Landeshauptstadt: Fast nur Lob von den Experten
Drei Bauprojekte wurden im Gestaltungsrat diskutiert. Vor allem ein Einfamilienhaus erntete Zustimmung
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Großes Lob, ohne eine Einschränkung – das gibt es selten im Potsdamer Gestaltungsrat. Doch bei der Sitzung des Gremiums am gestrigen Donnerstag erntete ein Architekt genau das, und zwar für ein Einfamilienhaus in der Berliner Vorstadt. Auch die beiden Mehrfamilienhäuser, die zur Diskussion standen, trafen durchaus auf Zustimmung der Experten – wenn auch nicht uneingeschränkt.
Bei dem Einfamilienhaus in der Fritz-Rumpf-Straße in der Berliner Vorstadt handelt es sich um ein Projekt des Potsdamer Architekten Philipp Jamme. Für eine Familie baut er einen puristischen Zweigeschosser – im Erdgeschoss Küche und Wohnhalle, im ersten Stock drei Kinder-, Schlaf- und Arbeitszimmer. Die Eigentümer hatten einen kleinen Architekturwettbewerb durchgeführt, bei dem Jamme sich durchsetzte – vor allem, weil er das Gebäude quer zur Straße positionierte und so einen großen Garten ermöglichte. Dem Gestaltungsrat vorlegen musste er seinen Entwurf, weil der städtebauliche Vertrag für das Grundstück eine andere Gestaltung vorsieht und jede Abweichung von dem Gremium abgesegnet werden muss. Dies tat der Gestaltungsrat: „Wir befürworten die Abweichung an dieser Stelle. Ihr Entwurf fügt sich sehr sensibel in die Umgebung ein“, sagte Ratsmitglied Mara Pinardi. Auch die Grundrisse seien „sehr gut“, lobte sie. Und die Vorsitzende des Gestaltungsrats, Ulla Luther, fühlte sich sogar zu der Feststellung veranlasst: „Wir geißeln nicht nur, wir erkennen Qualität auch an.“
Von Geißelung konnte auch bei der anderen Erstvorstellung eines Projekt keine Rede sein, allerdings gab es an dem für das Bornstedter Feld geplanten Mehrfamilienhaus schon deutlich mehr Kritik. Das Architektenehepaar Redlich plant in der Horst-Bieneck-Straße einen großen Block mit 18 Wohnungen direkt am Volkspark. 44 Meter lang und 12,50 Meter hoch soll der Viergeschosser werden, zudem unterkellert mit Abstellräumen und einer Tiefgarage, in welcher 13 Autos und 54 Fahrräder Platz finden sollen. Die Wohnungen sollen 58 bis 188 Quadratmeter groß sein, drei bis fünf Zimmer haben sowie mit Loggien beziehungsweise Balkonen ausgestattet sein.
Im Prinzip stehe der Gestaltungsrat dem Projekt wohlwollend gegenüber, sagte Ratsmitglied Helmut Riemann. Allerdings stoße er sich an den unterschiedlichen Farben an den ohnehin recht unruhigen Fassaden. „Das Hin- und Herspringen hat uns irritiert“, so Riemann. Er riet den Architekten, das Gebäude einfarbig zu halten, um Ruhe hineinzubringen. Auch eine unterschiedliche Geschosshöhe regte er an – schließlich sei das Gebäude vom Grundriss her palaisartig gestaltet, dann würde sich auch anbieten, unten eine größere Raumhöhe einzuplanen als in den oberen Stockwerken. Und dass die Mülltonnen direkt im Eingangsbereich untergebracht werden sollen, sei ebenfalls unverständlich. Schließlich sehe das nicht nur unschön aus, sondern rieche auch unangenehm, sagte Riemann. Zumindest letzteren Vorschlag nahm Bauherr Frank Wachtel direkt auf und versprach noch während der Sitzung, die Müllboxen im Keller unterzubringen.
Auch eine Wiedervorlage gab es zu besprechen: Das Mehrfamilienhaus in der Kurfürstenstraße 28/29, das neben dem einstigen Haus Dietz entstehen soll. Der Gestaltungsrat hatte den Entwurf als zu wuchtig und zu dunkel kritisiert. Der am Donnerstag vorlegte Entwurf mit Erkervorsprüngen, zurückgesetztem Dachgeschoss und Gartenbereich stieß hingegen auf Zustimmung beim Gremium. „Sie haben einen deutlichen Sprung gemacht. Das Projekt geht jetzt in die richtige Richtung“, stellte Gestaltungsratsmitglied Anke Schettler fest.
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