Landeshauptstadt: Exzellente staatliche Schulen in Potsdam Klara Geywitz verteidigt Leistungsklassen und sieht Privatschulen als gewünschte Ergänzung
Die Landesregierung hat nun endgültig landesweit 34 Leistungs- und Begabungsklassen genehmigt, fünf davon in Potsdam. Ist Potsdam mit den so genannten LuB-Klassen überversorgt?
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Die Landesregierung hat nun endgültig landesweit 34 Leistungs- und Begabungsklassen genehmigt, fünf davon in Potsdam. Ist Potsdam mit den so genannten LuB-Klassen überversorgt?
Die LuB-Klassen werden in Potsdam nicht auf Kosten anderer Regionen eingerichtet. Das Schulgesetz sieht landesweit 35 solcher Klassen vor. Es werden aber nur 34 eingerichtet, weil dem Ministerium nicht mehr geeignete Konzepte vorlagen. Hätte es im Land 45 starke Bewerbungen gegeben, hätten sich vermutlich nicht fünf Potsdamer Schulen mit ihren guten Konzepten durchgesetzt. Für Potsdam bedeutet dies, dass theoretisch 15 Prozent der Grundschulkinder nach der vierten Klasse in eine LuB-Klasse wechseln könnten. Das sind mehr als die angestrebten fünf Prozent. Aufgrund steigender Schülerzahlen in Potsdam und der Kinder aus den Umlandgemeinden, die diese Klassen auch besuchen, gehe ich jedoch zukünftig von nicht mehr zehn Prozent eines Jahrgangs aus. Das gefährdet die sechsjährige Grundschule in Potsdam nicht.
Der Andrang an einigen Gymnasien ist so groß, dass andere Standorte von der Zweitwunschregel profitieren könnten.
Diese Ausgleichskonferenz halte ich persönlich für schwierig. Die Eltern und Schüler bewerben sich nach den jeweiligen Begabungen an den speziellen Profilen der Schulen, eine Aufteilung nach dem Platzangebot und nicht nach Bildungsangebot ist kritisch.
Vor zwei Jahren sind die Oberschulen als Regelschule eingeführt worden. Warum droht in Potsdam die Hälfte der bislang acht Schulen wegen mangelnder Schülerzahlen im Sommer das Aus?
Wir haben hier eine landesweite Sondersituation. Während in den letzten Jahren in anderen Regionen der Trend weg von den Gesamtschulen zu beobachten war, ist die Schulform in Potsdam akzeptiert. Was sollte man tun? Gut funktionierende Gesamtschulen in Potsdam zu schließen wäre falsch gewesen. Die Qualität der Schulen hat das Anwahlverhalten beeinflusst und einen Wettbewerb ausgelöst, in dem die Schulen ein Image bekommen haben. Die Gesamtschulen hätten danach jederzeit locker vier oder fünf Klassen je neuem siebten Jahrgang aufnehmen können. Dann wären alle anderen gefährdet gewesen. Also haben wir die Aufnahme auf drei Klassen pro Jahrgang beschränkt.
An den Gymnasien wird aufgrund der hohen Anwahl bemängelt, dass es kaum noch homogene Lerngruppen gibt.
Derzeit wird jeder freie Platz mit einem Schüler belegt, das Problem ist erkannt worden. Daher wird ab dem nächsten Jahr die neue Regelung des Notendurchschnitts als Zugangsbedingung für ein Gymnasium greifen. Dann darf die Notensumme der Hauptfächer sieben nicht überschreiten.
Welche Auswirkungen wird das auf das Schulnetz in Potsdam haben?
Auch in Zukunft wird jeder geeignete Schüler in Potsdam ein Abitur machen können. Glücklicherweise haben wir in Potsdam ein breites Bildungsangebot. Abitur nach zwölf Jahren an Gesamtschulen und Gymnasien, aber auch nach 13 Jahren an Gesamtschulen. Damit ist gewährleistet, dass auch gute Oberschüler nach der zehnten Klasse weiter zum Abitur gehen können.
Schon heute wird seitens der CDU bemängelt, dass es im Stadtteil Babelsberg kein Gymnasium mehr gibt.
Ich sehe keine Nachteile dadurch für den Stadtteil. In Potsdam gibt es andere Bedingungen als in einer Stadt, in der das einzige Gymnasium geschlossen wird. Es war auch eine Abstimmung mit den Füßen. Für die Eltern hat im Fall des Espengrund-Gymnasiums auch nicht die Nähe zur Schule als Argument genutzt. Schüler fahren heute von Potsdam-West ins Zentrum-Ost oder kommen von außerhalb in die Stadt, um zu lernen.
Was wird sich an den Grundschulen bewegen, nachdem die Schulbezirke aufgehoben worden sind und die freie Wahl für die Eltern besteht?
Bei Grundschulen ist dieses System differenzierter zu betrachten. Der Charakter einer Grundschule sind kurze Wege und gemeinsames Lernen. Die Kiezschule erfüllt auch eine soziale Komponente, wenn die verschiedensten Kinder alle aus dem direkten Umfeld kommen. Und in den Nachmittagsstunden hat man seine Klassenkameraden in der Nachbarschaft.
Inwieweit profitieren die Freien Schulen davon, die in Potsdam inzwischen einen erheblichen Schulanteil eingenommen haben?
Grundsätzlich, es gibt sehr gute private Schulen, aber auch welche, die ich aus pädagogischen Gründen nicht empfehlen würde. Wir haben exzellente staatliche Schulen in Potsdam, die sollten sich die Eltern erst anschauen, bevor sie den langen Weg einer eigenen Schulgründung gehen. Jedoch steht es nach dem Grundgesetz jedem prinzipiell frei dies zu tun.
Warum hat Brandenburg im Vergleich zu anderen Bundesländern eine attraktive Gesetzesregelung zur Unterstützung freier Schulen?
Freie Schulen sind als Ergänzung zum regulären Schulsystem im Interesse des Landes, etwa bei der Erprobung neuer pädagogischer Konzepte oder im Bereich der Förderschulen wie etwa Potsdams Oberlinschule.
Die Fragen stellte Jan Brunzlow
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