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Landeshauptstadt: Fatale Mythenbildung

Symposium „Architektur als Mythos“ behandelt auch die Garnisonkirche – sieht sich aber als neutral

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Innenstadt - Der Potsdamer Architekturprofessor Peter Stephan verteidigt das für den heutigen Samstag geplante Symposium „Architektur als Mythos“, in dem es auch um die Garnisonkirche gehen soll. Die Veranstaltung in der Fachhochschule (FH) in der Friedrich-Ebert-Straße 4 wurde maßgeblich von Stephan konzipiert. Von 9 bis 17.30 Uhr geht es dabei um die Konstruktion und Dekonstruktion von Monumenten und Geschichtsbildern weltweit. Nach der Mittagspause steht ab 13.15 Uhr die Garnisonkirche zur Diskussion. Unter anderem sprechen der Kunsthistoriker und „Mitteschön“-Aktivist Joachim Kuke sowie der Bauprofessor Ludger Brands von der Fachhochschule, der sich schon mehrfach für den Wiederaufbau ausgesprochen hat. Kritiker des Wiederaufbaus wurden nicht eingeladen. Laut Stephan sei es aber nicht Ziel, für oder gegen den Wiederaufbau Position zu beziehen.

Allerdings organisiert die FH das Symposium in Kooperation mit der Stiftung Garnisonkirche Potsdam und der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau. „Obwohl wir keine ausdrückliche Position beziehen, haben sich die Stiftung und die Fördergesellschaft gerne bereit erklärt, uns zu unterstützen“, sagte Stephan und fügte hinzu: „Sie halten die breite Perspektive, die wir mit dem Thema Architektur und Mythos eröffnen, für geeignet, die derzeit hitzige Debatte zu versachlichen und sie aus der Enge lokaler Tagespolitik auf eine breitere wissenschaftliche Ebene zu heben.“ Für weitere Tagungen nehme man gerne auch die Unterstützung anderer Gruppierungen an.

Gegen die Veranstaltung hatte sich zuletzt Protest angekündigt. Die nicht näher genannten Initiatoren gehen von einer „verklärenden und unkritisch anmutenden Veranstaltung“ aus. In dem im sozialen Netzwerk „Facebook“ verbreiteten Aufruf heißt es zu dem Symposium unter anderem: „Stören wir diese Veranstaltung mit allen Mitteln!“ Dem sieht Stephan gelassen entgegen. Proteste seien in Ordnung und wichtig für die demokratische Kultur. Undemokratisch wären hingegen Störungen, vor allem bei universitären Veranstaltungen, so der Professor. Er sehe bei der rein wissenschaftlichen Veranstaltung gar keinen Grund für Proteste, sagte er den PNN.

Der „Tag von Potsdam“, der eng mit der Garnisonkirche verbunden ist, sei ein Paradebeispiel für Mythenbildung. Vor dem Grab Friedrichs II. habe sich Adolf Hitler am 21. März 1933 zum Vollender preußisch-deutscher Geschichte aufgespielt. „Er hat die Garnisonkirche, die in erster Linie eine Hof- und Grabkirche war, als Wahrzeichen seines Dritten Reichs missbraucht – mit fatalen Konsequenzen“, so Stephan. mar

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