ATLAS: Falsches Signal
Nicola Klusemann über den Ausstieg aus dem Anti-Gewalt-Kurs
Stand:
Jugendarrest oder gar Gefängnis muss die letzte aller Möglichkeiten bleiben, einen straffällig gewordenen Jugendlichen zu sanktionieren. Hinter Schloss und Riegel, so sehen es eine Vielzahl von Jugendrichtern zu recht, findet keine Aufarbeitung der Tat statt. Im schlimmsten Fall ist es sogar ein Ort, an dem jugendliche Täter lernen, wie sie das nächste Mal aggieren müssen, um nicht wieder im Knast zu landen. Wenn aber Kommunen immer weniger bereit sind, die Alternativen zum Freiheitentzug zu bezahlen, wird den Richtern künftig keine andere Möglichkeit als die des Wegsperrens beliben. Denn Arrest und Gefängnis werden von der Justiz bezahlt, die anderen Maßnahmen wie Sozialstunden, Täter-Opfer-Ausgleich und eben Anti-Gewalt-Kurse müssen Städte und Gemeinden tragen. Dass die Kommunen sich aber nicht mehr in der Lage sehen, dafür aufzukommen, zeigt das Beispiel Potsdam-Mittelmark. Der Landkreis hat gerade seine Beteiligung am Anti-Aggressiontraining gestoppt. Verständlich angesichts knapper Kassen, die Prioritätensetzung nötig machen. Trotzdem zugleich eine falsche Entscheidung, die sich böse rechen könnte. Noch ist Zeit, diesen Schritt revidieren.
Nicola Klusemann
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