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Landeshauptstadt: Fantasy, Jura, Disziplin

Der 21-jährige Student Marcel Brix hat einen Fantasy-Roman geschrieben, begonnen hat er ihn mit 17

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Auf gar keinen Fall will er etwas schreiben, das auf Tatsachen beruht. Da ist sich der 21-jährige Marcel Brix auch jetzt noch sicher, denn dazu fehle ihm dann doch noch eine ganze Menge Lebenserfahrung. Da liegt es dem Potsdamer schon sehr viel näher, neue Welten zu erfinden, in denen er dann einfach alle Regeln selbst festlegen kann.

Und genau das hat Marcel in seinem ersten Fantasyroman „Homunkulus“ gemacht – und zwar auf 400 Seiten. Dass man das nicht ganz nebenbei schafft, ist klar. Und Marcel gibt auch gerne zu, dass er dafür insgesamt drei Jahre gebraucht habe. „Als ich anfing zu schreiben war ich gerade 17 Jahre alt und dabei mein Abi zu machen, da hatte ich noch genug Zeit für so ein Projekt.“ Eine gewagte Aussage, aber verständlich, wenn man weiß, dass der junge Autor mittlerweile im zweiten Semester Jura an der Universität Potsdam studiert. Immerhin ein Studienfach, dass ja nicht gerade für sein zu geringes Arbeitspensum bekannt ist. Aber auch eines, dass im krassen Widerspruch zur kreativen Arbeit eines Schriftstellers zu stehen scheint. Trotzdem ist Marcel „happy“ mit seiner Wahl, auch wenn viele ihm von einem so drögen Studium abgeraten hatten. „Das ist genauso, wie beim Schreiben“, ist er überzeugt, „man darf sich eben nie von anderen Leuten reinreden lassen. Besonders nicht von denen, die selber nichts zustande brächten und einem deshalb den eigenen Traum nicht gönnten.

Wohl auch wegen dieser Gefahr hielt Marcel seine Arbeit am „Homunkulus“ lange Zeit geheim. Nur seine Familie und Freundin wussten überhaupt von seiner Idee, selbst ein Buch zu schreiben. „Alle anderen hätten mich doch sicher für durchgeknallt oder arrogant gehalten“, so Marcel, der es sich mit seinem Roman eigentlich nur selbst beweisen wollte. Ein ganzes Jahr lang schrieb er dafür fast jeden Tag an seinem Manuskript, erfand eine ganze Fantasywelt und führte sogar imaginäre Interviews mit seinen Figuren. Wozu das gut sein soll? „Man kann den Charakteren nichts aufzwingen“, erklärt der 21-Jährige, „ab einem gewissen Punkt fangen sie einfach an, selbst zu entscheiden, was als nächstes passieren wird.“

Bis in seine Tagträume hinein haben ihn damals die Abenteuer seines Helden, des Zauberlehrlings Serlitho, begleitet, der in „Homunkulus“ gleichzeitig gegen die Ausrottung der Menschheit durch perfektionsbesessene Elfen und einen schier übermächtigen Hexenmeister anzukämpfen hat. Gerade die Idee, die Elfen dabei mal auf die böse Seite des Geschehens zu stellen war dabei der größte Anreiz für den jungen Autor. Denn alle früheren Romanversuche waren für Marcel immer gerade daran gescheitert, dass sie ihm schon bekannt und zu sehr an populären Vorlagen orientiert vorkamen. Auch beim „Homunkulus“ war diese Versuchung groß, schließlich kam fast gleichzeitig die „Herr der Ringe“-Trilogie in die Kinos. Aber Marcel ließ sich davon diesmal bewusst nicht beeinflussen und kreierte absichtlich statt Orks, Trollen und Kobolden einen ganz neuen Schurkentypen – „den Elf auf dem Höhepunkt seiner Macht“.

Weder in diesem ersten, noch in den zwei harten Jahren, in denen der junge Autor seine Fantasystory dann überarbeitete, bekam sie irgendjemand komplett zu Gesicht. Erst bei der Bundeswehr gelang es einem Freund, ihm sein Werk abzuquatschen. Und der war davon gleich so begeistert, dass er Marcel drängte es doch zu veröffentlichen und schließlich sogar selbst einen Verlag suchte. Der druckte es dann kostenlos und ohne Veränderungen in einer Auflage von immerhin 500 Stück. „Das war mir sehr wichtig“, sagt der 21-Jährige, dem es nie in dem Sinn kam, wirklich Geld mit seinem Roman zu verdienen. Seinem plötzlichen „Coming Out“ als Fantasyautor stand er da ja immer noch skeptisch gegenüber, schließlich sei er kein richtiger Schriftsteller, sondern ein ganz normaler Junge und gerade im Moment sowieso hauptsächlich „Vollzeitstudent“.

Denn um wirklich bekannt zu werden, müsste Marcel Brix wohl auf Lesetour gehen. Doch gerade das passt im Moment nicht in seinen Lebensplan. Eher sieht er von Büchern verschüttet in der Uni-Bibliothek beim Recherchieren. Doch auch dafür hat Marcel beim Schreiben seines Buches eines gelernt – und zwar Disziplin zu haben. „Wenn man einmal aufgibt, verliert man ganz schnell den Bezug“, betont er. Und auch wenn der junge Autor schon wieder Ideen für eine neue Geschichte habe, sei ihm zumindest im Moment sein Studium wichtiger – denn man müsse alles einmal mitnehmen im Leben.

Im Internet:

www.www.marcelbrix.de

Anja Garbe

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