Von Nicola Klusemann: Experimentierfeld Kita
Aus Schule wird Kindergarten und wieder Schule: Bildungswege gGmbH setzt auf Naturwissenschaft
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Aus der einstigen Polytechnischen Oberschule Adolf Diesterweg wird die Kita „Neunmalklug“. Zwei Potsdamer Investoren erwarben am vergangenen Montag das ehemalige Schulgebäude in Bornim vom Kommunalen Immobilienservice. In den nächsten Monaten wird es zu einem großen Experimentierfeld für 40 Krippen- und 60 Kindergartenkinder umgebaut.
Es werde eine naturwissenschaftlich ausgerichtete Kindertagesstätte mit Flaschenzügen, Wasserläufen und versenkbarem Sandkasten im Garten der Mitschurinstraße 1 sowie Sandpendel, schiefen Ebenen und Mikroskopen im Inneren des Hauses. Das kündigte Ulrike Niepraschk, Geschäftsführerin der Erziehungs- und Bildungswege gGmbH, an. Neben den Kitas „Firlefanz“ und „Kids Company“ übernimmt die gemeinnützige Gesellschaft damit die dritte Trägerschaft in Potsdam. Einige Ideen für Versuchsaufbauten habe man sich in der naturwissenschaftlichen Mitmachwelt Exploratorium abgeguckt, gestand die Geschäftsführerin. „Wir haben aber auch drei Millionen Bücher zum Thema gelesen.“ Und dies immer auch unter der Maßgabe, dass die vielen Erkenntnismöglichkeiten für die Kinder möglichst wenig kosten sollten, so Niepraschk. Einen Teil der Finanzierung speise der Träger aus dem Von-der-Leyen-Krippenprogramm. Durch entsprechende Zuschüsse bis zum Jahr 2013 will das Bundesfamilienministerium bundesweit die Betreuungsquote für Kinder im Alter von null bis drei Jahre erhöhen. Davon will auch die Bildungswege-Gesellschaft profitieren. Der Bedarf an mehr Plätzen sei zurzeit in jedem Fall gegeben, sagte die Geschäftsführerin. Das schließe sie auch aus der Vielzahl der Anfragen in ihren anderen Kindertagesstätten. Die Kita „Neunmalklug“ soll deshalb möglichst schnell eröffnen: Wunschtermin sei der 1. Juli 2009, „realistisch aber ist August“, so Niepraschk. Wie auch in den anderen Einrichtungen des Trägers werde es in der neuen Kita offene Gruppenarbeit geben. Außerdem sei sie bilingual – also deutsch-englisch – ausgerichtet. Vor allem letzteres erschwere die Suche nach geeigneten Erzieherinnen und Erziehern. Bereits jetzt habe die Gesellschaft mit der Suche begonnen.
Gefunden wurde bereits ein spendabler Prominenter, der die Idee einer naturwissenschaftlichen Kindertagesstätte mit 15 000 Euro unterstützt. „Damit können wir das Außengelände umgestalten“, sagte die Geschäftsführerin. Der Name des Sponsors bleibe allerdings noch geheim. Nur Erkenntnisse, die Kinder durch Ausprobieren gewonnen haben, seien bleibende Erkenntnisse. „Was wir ihnen erzählen, vergessen sie wieder“, erklärte Ulrike Niepraschk. Alles, was es in der künftigen Kita geben wird, folgt genau diesem Prinzip. An einem mannsgroßen Puzzle sollen die Neunmalklugen beispielsweise den Menschen mit seinen Organen zusammensetzen können, ein Rohrtelefon ermöglicht das Kommunizieren über alle Etagen hinweg und eine Spielzeugwaschmaschine wird über ein Fahrrad angetrieben. Auch historische Erlebnisse sind in der Kindertagesstätte nicht ausgeschlossen. Ein Zimmer werde komplett auf das Jahr 1910 getrimmt: Mit Holzofen, geölten Fußbohlen, Kleidern und Schiefertafel. „Darin können die Kinder spielen“, sagte die Geschäftsführerin.
Langfristig solle – auch wenn die Kinder im Einzugsgebiet älter würden – in dem alten Schulhaus in Trägerschaft der Erziehungs- und Bildungswege eine private, bilinguale Grundschule entstehen. „Wir möchten gerne, dass die bei uns erworbenen Englischkenntnisse weiter gefördert werden“, so Niepraschk.
Die ehemalige POS 26 Adolf Diesterweg war nach der Wende zunächst in die Katharinenholz-Gesamtschule, die aus drei Standorten bestand, übergegangen und dann zum Schuljahr 1998/99 geschlossen worden.
Nicola Klusemann
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