Landeshauptstadt: Experte für Knobelsdorff
Architektur-Professor fordert „Kopie statt Chimäre“
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Innenstadt - Im Vorfeld der Jurysitzung für den Landtagsneubau auf dem Alten Markt am 15. Januar 2009 sprechen sich Schlossbefürworter erneut für eine möglichst große Annäherung an den Vorgängerbau, das Potsdamer Stadtschloss, aus. Professor Dr. Hermann Wirth, geborener Potsdamer und emeritierter Architektur-Professor der Bauhaus-Universität Weimar, fordert ein verstärktes Engagement der Denkmalschützer für den Wiederaufbau des Stadtschlosses. Es widerspreche dem Ethos der Architekten, sich für die Kopie einer alten Fassade auszusprechen. Daher müssten die Architekten durch die Denkmalpfleger „im Zaum gehalten werden“, erklärte Prof. Wirth gegenüber den PNN. Nur die Denkmalpfleger seien in der Lage, dafür zu sorgen, dass der Neubau „eine Kopie wird und keine Chimäre“.
Dass ein Neubau überhaupt Gegenstand des Denkmalschutzes sein kann, begründet der Architekturprofessor im Fall des Potsdamer Stadtschlosses mit zwei Argumenten: Zum einen seien viele Originalteile der Knobelsdorff-Fassade vorhanden. Zum anderen habe der vernichtete Vorgängerbau eine „überdurchschnittliche Wertfülle“ besessen. Stände das Potsdamer Stadtschloss noch, wäre es heute ein hochwertiges Denkmal. Eine solche Wertfülle sei durch einen Neubau nicht zu erreichen, es würde ihm die „Weihe“ fehlen. Das Stadtschloss habe sich dagegen als Denkmal und als gestalterisches Element der Potsdamer Mitte bewährt. Moderne Entwürfe seien dem Konkurrenzdruck durch das wertvolle Alte nicht gewachsen. „Knobelsdorffs Entwürfe“, erklärte der Universitäts-Professor, der auch Mitglied der Unesco-Welterbe-Organisation Icomos (International Council on Monuments and Sites) ist, „liegen immer mit auf dem Tisch“. Konkret sprach sich Prof. Wirth für eine Rekonstruktion der historischen Innenhof-Fassade aus: „Das Fortuna-Portal muss ja irgendwo hinführen.“ Der Hof sei aber groß genug, um einen Einbau zu vertragen – wenn dieser „einen Respektabstand zu den inneren Fassadenfluchten einhält“. Bereits der frühe Entwurf des Potsdamer Architekten Günter Vandenhertz sah einen Plenarsaal im Innenhof des Schlosses vor. G. Berg
G. Berg
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