Landeshauptstadt: Exploratorium bangt um Existenz
Mitmach-Welt trägt sich nur über Eintrittsgelder / „Gesunde Basisförderung“ fehlt / Minister nimmt Anteil
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Babelsberg - Nach nur einem Jahr Bestehen fürchten die Betreiber des Exploratoriums jetzt um ihre Existenz. „Die erste Hälfte des Monats arbeiten wir nur für unsere Unkosten“, erklärte Axel Werner, Mitbegründer des „Kinderlabors“ und Vorsitzender des Trägervereins. Man stehe finanziell enorm unter Druck, so Werner. Das liege vor allem daran, dass die einzige Einnahmequelle die Eintrittsgelder seien. „Uns nährt kein öffentlicher Topf“, so Werner.
Und das führe vor allem in besucherschwachen Monaten zu Schwierigkeiten. Insgesamt müsse der Verein für Miete und Energiekosten monatlich 15 000 Euro aufbringen. Hinzu käme noch das Gehalt von acht festangestellten Mitarbeitern. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer sowie die jüngst angestiegenen Energiekosten setzten der gemeinnützigen Einrichtung zusätzlich zu. Gerade erst reagierte der Betreiber deshalb mit einer Erhöhung der Eintrittspreise (PNN berichteten). „Wir hoffen, dass unsere Besucher für diese Maßnahme Verständnis zeigen“, sagte Exploratoriumssprecherin Teresa Döring. Dass die Besucher ausblieben, fürchte er nicht, sagte der Vorstandsvorsitzende. Im ersten Jahr zählte die interaktive naturwissenschaftliche Ausstellung rund 90 000 Besucher – darunter viele Kita- und Schulgruppen. Das stimme mit den Erwartungen überein, so Werner.
Natürlich sei man in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen, erklärte der Physiker. So habe der Verein beispielsweise beim brandenburgischen Bildungsministerium angefragt, dort aber lediglich die Auskunft erhalten, dass das Exploratorium zu keinem Förderprogramm passe. Bildungsminister und Schirmherr Holger Rupprecht ließ gestern über seinen Pressesprecher Stephan Breiding ausrichten, dass er an der prekären Situation Anteil nehme. Rupprecht hoffe, dass es mit der Mitmach-Welt weitergehe. Er prüfe außerdem gerade, wie sein Ministerium das jüngste Projekt – ein mobiles Exploratorium – unterstützen könne.
Mit dem städtischen Jugendamt, so Axel Werner, existiere zwar eine Bildungspartnerschaft über ein Weiterbildungsprogramm für Kita-Erzieherinnen und Hortnerinnen. Geld fließe aber nicht, so der Vereinsvorsitzende. Auch den Kontakt zu verschiedenen Stiftungen habe er aufgenommen. Deren Programme seien aber auf den Anschub von Teilprojekten und nicht auf die generelle Förderung einer Institution ausgelegt, sagte Werner. „Was wir brauchen, ist eine gesunde Basisfinanzierung“, so der Vereinsvorsitzende. In Deutschland gebe es vergleichbare Vorhaben, die finanziell abgesichert seien. Axel Werner nannte als Beispiel Bremen. Dort habe die Stadt ein Science-Center für viele Millionen Euro errichtet und die Mitarbeiter der Experimentierwelt zum Teil sogar bei der Stadt angestellt. Dem Exploratorium sei schon damit geholfen, „wenn uns die Miete erlassen würde“, sagte der Vereinsvorsitzende.
Im September 2006 waren die Potsdamer Wissenschaftler mit ihren selbstgebauten Versuchsanordnungen als Stammsitz in eine Industriehalle nach Babelsberg gezogen. Dort zeigen sie auf 1600 Quadratmetern inzwischen knapp 140 interaktive Exponate.
Nicola Klusemann
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