Aus dem GERICHTSSAAL: Fast wie eine Geschichte von Rosamunde Pilcher
Turbulentes Ende einer Beziehung/Gericht: Verfahren eingestellt, damit Gras über die Sache wachsen kann
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Aus dem GERICHTSSAALTurbulentes Ende einer Beziehung/Gericht: Verfahren eingestellt, damit Gras über die Sache wachsen kann Jennifer G.* lebte nicht schlecht an der Seite von Alexander C.* (25). Der Informatiker schenkte ihr ein Pferd, bezahlte auch dessen Unterkunft und Verpflegung. Er stellte der hübschen Freundin sein Cabrio und die Wohnung zur Verfügung. Doch Jennifer hatte bald genug von ihrem Lover. Sie lernte Markus* kennen. Der war zwar arm wie eine Kirchenmaus, aber sehr verliebt und extrem eifersüchtig. Schließlich wollte sich Jenny von den Annehmlichkeiten ihres Lebens nicht trennen und spiegelte Alexander eine intakte Partnerschaft vor. Als Markus ihm am Telefon eröffnete, er sei seit einiger Zeit mit Jennifer zusammen, fiel der Potsdamer aus allen Wolken. Was sich anhört wie eine Geschichte von Rosamunde Pilcher, fand nun vor Gericht eine Fortsetzung. Laut Staatsanwaltschaft soll Alexander C. die zierliche Jenny am 8. April 2003 im Café eines Reiterhofes wutentbrannt an den Handgelenken vom Stuhl gezerrt, die Rückgabe seines Autoschlüssels gefordert, Jenny als Schlampe und Hure tituliert und gedroht haben, ihr den Schädel einzuschlagen. Fünf Tage später – so die Anklage – habe der gehörnte Liebhaber von der jungen Frau verlangt, sie müsse noch mindestens sechsmal Geschlechtsverkehr mit ihm vollziehen. Andernfalls würde er dafür sorgen, dass ihr Lehrvertrag gekündigt würde. Selten saß ein gut gekleideterer Mann auf der Anklagebank. Alexander C. trägt zum Nadelstreifenanzug ein weißes Hemd mit roter Krawatte. Seine Schuhe blitzen. In gesetzten Worten schildert er, Jennifer leicht am Handgelenk gefasst und vor die Tür gebeten zu haben. „Ich sagte ihr, dass sie ein hinterhältiges Spiel mit mir getrieben hat und wollte Auto- und Wohnungsschlüssel zurück. Aber ich habe sie nicht beschimpft und zu sexuellen Handlungen aufgefordert“, so der wegen Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung und Nötigung Angeklagte. Auch Jennifer G. (24) erscheint zur ihrer Zeugenaussage wie aus dem Ei gepellt. Alexander habe sie gepackt, zu Boden gerissen, mit üblen Worten belegt und ihr angekündigt, sie umzubringen, beteuert sie. „Inzwischen haben wir uns ausgesprochen. Jetzt muss bloß noch Gras über die Sache wachsen.“ Das ist das Stichwort für die Richterin. „Damit das recht bald geschieht, wird das Verfahren wegen geringer Schuld eingestellt“, verkündet sie. (*Namen geändert.)Gabriele Hohenstein
Gabriele Hohenstein
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