Landeshauptstadt: Farbspiele im Landtag
6. Modell Europa-Parlament: schwarz dominierte, bunt war die Diskussion
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6. Modell Europa-Parlament: schwarz dominierte, bunt war die Diskussion Die Debatte über biometrische Pässe für Bürger der Europäischen Union stand im Mittelpunkt einer von acht Resolutionen des 6. Modells Europäisches Jugend-Parlament. Es war ein Argumentationswettstreit von Schülern aus 16 deutschen Bundesländern – auch vom Helmholtz-Gymnasium Potsdam – über zentrale Fragen im europäischen Einigungsprozess. Und er ergab einen Querschnitt über politische Theorien deutscher Jugendliche zu wichtigen politischen Themen der Gegenwart, Meinungsbilder über Europol, den Umgang mit dem Datenschutz oder Maßnahmen zur inneren Sicherheit. Die Resolution zum biometrischen Pass war Bestandteil einer Reihe von Vorschlägen zum Thema innere Sicherheit und Bürgerrechte. Das Bild der 150 Jugendliche in den Reihen des Plenarsaals im Landtag am Brauhausberg war einheitlich, schwarz dominierte, dazu weiße Schilder mit ihren Namen. Die Argumente zu den Themen aber waren bunt wie die politischen Farben Europas. Ein bisschen aufgeregt sei er schon, wenn er sich vor so vielen Schülern zu Wort melden muss, sagte Jonathan Kießig vom Helmholtz-Gymnasium in einer der Sitzungspausen. Acht Schüler der Schule traten unter der Flagge Estlands an, jeder war in einem anderen Ausschuss vertreten und musste am Donnerstag und Freitag die erarbeiteten Resolutionen im Plenarsaal abstimmen lassen. Und wer nicht im Ausschuss saß, konnte vor der Abstimmung Sachfragen und Meinungen in der Debatte loswerden. Die Helmhöltzer wurden durch Harald Kümmel, Stadtverordneter der SPD, betreut und trainiert, einen Lehrer gibt es für das Projekt an der Schule noch nicht Anfangs haben sich zwölf politisch interessierte Schüler in einer Arbeitsgemeinschaft getroffen, um sich auf das Modell Europa- Parlament vorzubereiten, am Ende seien sie nur noch acht gewesen. Eine Woche parlamentarischer Arbeit macht kämpferisch, so sagte für Schweden angetretene Blondschopf Marcel Paradis nach einem Wortgefecht zu seinem Gegenpart aus Tschechien triumphierend: „Na, was sagen Sie nun.“ Die Sprache hatte es ihm nicht verschlagen, auch nicht bei der Argumentation über die Stärkung von Europol und der Einführung des biometrischen Reisepasses. Er fragte nach, wann ein Mensch dieser Resolution zufolge terrorverdächtig sei und führte Parallelen zum dritten Reich an, als es hieß, „dieser Mann verhält sich jüdisch, bitte prüfen sie das“, so der Schüler. Die Resolution, Inhalt ist unter anderem die bessere Grenzsicherung, Stärkung einer europäischen Polizei und eine Ausweitung der Europadatei, um Terrorverdächtige besser finden zu können, wurde übrigens mit großer Mehrheit angenommen. Von den Potsdamer stimmte ein Schüler dagegen, die Schule in Vertretung von Deutschland praktizierte dabei ihre eigene Abstimmungsdemokratie. Ein Abgeordneter wollte dagegen stimmen, doch er musste umschwenken, weil sich die Fraktion einen einstimmigen Bescheid wünschte. Das sehe besser aus, tuschelten sie – große Politik auf einer kleinen Bühne. Jan Brunzlow
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