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Berauschendes Blühen. Argyreia nervosa wirkt ähnlich wie LSD.

© Carolin Kleinke

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Die Hawaiianische Holzrose ist aus Indien

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Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Der Name ist irreführend, und das gleich doppelt. Zwar kommt die Hawaiianische Holzrose (Argyreia nervosa) auf Hawaii vor, aber sie stammt nicht von dort, sondern aus Indien. Wann und wie sie nach Hawaii kam, ist nicht bekannt. Zweitens handelt es sich nicht um eine Rose, sondern um eine Winde, wie schon die eleganten trichterförmigen Blüten vermuten lassen.

In Indien wird die Pflanze schon lange als Heilpflanze verwendet und gegen zahlreiche Gebrechen und Schwächen empfohlen, vor allem der Wurzelstock, aber auch die Blätter. Erst in moderner Zeit hingegen wurde in den Samen Ergin gefunden. Ergin (Lysergsäureamid, LSA) löst Halluzinationen aus, ähnlich wie die besser bekannte synthetische Droge LSD (Lysergsäurediamid), aber etwas schwächer. Berichtet werden unter anderem intensive Farb-, Musik- und Lichtempfindungen sowie eine veränderte Wahrnehmung von Zeit und Umgebung. Der Konsument weiß dabei aber, dass die wahrgenommenen Dinge zum Rausch gehören und nicht real sind. Nebenwirkungen können zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen, Frieren oder Schwitzen sowie erhöhter oder erniedrigter Blutdruck sein. Stärkere Giftwirkungen bei höheren Dosen sind anzunehmen, aber bisher nicht ausreichend untersucht.

Eine Suchtgefahr im Sinne körperlicher Abhängigkeit existiert nicht, wie bei Halluzinogenen fast generell. Allerdings bestehen die üblichen Risiken halluzinogener Drogen: Horrortrip, Hängenbleiben, Psychose. Beim Horrortrip werden latent vorhandene negative Empfindungen, Ängste und Besorgnisse auf sehr unangenehme, bedrängende Weise verstärkt. Beim Hängenbleiben, das sehr selten dokumentiert ist, bleibt der durch die Droge veränderte Bewusstseinszustand dauerhaft bestehen. Auch Psychosen können durch den Konsum ausgelöst werden, besonders bei psychisch labilen, aber sogar bei anscheinend stabilen Personen.

Auch wenn die Hawaiianische Holzrose bisher in keinem Land der Welt verboten wurde, sodass sie seit der Entdeckung des Ergingehalts ein billiges, legales Rauschmittel darstellt, ist beim Konsum – ein bis zwei Kapseln, die jeweils vier Samen enthalten, gelten als normale Dosis – also Vorsicht geboten. Ein erhebliches Risiko ist auch das verminderte Bewusstsein von Gefahren und die eingeschränkte Fähigkeit, angemessen zu reagieren – eine Gemeinsamkeit vieler Rauschzustände, auf den Alkoholrausch trifft dies ja ebenfalls zu.

Die Hawaiianische Holzrose wird heute in vielen Ländern kultiviert, vor allem als Zierpflanze. Neben den großen, lilarosafarbenen Trichterblüten ist auch das Laub sehr schön: Die großen, herzförmigen Blätter sind stark und gleichmäßig gerippt und an der Unterseite seidig silberweiß behaart. Zum Gedeihen benötigt die Pflanze tropische Bedingungen, dann entfaltet sie ihr Wachstumspotenzial mit vielen Meter langen, windenden Trieben. Michael Burkart

Michael Burkart

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