeiter.“ Dies wäre nach seinen Worten auch ganz im Sinne des vor drei Tagen verstorbenen Düsseldorfer Oberbürgermeisters Joachim Erwin, der seit 2002 dem Fortuna-Aufsichtsrat vorstand. Erwin hatte speziell nach dem Absturz des Vereins in die Oberliga Riesenanteil an der wirtschaftlichen Konsolidierung und Neuausrichtung des Traditionsvereins.
Ein Sieg über Babelsberg 03 bei einem gleichzeitigen Ausrutscher Oberhausens im Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt würde der Fortuna zumindest ein Endspiel verschaffen. Beim künftigen Drittligisten Erfurt würde dies stattfinden. Auf einer Bühne also, von der der SVB erst einmal auf ungewisse Zeit abtritt. Vielleicht kehrt er im Herbst noch einmal als Landespokalsieger innerhalb des DFB-Pokals dorthin zurück. Voraussetzung dafür ist der Gewinn des Endspiels am 14. Juni. Die Potsdamer tragen es beim gastgebenden SV Falkensee/Finkenkrug aus. Nach einem Jahr „Urlaub“ vom Amateurfußball im gängigen Sinne ist der SVB spätestens dann wieder dort angekommen, wohin er nicht zurückkehren wollte.
Henner Mallwitz
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