zum Hauptinhalt

Von Guido Berg: Experten fordern Lenné-Garten

Unterschriften gegen Bürgerbahnhofs-Pläne / CDU-Antrag / Professor Pirzio-Piroli: „Wollen Sie Kultur?“

Stand:

Potsdam-West - Die Debatte um den Lenné-Garten am Bürgerbahnhof wird zu einem Politikum. Hochrangige Fachleute sowie Bürger von Potsdam-West setzen sich für eine Wiederherstellung des Lennéschen Bahnhofsgarten im Umfeld des Welterbes von Sanssouci ein. Stein des Anstoßes sind die Pläne des Investors Josef Laggner, im Zuge der Sanierung des Bürgerbahnhofes auf dem Areal des Lennéschen Gartens einen Parkplatz zu errichten. Potsdam hat wegen der drohenden weiteren Bebauung des Glienicker Horns ohnehin derzeit große Schwierigkeiten mit den Welterbeschützern der Unesco. Giulio Marano, Chef von Icomos Deutschland, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, kündigte an, er wolle bei seinen Gesprächen mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in der kommenden Woche nicht nur das Glienicker Horn, sondern auch den Bürgerbahnhof ansprechen. Die Laggner Gruppe wollte sich zum Thema Lenné-Garten nicht äußern.

Während die Untere Denkmalschutzbehörde nach PNN-Informationen von einer „möglichen Lenné-Planung“ ausgeht, deren Wiederherstellung „keinen Sinn“ mache und sich der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) gegenüber den PNN zu der Aussage hinreißen ließ, den Lenné-Garten habe „es nie gegeben“, werden nun gegenteilige Stimmen laut. Hat bereits der langjährige Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates der Schlösserstiftung, Professor Adrian von Buttlar, den Lenné-Garten als „unbedingt erhaltenswert“ bezeichnet (PNN berichtete), ist es nun Professor Michael Seiler, Gartendirektor a. D. der Schlösserstiftung, der zu klaren Worten findet: „Einen Bahnhofsgarten von Lenné gibt es nur einen – diesen!“, sagte er den PNN. Als Vorsitzender der Pückler-Gesellschaft erklärte Seiler: „Es ist ganz wichtig, den Garten zu erhalten.“ Peter Joseph Lenné, 1863 mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Potsdam geehrt, sei „kein Königsknecht“, sondern „ein selbstbewusster, sozial aufgeklärter Rheinländer“ gewesen. Lennés Bahnhofsgarten sei ein Objekt in der Pufferzone des Welterbes. Der Sprecher der Schlösserstiftung, Ulrich Hinze, erklärte, die Stiftung werde das Vorhaben genau „beobachten“ und sich gegebenenfalls zu Wort melden. Das hatte sie bereits 2005 getan, als sie den Plänen der Bundeseisenbahn-Vermögen für einen Neubau auf dem Areal den Konsens verweigerte.

Vehement setzt sich auch Professor Roberto Pirzio-Piroli für den Lenné-Garten ein. Pirzio-Piroli hat den Masterplan für die Lennésche Feldflur erarbeitet. „Wollen Sie mehr Tourismus, wollen Sie mehr Kultur?“, so Pirzio-Piroli gestern gegenüber den PNN. Wer den Lennéplan über die Realität des Bürgerbahnhof-Umfeldes lege, der erkenne, dass eine Rekonstruktion „ganz leicht“ sei: „Es passt perfekt.“

Die Berliner Landschaftsarchitektin Katharina Baumgart, Autorin eines Gutachtens über den Bürgerbahnhof, bezeichnete die Parkplatz-Pläne gestern als „enttäuschend“. Auch in der Stadt Potsdam regt sich Widerstand: Die Potsdamerin Bettina Malon erklärte, der Lenné-Garten müsse „eine Chance“ bekommen. Wie sie den PNN sagte, hat sie bereits 50 Unterschriften für den Garten gesammelt. Eingeschaltet hat sich auch die CDU-Stadtfraktion, die sich mit einem Antrag Klarheit über Laggners Pläne verschaffen will. Die CDU spricht sich darin gegen eine geplante Änderung des Bebauungsplanes aus, mit dem die Zerstörung des fragmentarisch erhaltenen Lenné- Gartens legalisiert werden soll.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })