Landeshauptstadt: Europaweit daneben
Nareyka-Fest löste statt Freude heftige Kritik aus
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Nareyka-Fest löste statt Freude heftige Kritik aus Vier tolle Tage hatte die Nareyka Veranstaltungsmanagement GmbH vom 20. bis 23. Mai vollmundig auf dem Luisenplatz und in der Brandenburger Straße versprochen und als Highlight unter dem Motto „Europa wächst zusammen“ ein internationales Programm versprochen. Um das Positive vorweg zu nehmen, die Tänzer und Sänger auf der Bühne – von den „Kroatischen Perlen“ über Finnlands Frauenchor „Harjavallan Naislaulajat“ bis um Malenki Fun Orchester mit russischen Zigeunerweisen gaben ihr Bestes. Doch was sich Drumherum abspielte war eine weder international noch europäisch geprägte Zumutung. Das fing schon mit der Verteilung der Akteure auf dem Luisenplatz an. Nichts gegen die flotten Lateinamerikaner aus Kuba oder Kolumbien, aber ihre Konservenklänge überschallten die Livemusik auf der Bühne z.T. erheblich. Auf der anderen Seite noch eine transportable Diskothek und die Rummelatmosphäre war komplett. Hatte sich auf dem Luisenplatz wenigstens noch einiges Kunsthandwerk etabliert,wie die Koch Sisters aus Berlin, die Keramik zum Selbstbemalen mitgebracht hatten so nahmen die Peinlichkeiten in der Brandenburger Straße kein Ende. Einer der wenigen echten Europäer, der Pole Slawomir Los mit schönen Holzartikeln, fühlte sich denn auch völlig fehl am Platz. Sein Kommentar: „Einmal und nicht wieder !“ Einzelhändlerin Inge Gohlke-Dietze brachte es auf den Punkt: „Ich hatte mir unter einem Europafest etwas Schönes vorgestellt und nicht so etwas Primitives. Soll das Europa sein – ein Sammelsurium von Fressbuden, liederlichen Ständen mit Büstenhaltern, Tangas und Griffboxen mit Plüschtieren? Wer genehmigt so etwas?“ Mit der AG Innenstadt gab es keine Abstimmung, erklärte deren stellvertretende Vorsitzende Eva Gerber. Spätestens bei der Inspektion der Billigwaren von Sonnenbrille bis Socke, ganz zu Schweigen von der Platzierung von Bierständen direkt vor gastronomischen Einrichtungen, wird klar, warum einst der Nareyka GmbH die weitere Ausrichtung des Potsdamer Weihnachtsmarktes entzogen wurde. Qualität statt Ramsch sollte für die schöne barocke Innenstadt die Devise sein. Mit diesem Fest wurde auch dem Europagedanken ein Bärendienst erwiesen.
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