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Landeshauptstadt: Faszinierende Kohlenschlucker

Eisenbahn-Liebhaber Peter Zander aus Grube veröffentlicht sein Archiv zum Babelsberger Lokomotivbau/ Kalender 2004 erschienen

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Eisenbahn-Liebhaber Peter Zander aus Grube veröffentlicht sein Archiv zum Babelsberger Lokomotivbau/ Kalender 2004 erschienen Von Linda Könnecke Lokomotiven sind sein Leben. Wie viele kleine Jungen hat auch Peter Zander aus Grube in seiner Kindheit hunderte Mal die eigene kleine Spielzeuglok im Schienenkreislauf seine Runden drehen lassen. Später dann, erwachsen und berufstätig, ließ ihm die Liebe zu den dampfenden und ratternden Riesen keine Ruhe. Waren es in frühen Jahren nur die zischenden Laute und die schwer nach verbrannter Kohle riechenden Dampfwolken, die ihn begeisterten, so hat sich im Laufe der Zeit das Interesse des Lokomotiv-Liebhabers auch auf technische Daten und geschichtliche Hintergründe ausgeweitet. Mit Hilfe staatlicher Archive und ehemaliger Mitarbeiter der Reichsbahn, die ihm historische Zeichnungen und Fotografien zur Verfügung stellten, konnte Zander sein umfangreiches „Historisches Eisenbahnarchiv“ (HEBA) aufbauen der interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen. Obwohl nur der Auftakt eines lang angelegten Projektes, präsentiert Zander nun mehr als stolz seinen nächste Woche erscheinenden „Babelsberger Lokomotivkalender 2004“, mit Großaufnahmen der in lokaler Produktion entstanden Fahrzeuge. Mit Hilfe von „Karl Marx“ „Ob als Kohlenschipper oder Produktionsmechaniker, jeder, der damals mit den Babelsberger Lokomotiven zu tun hatte, wird sich bei den Fotos an den Geruch der Materialien und die schweißtreibende Arbeit erinnern können.“ Peter Zander ist der positiven Wirkung seines Kalenders auf die Dampflok-Liebhaber sehr bewusst, schließlich fing das ganze ja einmal mit der eigenen Leidenschaft an und führte eben nun zur Veröffentlichung dieses Kalenders. Über die Jahre hinweg hat Zander „alles angeschleppt, was nur irgendwie mit Eisenbahnen zu tun hat“. Hilfreich waren ihm neben den staatlichen Archiven, vor allem ehemalige Mitarbeiter der Reichsbahn und des Babelsberger VEB Lokomotivbau „Karl Marx“, die ihm eine Vielzahl an technischen Zeichnungen und Fotos aus dem privaten Besitz überließen und von dem Zander nun stolz erzählen kann, das er „von fast allen Loks, die in der Zeit von 1887 bis 1990 im Werk hergestellt wurden, interessante Materialen“ besitzt. Eine riesige Sammlung, schließlich müsse man bedenken, so Zander, dass man für eine ausführliche Beschreibung einer Lok an die 50 Zeichnungen benötige. Beton-und Lokomotivbau Doch bis Zander aus seiner Hobbysammlerei einen Beruf machen konnte, vergingen noch einige Jahre. Denn eigentlich ist die Idee der öffentlich zugänglichen HEBA aus einer Notlage heraus geboren. Ursprünglich von Beruf Lehrer, machte er sich vor einigen Jahren als Bauunternehmer selbständig, musste sich aber Ende 2002 aus der Branche verabschieden und nach einem neuen Broterwerb umsehen. „Mein gesammeltes Archiv wollte ich schon lange der Öffentlichkeit zugänglich machen,“ erklärt Zander, wie er dazu kam. „Was lag denn da näher, als die vielen Zeichnungen und Fotos gewinnbringend an Liebhaber zu verkaufen und selbst ein bisschen Geld zu verdienen.