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Landeshauptstadt: Etwas zurückgeben

Alwine Gaedt finanzierte aus Geburtstagsgeldern die Restaurierung der Bornimer Stifter-Bibel

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Alwine Gaedt finanzierte aus Geburtstagsgeldern die Restaurierung der Bornimer Stifter-Bibel Bornim - Über 100 Jahre hat sie bereits auf dem Buckel. Die Stifter-Bibel der Kaiserin Auguste Victoria mit persönlicher Widmung. Sie war ein Geschenk der Kaiserin an die evangelische Gemeinde Bornim wurde und wurde nach ihrer Restaurierung in Leipzig nun wieder ihrem alten Zweck zugeführt. Beim Gottesdienst am Sonntag wurde sie das erste Mal seit der Restaurierung wieder aufgeschlagen. Die große, in Holz und Leder gebundene Bibel hatte durch einige undichte Stellen im damals noch nicht restaurierten Dach der Bornimer Kirche schweren Schaden genommen. Durch Nässe und Kälte wurde der Zustand immer kritischer. Geld, um das Buch restaurieren zu lassen, hatte die Bornimer Gemeinde nicht. Und auch von öffentlichen Stellen war keine finanzielle Unterstützung zu erwarten. Alwine Gaedt ist seit 1960 Mitglied in der Bornimer Kirchengemeinde und beschloss, dem traurigen Zustand der Bibel ein Ende zu setzen. „Zu meinem siebzigsten Geburtstag haben wir mit siebzig Leuten in der Stern-Kirche gefeiert“, erzählt sie über den Tag, an dem das Geld gesammelt wurde. „Ich hatte auf die Einladungen meine Spendenbitte vermerkt,“ erklärt die rüstige Seniorin, „so dass ich statt Geburtstagsgeschenken viele Spenden für die Restaurierung der Bibel bekam“. Mit dem Geld ging Alwine Gaedt zu einer befreundeten Bibliothekarin, die Beziehungen zu einer Restaurationswerkstatt in Leipzig unterhält und das Buch wurde im Frühjahr 2005 nach Sachsen gebracht. Um die 4000 Euro kostete die Komplettsanierung der Stifter-Bibel. „Die Leute haben so großzügig gespendet, da ist sogar noch etwas übrig geblieben“, berichtet die Bornimerin stolz. Schon oft half sie als aktives Gemeindemitglied aus und wirkte unter anderen als Diakonisse, und betreute Waisenkinder. Ihre Tochter ist Pfarrerin in Saarmund. Am Vortag des Reformationsfestes hält sie stolz die restaurierte Bibel in den Händen, um daraus das Evangelium zu lesen. „Die Bibel ist ganz schön schwer, wenn man sie eine Weile halten muss“, schmunzelt das Gemeindemitglied. Doch für Alwine Gaedt ist am wichtigsten, dass die wertvolle Stifter-Bibel wieder auf ihrem alten Platz auf dem Altar liegt und vor weiterem Schaden bewahrt werden konnte. Sie streicht liebevoll über die Beschläge auf dem Buchdeckel. „Diese vier Beschläge in den Ecken stellen die vier Evangelisten dar,“ erklärt die Potsdamerin. Gaedt, die früher selbst Kindergottesdienste gehalten hat, nennt einen einfachen Grund für ihr Handeln: „Ich habe mein ganzes Leben so behütet und beschützt verbringen dürfen, da war es mir ein großes Bedürfnis, etwas davon zurückgeben zu können,“ erklärt sie. Mit ihrem Geburtstagsgeld die Bibel restaurieren zu lassen erschien ihr genau richtig. Eigentlich hatte Alwine Gaedt die Reparatur und Sanierung der desolaten Orgel in der Bornimer Kirche ins Auge gefasst, um sich zu revanchieren. Nach einem Gespräch mit dem Pfarrer wurde schnell klar, dass die Restaurierung der Orgel für eine Privatperson unbezahlbar sein würde. „Unser Pfarrer hat dann den Vorschlag mit der Bibel gemacht und das schien mir ein willkommener Ausgleich“, sagt die Seniorin. „Die Renovierung unserer Orgel wäre so teuer, so viele Menschen wie dafür hätten spenden müssen, hätte ich niemals zu meinem Geburtstag einladen können“, erklärt sie fast entschuldigend. cbr

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