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Landeshauptstadt: Experimente mit Feuer und Flamme

Der Leiter des Extaviums, Axel Werner, will mit seinen Büchern Kinder zu kleinen Forschern machen

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Es sind die kleinen Dinge des Alltags, die man braucht, um mit Axel Werner zusammen zu experimentieren. Mal ein paar Tropfen Spülmittel, mal ein Feuerzeug, mal ein Stückchen Würfelzucker. Seit fast zehn Jahren veröffentlicht der Leiter des Extaviums einmal im Monat in der Mitte des Comicheftes „Die Abrafaxe“ ein neues Experiment und erklärt Kindern die Welt: Warum gibt es Seifenblasen, warum macht der Schaum im Feuerlöscher das Feuer aus? Und überhaupt: Warum sind die Wolken weiß?

In Werners Extavium in der Medienstadt Babelsberg können Kinder spielend Naturphänomene erforschen, Schulklassen können in die Welt der Naturwissenschaften eintauchen. Doch sie können auch selbst zu Hause experimentieren. Inzwischen sind aus der Comic-Kooperation mit dem ostdeutschen Mosaik-Verlag zwei Bücherbände erschienen. Jeweils 30 Experimente beschreibt Werner darin. „Alle sind mit Kindern erprobt“, sagt Werner, der selbst fünf Kinder hat. Der erste Band von „Wie funktioniert die Welt? Naturphänomene im Alltag“ kam bereits 2008 auf den Markt, auch die jüngste Auflage ist mittlerweile komplett ausverkauft und nur noch über Antiquariate zu erhalten.

Die drei in ganz Ostdeutschland bekannten Abrafaxe auf dem Buchcover sind sicherlich nur ein Verkaufsargument. „Eigentlich war das Buch vor allem für Schulen und Lehrer gedacht. Aber es kam bei den Lesern wunderbar an“, sagt der promovierte Physiker, der zeitweise auch als Lehrer arbeitete. Seiner Meinung nach ist es vor allem die eigene Begeisterung, die sich übertrage. Der Durchbruch für seine Arbeit sei gekommen, als er anfing, aufmerksamer auf die Natur zu achten. „Du guckst in den Himmel und fragst dich, warum die Wolken weiß sind.“ Mittlerweile sprudelten die Experimente nur so aus seinem Kopf. Er selbst habe eine „relativ experimentierfreie Schulzeit“ gehabt, sagt Werner.

Die Bücher sind inzwischen Teil einer eigenen Experimentierkiste, die Werner mitentwickelt hat. Schüler des Berufsbildungswerkes Oberlinhaus bauen sie aus Holz zusammen, die Bürgerstiftung und die Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) geben sie an Kitas in der Stadt. Zuletzt hat in der vergangenen Woche die Kita „Sinnesgarten“ im Bornstedter Feld eine Kiste überreicht bekommen. Mit 350 Euro pro Stück ist diese Kiste nicht gerade billig. Deshalb wenden sich Stiftung und IHK an Spender, um Kitagruppen damit auszustatten. „Wir wollen Fachkräfte von übermorgen für Naturwissenschaften begeistern“, sagt Mandy Daub von der IHK. Doch Axel Werner geht es in erster Linie darum, die Fachkräfte von heute zu gewinnen. Sie will er heranführen, mit Kindern naturwissenschaftlich zu forschen. „Die Kinder würden sofort loslegen mit Experimenten, die sind immer Feuer und Flamme“, sagt Werner. „Aber es ist viel wichtiger, Zutrauen zu den Experimenten bei den Erziehern zu wecken.“ Oft sei das Wissen in Physik oder Chemie tief verschüttet, selbst Experimente durchzuführen sei mit der Angst verbunden, dass es nicht klappt. Um diese Hemmschwelle zu mindern, seien die Experimentierkiste und die Bücher entwickelt worden. Am liebsten würde Werner Workshops für die Pädagogen durchführen, um seine Bücher einzuführen. Doch dafür fehle ihm das Geld. „Dabei muss man vor allem die Erzieherinnen dort abholen, wo sie sind. Die meisten haben statt Affinität zu den Naturwissenschaften nur schlechte Erinnerungen an den Schulunterricht.“

Als Anfang hat Werner inzwischen mehr als 20 Experimentierkästen selbst gepackt. Darin etwa ein Set Scheren, Reißzwecken, Lebensmittelfarbe, kindgerechte Feuerzeuge. „Die Kinder sind nun mal scharf auf Feuer.“ Also sollen sie damit auch experimentieren oder einen Feuerlöscher selbst bauen. Und mit in der Kiste natürlich beide Bände seines Buches. Vielleicht kommt demnächst noch eins dazu: „Momentan reden wir ernsthaft über Teil 3, weil wir schon wieder genug Experimente in den ,Abrafaxen’ haben.“ Grit Weirauch

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