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Homepage: Exotische Fische

Der Potsdamer Politikstudent Martin Kirschbaum züchtet für ein DFG-Projekt Nilhechte an der Humboldt Universität

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Der Potsdamer Politikstudent Martin Kirschbaum züchtet für ein DFG-Projekt Nilhechte an der Humboldt Universität Irgendwo auf dem Universitätsgelände der Humboldt Universität zu Berlin zwischen Philipp- und Luisenstraße, zirka fünfzehn Gehminuten vom S-Bahnhof Friedrichstraße entfernt. In dem villenartigen Klinkerbau riecht es feuchtmodrig. Dem Haus scheint das Leben zu fehlen: lange Gänge, leere Schaukästen, verschlossene Türen, keine Menschenseele zu hören. Hinter einer doppelt verschlossenen Tür öffnet sich ein Saal, in dem verlassene metallene Eisenbuchten und Wannen für Pferde an einstige tierärztlichen Untersuchungen erinnern. Gleich nebenan ist allerdings Leben. In rund fünfzig Aquarien winden sich Algen, Wasserpflanzen, schwimmen Zierfische und exotische Fluss- und Meeresbewohner. Hier hat Martin Kirschbaum seinen Arbeitsplatz. Als studentische Hilfskraft züchtet er im Rahmen eines Forschungsprojektes der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) Nilhechte für die Biologin Philline Feulner von der Universität Potsdam. Angefangen hatte alles vor drei Jahren. Martin Kirschbaum hatte den Einstieg in Politikwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam hinter sich. Sein drittes Fach Psychologie lag noch vor ihm, als er nach einem Studentenjob suchte. Damals hing am schwarzen Brett der Humboldt Uni das Angebot für die Betreuung und Aufzucht von tropischen Fischen. Da er der einzige Bewerber war, wurde er sofort genommen. Das Projekt lief in diesem Frühjahr aus, im Anschuss ergab sich „glücklicherweise“ die Möglichkeit des DFG-Forschungsprojektes. In absehbarer Zeit sollen die grauschwarzen bis zu 25 Zentimeter langen Tiere in die brandenburgische Landeshauptstadt umziehen. Doch bis dahin fährt der Student drei, vier Mal in der Woche nach Berlin, füttert die Wasserbewohner, wartet die Aquarien und kümmert sich um die Elektrik. Auch am Wochenende. Martin Kirschbaum geht von einem Aquarium zum anderen und schaut, ob die possierlichen Tierchen noch lebende Mückenlarven haben. In der tropischen Temperatur des Raumes bekommt er Schweißtropfen auf der Stirn. Die Forschungsarbeit, die er mit seiner Tätigkeit bei den Fischen unterstützt, untersucht beispielsweise die Frage inwieweit das elektrische Organ der Fische zur Artenbildung beigetragen hat. An den Aquarien wirkt der Student konzentriert, begeistert klingen seine Worte. Er erinnert sich an sein eigenes Aquarium, das er mit sieben Jahr geschenkt bekam und in dem Zierfische schwammen. Als er vor drei Jahren bei seinen Eltern auszog, gab er seine Fische weg, weil seine neue Wohnung zu klein für ein Aquarium ist. „Eines Tages möchte ich wieder eigene Fische haben“, sagt er. Ihn faszinieren die Bewegungen der schwimmenden Wesen, das unterschiedliche Temperament sowie der Artenreichtum. Exotische Fische täglich beobachten und pflegen zu können, empfindet er als ein Privileg. Nicht zuletzt, weil Nilhechte nicht für private Aquarien erhältlich sind. Martin Kirschbaum ist heute 25, geboren wurde er in Köln, dann zog er mit seinen Eltern 1988 ins damalige West-Berlin. Heute lebt er in seinen eigenen vier Wänden in Charlottenburg. Er übt regelmäßig für den Triathlon. Acht bis zwölf Stunden wöchentlich geht er in den von Neonröhren erhellten Raum auf dem Universitätsgelände. Auf dem gelbbräunlich gefliesten Boden liegen grüne und rote Wasserschläuche. Oberhalb der Aquarien wird derzeit mit grauen Plastikrohren ein Ringlauf für Sauerstoff gebaut, um die Sauerstoffzufuhr bei Stromausfall zu sichern. Drei Aquarien, mit Platz für 1000 Liter Wasser für die Nilhechte hat das Forschungsprojekt. Die so genannten schwachelektrischen Fische sind nachtaktiv und können mit einem elektromagnetischen Feld, das sie erzeugen, ihre Umgebung erkennen. Ursprünglich kommen sie aus dem Tschad, Niger und Kongo. In der größten Fischfamilie Afrikas gibt es 18 Gattungen mit zirka 200 Mormoridenarten, erklärt Martin Kirschbaum. Ein naturwissenschaftliches Studium zu belegen, kam dem Potsdamer Studenten jedoch nie in den Sinn. „Menschen interessieren mich“, sagt er. So konzentriert er sich im Studium auf Politische Ökonomie, Wirtschaftspolitik, Kapitalmärkte und Wirtschaftspsychologie. Wenn im kommenden Herbst sein Vertrag mit der DFG ausläuft, will Martin Kirschbaum ins Ausland gehen, um mit einem Praktikum erste berufliche Erfahrungen zu sammeln. Gern würde er nach Australien gehen. Doch ob sich dieser Traum erfüllen wird, stehe derzeit noch in den Sternen.Ulrike Strube

Ulrike Strube

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