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Von Günter Schenke: Fahrland kontra Tierheim

Laute Proteste im Ortsbeirat / Beigeordnete Müller-Preinesberger: Entscheidung im April

Stand:

Fahrland - Die neuen Pläne für ein Tierheim in Fahrland stoßen bei den Anwohnern auf heftigen Widerstand. Wie berichtet, gibt es nach einer öffentlichen Ausschreibung nur einen einzigen Bewerber: Eine Bietergemeinschaft aus der Gesellschaft für berufliche Bildung (GBA) und der Tiertafel Deutschland. Die GBA will einen Teil ihres sechs Hektar großen Grundstücks – jetzt genutzt als Ausbildungsstätte – am Ende der Fahrländer Kienhorststraße für den Tierheimbau zur Verfügung stellen. Die Tierhaltung soll laut Ausschreibung mit einer sozialpädagogischen Betreuung von Jugendlichen kombiniert werden.

Bei der Sitzung des Ortsbeirats am Mittwochabend brachten im überfüllten Klubraum der Freiwilligen Feuerwehr zahlreiche Bewohner massive Argumente gegen das Tierheim und dessen Koppelung mit einem „nebulösen Jugendprojekt“ vor. „Die Leute sind wegen der Ruhe hier auf den ehemaligen Apfelacker gezogen und jetzt kommt das Hundegebell“, hieß es. „Wir haben vor zwei Wochen unser Eigenheim bezogen und erfahren jetzt aus der Zeitung, dass ein Tierheim gebaut wird“, schimpfte Julia Zobelt. Die junge Frau, die sich als „alte Fahrländerin“ bezeichnet, hält nichts von der Kombination von Tierheim mit Jugendprojekt. Schon jetzt lägen die Bierflaschen am GBA-Gelände herum und sie selbst habe „Anpöbeleien“ durch dort betreute Jugendliche erfahren müssen.

Ortsvorsteher Claus Wartenberg (SPD) fasst die Meinungen zum Tierheim so zusammen: „Wir wollen es nicht“. Doch so rigoros sind nicht alle im Ortsbeirat. So fordert Birgit Eifler (Bündnis 90/Die Grünen) vor allem gründlichere Informationen und eine Versachlichung der Diskussion. Letzteres ließ am Mittwochabend auf sich warten. Es gab lautes Geschrei, Zwischenrufe, höhnisches Gelächter und Drohungen mit Gerichtsverfahren. Die zuständige Sozial beigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) konnte kaum einen Satz ungestört zu Ende sprechen.

In der Sache fürchten die Anwohner neben dem Hundegebell eine Zunahme des Verkehrs auf der einzigen Zufahrtsstraße und eine Wertminderung ihrer Grundstücke. Für das sozialpädagogische Konzept, das im Detail nicht bekannt ist, gibt es nur Ablehnung. Ortsbeiratsmitglied Heinz-Lothar Christl (CDU) sagte ironisch: „Sie wollen problembehaftete Tiere mit problembehafteten Jugendlichen zusammenbringen und damit ein positives Ergebnis erzielen: Das kann nicht funktionieren“. GBA-Chef Lutz Resech führte dagegen an, dass seine Gesellschaft bereits seit zwanzig Jahren in Fahrland tätig sei. Dass es Probleme mit den Jugendlichen gebe, höre er zum ersten Mal. Claudia Hollm von der Tiertafel verteidigt die Jugendlichen, denen es zwar manchmal an Zuverlässigkeit und Anstand fehle. „Aber das sind zum Teil unsere Kunden und die halten zur Stange, weil es etwas sehr Schönes ist, mit Tieren zu arbeiten“. Die Kombination eines Tierheimes mit so einem Jugendprojekt sei „einzigartig in Deutschland“. Neben der Aufnahme von Fund- und Verwahrtieren sei außerdem eine Tierpension geplant. Die etwa 50 Hunde würden kaum in Käfigen, sondern in Rudelhäusern gehalten.

Müller-Preinesberger sagte, dass die Eignung des Geländes für den Tierheimbau geprüft sei. Es handele sich weder um ein Naturschutz-, noch um ein reines Wohngebiet. Für ein Tierheim im Außenbereich gebe es sogar ein „privilegiertes Baurecht.“ Trotzdem die ersten Wohngebäude erst 400 Meter entfernt sind, versprach die Beigeordnete Lärmprüfungen und -schutzmaßnahmen sowie die Einbeziehung des Ortsbeirates beim weiteren Vorgehen. Im Moment sei das Bieterverfahren noch nicht abgeschlossen. Spätestens im April werde der Vorschlag aber im Hauptausschuss vorliegen. Bei der Umsetzung des Projektes werde die Betroffenenvertretung von Fahrland einbezogen, so die Dezernentin.

Seit Jahren wird in Potsdam ein Areal für ein neues Tierheim gesucht. Auch die Idee, es in Eiche am Weg nach Bornim zu errichten, hatte zu massiven Anwohnerprotesten geführt.

Günter Schenke

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