“ So kam denn auch die Idee, zwölf der Schwarz-Weiß-Ablichtungen in einen Kalender zu packen. Auf den ersten Blick eine willkürliche Zusammenstellung alter Lokomotiven, richtet sich die Auswahl vor allem an den Kenner mit geübten Auge. Dargestellt sind hier diverse Modelle von Dampfloks, die in den Produktionsjahren von 1947 bis 1960 in Babelsberg hergestellt wurden. Zander habe bewusst auf Bildretusche verzichtet, um die Originalität der Aufnahmen zu bewahren. „Ich finde, dass der Schwarz-Weiß-Druck auch perfekt zu den düstergrauen Dampfwolken passt, die die Loks ausstießen, als sie früher noch zum Güter- oder Personenverkehr in der DDR unterwegs waren.“ Da spricht wieder der kleine Junge aus Zander, der damals wie heute eben von der äußerlichen Imposanz des Dampfriesens beeindruckt ist. Doch im Gegensatz zur Spieleisenbahn, die einfach nur an einen Trafo angeschlossen wurde und dann über die mühsam zusammengesteckten Schienen ratterte, waren die realen Modelle gar nicht so praktisch. Durch seine Hobby-Sammlerei hat sich Zander einiges zusätzliches Technik-Wissen insbesondere über die Dampf-Lokomotiven angeeignet, und das, obwohl er selber ja nie eine gebaut oder gefahren hat. „So ein Kohlenschlucker hatte schon sein Manko,“ weiß Zander aus seinen vielen intensiven Gesprächen mit ehemaligen Reichsbahnmitarbeitern zu erzählen. „Wenn man bedenkt, was da oftmals an Energie, also Kohlen, reingeschaufelt wurde – letztlich aber nur acht bis zwölf Prozent davon gebraucht wurden und der Rest durch den großen Schornstein ging, dann waren die Dampflokomotiven doch sehr unwirtschaftlich.“ Vor allem der Einheizer hätte sich damals auf den langen Fahrten besonders gut auf den Strecken auskennen müssen. Denn: „Er muss ja wissen, wann auf den nächsten Kilometern ein Anstieg kommt, damit er vorher entsprechend Kohle einwerfen kann.“ Neue Ziele Im Jahre 1960 wurde die Produktion der „Dampfrösser“ eingestellt und das Werk auf Diesellokomotiven umgestellt. Im Babelsberger Lokomotivkalender wird jener Produktionswandel auf dem Dezemberblatt deutlich, da auf diesem die letztgebaute „Dampflok 50 4088“ und zugleich ihr Nachfolger, eine der ersten Diesellok, abgebildet ist. Entsprechend passend findet Zander die Motiv-Wahl für den letzten Monat, da somit nicht nur das kalendarische Jahr, sondern eben auch die Dampflokproduktion ihren Ausklang finde. „In den nächsten Kalender kommen höchstwahrscheinlich die Dieselloks rein, eben als Anschluss an den 2004er Kalender.“ Reichlich Bildmaterial stehe ihm ja im eigenen Archiv längst zur Verfügung. Und mit den vielen anderen historischen Zeichnungen möchte er dann vor allem die Spielzeugindustrie, aber auch Klein-Serien-Hersteller und private Modellbauer ansprechen. „Einzelne Kopien zu erstellen ist ziemlich kostenaufwändig, deshalb werde ich einige der Materialien auf eine Daten-CD speichern und zum Kauf anbieten,“ schildert der Sammler aus Leidenschaft seine nächsten Pläne. „Am Herzen liegt mir vor allem die lokale Verkehrsgeschichte mit ihrer Entstehung und technischen Entwicklung bis in die heutige Zeit.“ Ihm schwebe da eine Broschüre vor, in welcher er über die Geschichte des Nahverkehrs in Potsdam und Brandenburg informieren wird. Die entsprechenden Kontakte zu Modell-Eisenbahnhändlern seien bereits getätigt, selbst das Ausland hätte schon angefragt. „Die Dampflokomotiven waren ja früher in der ganzen Welt unterwegs, da denkt man doch gern an die Zeit zurück.“ Zunächst die Lokomotiv-Liebhaber, die dank Zander mit dem „Babelsberger Lokomotivkalender 2004“ schon mal ein schönes Erinnerungsstück erhalten. „Babelsberger Lokomotivkalender 2004“, HEBA Historisches Eisenbahnarchiv, Peter Zander, Tel. (033202) 605 88, erhältlich in ausgewählten Buchhandlungen und Modelleisenbahnläden. Mit Unterstützung der Potsdamer Neuesten Nachrichten

Linda Könnecke

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