Landeshauptstadt: Falle für Rollstuhlfahrer
Behindertenvertreter kritisieren Potsdam-Museum erneut. Beirat will Schnittstelle zum Bauamt
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Auf ihrer Internetseite bewirbt die Stadt das Potsdam-Museum als barrierefrei – die Realität in dem im August 2012 eröffneten Museum im Alten Rathaus sieht aus Sicht des Behindertenbeirats aber noch ganz anders aus: Von Mülleimern im Rampenbereich, Tapetentüren, „die ein Sehbehinderter nicht findet“, und fehlenden Stufenmarkierungen berichtete Andreas König, der stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirats, bei der Sitzung am gestrigen Donnerstag. Für Rollstuhlfahrer erweise sich schon der Eingangsbereich mit zwei schleusenartigen Türen als regelrechte Falle: „Die Türen schließen sich und er ist darin gefangen“, sagte König: „Das muss unbedingt geändert werden.“ Ob und wann es dazu kommt, ist aber offenbar unklar: „Wir versuchen, einen Termin zu bekommen“, erklärte Beiratsmitglied Stephanie Seidel. Barrieren in dem neuen Museum hatten Behindertenvertreter bereits im November vergangenen Jahres kritisiert (PNN berichteten).
Auch mit der Entwicklung im Stadthaus ist der Beirat nicht zufrieden: Zwar soll es im Rahmen der aktuellen Sanierungsmaßnahmen bald einen Fahrstuhlzugang von der Friedrich-Ebert-Straße aus geben. Trotzdem gebe es noch viele Schwachstellen, etwa eine unzureichende Beleuchtung, die Beschilderung und die Markierung der gewundenen Treppen im Eingangsbereich. „Die Planer verstecken sich oft hinter dem Denkmalschutz“, kritisierte Jan-Peter Schmarje, der Beiratsvorsitzende. Das Rathaus müsse aber für jeden zugänglich sein, betonte er.
Um die Einhaltung der Barrierefreiheit bei künftigen Bauprojekten besser zu gewährleisten und schneller reagieren zu können, wünscht sich der Beirat eine Schnittstelle mit dem Bauamt, wie Andreas König sagte. Denkbar sei etwa, dass ein Mitarbeiter der Baubehörde an den Beiratssitzungen teilnehme.
Bei anderen Bauprojekten klappt das schon besser: So seien die Anregungen des Beirats bei der Planung des Umbaus des Bahnhofs Charlottenhof, wo bekanntlich ein Lift entstehen soll, aufgenommen worden, sagte Jan-Peter Schmarje. Auch beim Wissensspeicher sind die Beiratsmitglieder optimistisch: Nachdem bei einer ersten Begehung einige Mängel in Sachen Barrierefreiheit festgestellt wurden – Schmarje nannte etwa Treppengeländer, die nicht der DIN-Norm entsprachen, sowie Stolperfallen an den Treppen – gebe es am 15. April einen zweiten Ortstermin. Nur lobende Worte hatte Andreas König für die Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Planung des Uferweges vom Hauptbahnhof zur Speicherstadt. Der Beirat sei schon in die Vorplanungen einbezogen worden. Gemeinsam seien gute Lösungen etwa für Beleuchtung und Gefälle gefunden worden. jaha
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