Landeshauptstadt: Extraportion Freiheit
Sieben junge Potsdamer haben den Simple BMX Jam im Jugendclub j.w.d. organisiert – ein Hausbesuch
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Bunny Hop hat fast nichts mit einem Hasen zu tun. Dafür aber mit Hüpfen. Denn bei einem Bunny Hop muss ein Fahrer mit seinem BMX-Rad möglichst hoch über ein Hindernis springen. An diesem Samstag lassen sich in Potsdam viele Bunny Hops sehen: Beim „Simple BMX Jam“ im Funsportpark des Lindenparks in der Stahnsdorfer Straße.
Sieben junge Männer haben den „Jam“ organisiert. Sie sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, viele von ihnen haben keine Arbeit – erzählen sie. Hausbesuch im „j.w.d.“, dem angrenzenden Jugendclub des Lindenparks. Hier trifft sich die Gruppe immer, wegen des Funparks nebenan. Alle verbindet die Leidenschaft für das BMXen, für diese Mischung aus Funsport, Extremsport und einem bestimmten Lifestyle. Seit drei Monaten arbeiten sie nun an der Vorbereitung. Tinko Jäckel, Sozialpädagoge beim j.w.d., ist dabei lediglich Helfer im Hintergrund: „Die Jungs sollen das allein machen. Wir wollen nur Hilfe zur Selbsthilfe geben.“ Letztes Jahr kamen über 100 Leute zum Zuschauen, erzählt der 26-jährige Rico Abraham: „Dieses Jahr hoffen wir auf mehr.“
BMX-Fahrer – so der Eindruck im j.w.d. – sind durchschnittlich eher jung, meist männlichen Geschlechts und erkennen sich leicht untereinander. Nicht die Kleidung ist auffällig, aber die auffallend kleinen Fahrräder mit dem niedergeschraubten Sattel. Viele hören beim Fahren Rock-Musik, gerne über Kopfhörer und „ganz laut“. „Man kann beim BMXen wunderbar mit sich allein sein“, erzählt Tinko Jäckel vom „j.w.d.“. Es sei ein „sehr freier und antirassistischer Sport“, so der Sozialpädagoge: „Da ist es Wurst, wer man ist.“ Mitorganisator Rico Abraham kennt noch eine Aufgabe des Sports – als Mittel, „um Stress abzubauen“.
Nur ein Problem gibt es. „Leider können unsere Jungs nicht zu den großen Wettbewerben in anderen Städten reisen,“ bedauert Tinko Jäckel. Dafür sei einfach kein Geld da. Während andere BMXer das Geld zum Reisen haben, denen aber die Zeit zum Üben fehlt, sei das bei „den Jungs“ genau anders herum.
Etwa 20 bis 30 aktive BMX-Fahrer gibt es in Potsdam. Der Funsportpark mit seinen Hindernissen und tragbaren Rampen sei dabei die Hauptanlaufstelle für BMXer und Skater aus der Region geworden, erzählt Jäckel. Wer es noch größer will, müsse nach Berlin fahren. Doch auch das „j.w.d“ am Rand von Babelsberg ist nicht unbedingt einfach zu erreichen, „janz weit draußen“ eben.
Doch das sei wohl auch besser so, glaubt Rico Abraham: „ wegen der Geräusche.“ Das Problem erklärt er mit Fachausdrücken: Bail heißt zum Beispiel ein kontrollierter Sturz beim BMX-Fahren. Slam bedeutet, dass beim Sturz etwas schief gegangen ist. In beiden Fällen fliegen Mensch und Fahrrad krachend zu Boden. Wegen der Geräusche gibt es immer wieder “mal Beschwerden von Nachbarn, weshalb jetzt aus Rücksicht Pausenzeiten festgelegt wurden. Zum Frieden soll auch der Wettbewerb am Wochenende dienen: Es wird Musik und Essen geben, Familien sind ausdrücklich eingeladen. „Wir wollen Verständnis dafür schaffen, was bei uns passiert“, sagt Lindenpark-Mitarbeiterin Cäcilie Schröder.
Bleibt nur eine Frage: Fällt der Rekord des Bunny Hop? Bei 95 Zentimetern lag er 2007. Die Jungs im „j.w.d.“ sehen so aus, als wollten sie das übertreffen.
Infos zum „Simple BMX Jam“ und Anmeldungen unter www.lindenpark.de oder Tel.: (0331) 747 970.
Marie Preißler
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