Landeshauptstadt: Falscher Bombenalarm
Zeugen bestreiten, dass sie Koffer abgestellt haben
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Innenstadt- Wer hat den Koffer vor das Garnisonkirchengerüst abgestellt? Noch immer hat die Polizei keine belastbare Spur zu den Verursachern des Bombenalarms am Donnerstagabend (PNN berichteten). Wegen des herrenlosen Gepäckstücks, in dem sich lediglich leere Einweckgläser und alte Zeitungen befanden, mussten 14 Anwohner und das Sicherheitspersonal des Gebäudes der Industrie- und Handelskammer bis 23.30 Uhr die Breite Straße verlassen.
Laut Polizeichef Ralf Marschall ermittle sie aber weiter „wegen des Verdachts auf Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“. Noch in der Nacht zu gestern habe sie zwei 18-jährige Potsdamer vernommen, die nach Angaben von Zeugen vom herrenlosen Koffer weg gerannt waren. Die Polizei schloss gestern nicht aus, dass es sich bei den beiden Jugendlichen um diejenigen handelt, die das Gepäckstück abgestellt haben. Allerdings hätten diese beteuert, dass der Koffer „schon da stand“, sagte Marschall den PNN. Entdeckt hatten ihn zwei Teilnehmer eines „Club-Abends“ der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche am Donnerstag gegen 20 Uhr, so der Vorsitzende Johann-Peter Bauer, der die Veranstaltung im ehemaligen Fahrradladen auf der Breiten Straße leitete. Sie hätten durch das Fenster gesehen, wie „zwei jüngere Leute einen kleinen schwarzen Koffer abstellten und sich eilig entfernten“, erinnert sich Bauer. Die „verunsicherten“ Vereinsmitglieder hätten darauf die Polizei gerufen. Nach wenigen Minuten seien fünf Streifenwagen mit Blaulicht eingetroffen. Die Polizisten sperrten die Breite Straße zwischen Dortustraße und Lange Brücke. Auch die 40 Veranstaltungsteilnehmer mussten das Sperrgebiet verlassen. Gegen 22.45 Uhr stellten dann die beiden von der Potsdamer Polizei hinzugezogenen Sprengstoffexperten fest, dass der Koffer kein gefährliches Gut barg. Dafür röntgen sie ihn mit einem kleinen ferngesteuerten Spezial-Roboter.
Seit dem Anschlag auf das Worldtrade-Center 2001müssten die Sprengstoffexperten in Brandenburg etwa alle zwei Wochen zum Einsatz, so Toralf Reinhardt, Sprecher des Landeskriminalamtes. Zum einen gebe es „Trittbrettfahrer“, aber die Bevölkerung sei auch sensibler geworden und melde in den meisten Fällen lediglich vergessene Taschen der Polizei.
Vereinschef Bauer hofft nun, dass es sich um einen Dummen Jungen-Streich handelt. Er wolle der Vorfall nicht überbewerten, aber dennoch ernst nehmen, sagte er. Ob es sich dabei tatsächlich um eine Straftat handle könne die Polizei allerdings erst beurteilen, wenn sie die Beschuldigten gefunden habe, betonte Marschall. Auch die Vortäuschung einer solchen Gewalttat ein Verbrechen sein, erklärte der Polizeichef.
Der geplante Wiederaufbau der Garnisonkirche ist umstritten, weil sich 1933 am „Tag von Potsdam“ Hitler und Hindenburg dort begegneten. J. Wedemeyer
J. Wedemeyer
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