
© Jan Kuppert
Sport: Fast ohne Neid: Potsdams Fußballgemeinde versteht sich mit dem SVB 03
Immer wieder wird allerdings die Sportplatzsituation in der Stadt kritisiert. Zuschüsse für kleinere Vereine fließen deren Meinung nach zu wenig
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Während sich der SV Babelsberg 03 als abstiegsgefährdeter Fußball-Drittligist derzeit durch die Liga kämpft, haben die kleineren Vereine in Potsdam andere Probleme. Vor allem bei einem Thema drückt den „Kleinen“ ganz besonders der Schuh: Die miserable Sportplatzsituation in der Landeshauptstadt ist immer wieder ein großes Gesprächsthema. Da ist das Stadion der Nulldreier aufs Feinste saniert worden, der Rollrasen wurde seitdem bereits zum zweiten Mal erneuert und auch für einen schmucken Kunstrasenplatz mit Flutlicht war noch Geld da. Dennoch: Von Neid ist bei den anderen Vereinen, die allein auf der sportlichen Ebene keine Konkurrenz zum SVB darstellen, keine Spur.
„Wir kochen immer auf sehr kleiner Flamme“, sagt Gert Laßmann vom Vorstand Fortuna Babelsbergs. „Natürlich schauen wir manchmal ein bisschen neidvoll auf den Etat des SVB. Das Geld, das er für eine Saison zur Verfügung hat, würde uns für rund 50 Jahre die Existenz sichern. Aber die spielen eben auch in einer viel höheren Liga als wir in der Landesklasse und so ist das auch nur natürlich.“
Und dennoch plagen Laßmann und seine Mitstreiter ein Problem. Denn: Auf der Suche nach entwicklungsfähigen Nachwuchsspielern ruhen die Scouts der Nulldreier keine Minute und halten die Augen auch bei den kleineren Vereinen der Stadt auf. Auch bei Nachbarn am Stern- Sportplatz. Erst in der Winterpause wurde Kevin Bo Grundmann, ein talentierter Spieler von den E-Junioren, abgeworben. Und auch der 14-jährige Erik Firchau, Sohn des Trainers der dritten Fortuna-Mannschaft, machte sich auf den Weg Richtung Babelsberger Park. „Irgendwie ist das zwar legitim“, sagt Laßmann. „Wir wollen den Jungs ja auch nicht den Weg versperren. Aber es wäre eben auch schön, wenn mal was zurückkommt. Denn jeder A-Junior kann beim SVB auch nicht groß werden. Aber wenn man sich um den Verbleib in der Dritten Liga kümmern muss, hat man wahrlich andere Sorgen.“
Von dieser Problematik kann auch Stefan Ranz von den Potsdamer Kickers ein Lied singen. Von den etablierten Vereinen in der Stadt hat seiner zudem wohl das größte Problem. Der Sportplatz an der Kirschallee reicht allenfalls zum Trainieren aus, für die Punktspiele in der Landesklasse mussten sich die Kickers im Luftschiffhafen einkaufen. An beiden Orten sind die Scouts des SVB regelmäßig unterwegs und wurden auch schon des Öfteren fündig. „Die schauen sich schon bei den Neunjährigen um und führen dann Gespräche mit den Eltern“, erzählt Ranz. „Gerade bei der F-Jugend sind wir auf Landesebene überragend und haben schon viele junge Talente entwickeln können. Und somit ist solch ein Vorgehen für uns natürlich nicht optimal.“
In jedem Fall aber respektiere man sich, oftmals führten beide Vereine schon Testspiele durch. Und auch wenn Stefan Ranz auf den bedeutend größeren Etat des SV Babelsberg und die vermeintlich guten Bedingungen am Babelsberger Park schaut, kommt bei dem Trainer kein Neid auf. Im Gegenteil. „Wenn ich mir die Trainingsbedingungen anschaue und sie mit denen anderer Drittligavereine vergleiche, ist das fast unterirdisch. So holt man sich für den Profibereich keine Spieler aus dem Nachwuchs heran.“
Von den Möglichkeiten am Babelsberger Park profitiert inzwischen auch der SV Concordia Nowawes 06. Der Verein sieht sich als reiner Kinderverein, der laut Satzung keinen Nachwuchs für den Profibereich ausbildet. Und wenn es mit dem SVB mal Diskussionen gibt, dann höchstens um die Trainingszeiten. Concordia trainiert ebenso wie der SVB- Nachwuchs auf der Sandscholle und musste sich bis vor einigen Monaten noch Trainingszeiten im Karl-Liebknecht-Stadion kaufen. Diese Kosten übernimmt auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung inzwischen die Stadt.
„Dennoch bleibt der Fakt, dass wir in der Stadt einfach mehr Plätze brauchen“, sagt Lutz Boede, Jugendleiter des Vereins, der mit dem SVB ansonsten sehr gut zusammenarbeitet. Mehrere Vereinsmitglieder sind in den verschiedenen SVB-Gremien organisiert oder helfen bei der Erstellung des Stadionheftes mit. Die Spielerpässe der jungen Concordia-Spieler werden in der SVB-Geschäftsstelle angefertigt: „Das läuft zwischen uns alles sehr unproblematisch“, sagt Boede.
Einen solch engen Kontakt zum „großen Bruder“ im Kiez hat Eintracht 90 Babelsberg nicht mehr. Als beide Vereine bis vor zehn Jahren noch gemeinsam auf der Sandscholle trainierten, war das anders. Doch inzwischen ist die Eintracht, deren erste Männermannschaft in der Kreisliga spielt, ins Kirchsteigfeld gezogen und nutzt den Platz des SC Potsdam. Der Punktspielbetrieb muss bei Fortuna Babelsberg am Stern über die Bühne gehen. Beide Vereine wollen dafür auch Geld sehen: Pro Saison sind das rund 1400 Euro. „Bei einem Etat von rund 7000 Euro ist das eine Menge Geld“, sagt Vereinschef Markus Meyer. „Beim SVB buttert die Stadt rein und wir stellen schon gar keinen Förderantrag mehr, weil das für einen solch kleinen Verein eh keinen Sinn macht.“ Doch an dieser Problematik sei schließlich nicht der SV Babelsberg Schuld, weiß Meyer. „Bei diesem Problem, das alle kleineren Vereine in Potsdam haben, ist am Ende allein die Stadt gefragt.“
Henner Mallwitz
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