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Sport: „Fast schon geschummelt“

Johannes Dietrich will sich bei den Deutschen Meisterschaften im neuen Anzug für Peking qualifizieren

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Gestern „musste“ Johannes Dietrich mal wieder auf Befehl – Dopingkontrolle. „Daran gewöhnt man sich“, sagt der Lagenstaffel-Europameister auf der Kurzbahn. „Die kommen bis zu fünf Mal im Jahr. Aber ich bin ja sauber.“ Auch ab Freitag vertraut der Schwimmer vom Potsdamer SV lieber wieder auf die eigene Kraft, wenn er bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Berlin ins Becken springt. Zusammen mit seinen Potsdamer Mitstreitern Benjamin Madeja, Felix Wolf, Max Werkmeister, Jaana Ehmcke und Karoline Degenhardt geht er an der Landsberger Allee die Herausforderung des Jahres an: Nur das Knacken der Normzeit und die entsprechende Platzierung machen den Weg zu den Olympischen Spielen in Peking frei.

„Ein ganz schweres Unterfangen wird das“, weiß der Schützling von Trainer Jörg Hoffmann. „Bevor es aber an die olympischen 100 Meter Schmetterling geht, will ich erst einmal auf der 50-Meter-Distanz Deutscher Meister werden.“ Gelingen soll dies im neuen Schwimmanzug, den er zwar schon zum Ein- und Ausschwimmen anprobieren durfte, mit dem er gestern aber erstmals im Luftschiffhafen trainierte. „Das ist fast schon geschummelt“, gibt der 23-Jährige zu. „Du hast in dem Teil einen solch brachialen Auftrieb, als ob du ein Brett unter dir hast. Der ideale Anzug, um Rekorde zu knacken.“

Über 50 Meter Schmetterling hat er den Titel fest eingeplant, zumal sein schärfster Widersacher Thomas Rupprath aus Rostock auf dieser Strecke nicht gemeldet hat. Für die Olympia-Qualifikation ist sie zwar auch nicht relevant, der Titelgewinn würde im neuen Anzug allerdings noch zusätzlichen Auftrieb geben, wenn die doppelte Strecke zu bewältigen ist.

„Bei der WM in Manchester, wo Jo den sechsten Platz belegte, trugen vier vor ihm Platzierte bereits den neuen Anzug. Und die schlugen denkbar knapp vor ihm an“, sagt Ex-Weltmeister Jörg Hoffmann. „Leider waren die Anzüge in Deutschland bis jetzt nicht lieferbar. Andere Länder waren da schneller. Und so werden wir auch bei den Deutschen Meisterschaften eine Zwei-Klassen-Gesellschaft erleben.“

Seine Athleten dürften da zu den Bevorzugten zählen, denn der Coach warf sich mächtig ins Zeug, um die Anzüge noch rechtzeitig vor Olympia zu besorgen. Allerdings: Die deutschen Quali- Wettbewerbe gelten als die schwierigsten überhaupt. Der Deutsche Schwimm- Verband (DSV) schraubte die Normzeiten extrem nach unten, sie liegen nun teilweise unter den deutschen Rekordmarken. „Selbst Kanada, England oder Südafrika haben es da leichter“, kritisiert Hoffmann. Für Dietrich, Madeja und Ehmcke als aussichtsreichste Potsdamer Starter bedeutet dies, in Berlin neue Bestzeiten schwimmen zu müssen. Und da ist der neue Anzug nur ein Teil des Ganzen.

Während Johannes Dietrich über 50 und 100 Meter Schmetterling und Freistil an den Start geht, muss Benjamin Madeja die 100 und 200 Meter Brust bewältigen. Für Jaana Ehmcke stehen die 800 m Freistil an, Felix Wolf konzentriert sich auf die 100 und 200 m Rücken, Max Werkmeister auf die 100 und 200 m Brust und Karoline Degenhardt auf die Brust- und Lagenstrecken. Wenigstens einer von ihnen soll den Weg nach Peking gehen. „Drei“, so Hoffmann, „wären optimal.“

Henner Mallwitz

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