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Landeshauptstadt: Familien auf dem Vormarsch

Potsdam soll familienfreundlicher werden – ein lokales Bündnis will helfen

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Potsdam soll familienfreundlicher werden – ein lokales Bündnis will helfen „Ich bin seit zwei Jahren Mutter und würde nun gerne wieder arbeiten gehen. Aber Potsdam hat einfach zu wenig Betreuungsangebote für Kinder unter 3 Jahren“, trägt eine Mutter ihr Anliegen vor. Zum Bedauern von Nicole Luft war sie am 11. Mai beim Aktions-Telefon des Monatsheftes „PotsKids!“ die einzige Anruferin, die ihre Anregungen und Kritikpunkte zu einem familienfreundlicheren Potsdam vorbrachte. Zusammen mit der Journalistin Barbara Keller gibt die 35-jährige Dipl.-Pädagogin seit letzten Dezember das neue Familienmagazin für Potsdam heraus. „Mit der Telefonaktion wollten wir ein Stimmungsbild einfangen, um genauer zu wissen, wo unsere Stadt ganz konkret Nachholbedarf in Sachen Familienfreundlichkeit hat.“ Es soll die Grundlage für die Gründung eines so genannten „Lokalen Bündnisses für Familie“ in Potsdam bilden. Die Zeichen dafür stehen gut. Auch die Stadt zeigt Interesse. „Wir planen zur Zeit zusammen mit dem Jugendamt für diesen Herbst ein Spitzengespräch, das die Beteiligung verschiedener Interessengruppen der Stadt vorsieht“, sagt die Sozialbeigeordnete der Stadt Elona Müller gegenüber den PNN. Bereits im März diesen Jahres habe auf Initiative des Brandenburger Sozialministeriums ein erstes Grundsatzgespräch zum Thema stattgefunden. Vor wenigen Wochen hat auch die Potsdamer CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Frauen-Union Potsdam-Mittelmark Katherina Reiche offiziell ein kommunales Familienbündnis gefordert. Ausgangspunkt bildet für sie der Familienatlas 2005 der Prognos AG. Er bescheinigt der Stadt Potsdam „ fehlende Perspektiven für Familien“. „Familienfreundlichkeit ist eine gesamtstädtische Aufgabe“, so Müller. Deshalb mache für sie ein Bündnis nur dann Sinn, wenn unter anderem auch Arbeitgeber, Wohnungsunternehmer oder Vertreter für Verkehrssicherheit gemeinsam an einem runden Tisch Lösungen entwickeln. Eben dieses Anliegen verfolgt die Anfang diesen Jahres von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt ins Leben gerufene Initiative „Lokale Bündnisse für Familie“. Bereits 120 Foren haben sich bundesweit gegründet. 150 weitere befinden sich derzeit im Aufbau. Die Idee: Unterschiedliche Gruppen einer Stadt, die mit Kindern zu tun haben, kommen zusammen, um ein positives Klima für den städtischen Nachwuchs zu schaffen. Dabei geht es um ganz alltägliche Dinge wie kinderfreundliche Busse und Ampelschaltungen, Familienpässe für“s Hallenbad oder flexible Angebote zur Kinderbetreuung. Familienförderung vor Ort steht auf dem Programm. Man wolle keine weiteren Debattierclubs, sondern konkrete Lösungen für eine familienbewusste Personalpolitik in Zusammenarbeit mit Unternehmern - so ist der Pressemappe des Bundesministeriums zu entnehmen. Die geringe Resonanz auf die Telefonaktion der „PotsKids!“ kann Nicole Luft nicht entmutigen. Denn Verbesserungen sind ihrer Meinung nach in Potsdam dringend notwendig. Das weiß sie als Mutter schon aus eigener Erfahrung. „Wir müssen eben erst bekannter werden und dann werden die Leute schon reagieren.“ In Potsdam besteht nach Angaben des Bereiches für Statistik und Wahlen der Stadtverwaltung Potsdam jeder fünfte Haushalt aus einer Familie mit Kindern unter 18 Jahren. 8280 Kinder unter sechs Jahren leben in der Landeshauptstadt. Dagegen stehen nur 5757 Plätze in den insgesamt 79 Kitas in freier Trägerschaft für Kinder desselben Alters zur Verfügung. Ihre Auslastung liegt bei 100 Prozent. An dieser Stelle will das Bündnismodell ansetzen und in Sachen Betreuungssituation vor allem die Arbeitgeber stärker in die Pflicht nehmen. Ob das funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Ein Forumsmitglied auf der Homepage der „Potskids!“ äußert sich skeptisch. Seiner Meinung nach hätten Unternehmen wie Deutsche Bank und Siemens ausreichend bewiesen, dass sie nicht an sozialen Aufgaben interessiert seien.Tania Greiner Kommentare, Anregungen und Kritik zu einem familienfreundlicheren Potsdam unter www.potskids.de oder Tel.: (0331) 704 69 74.

Tania Greiner

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