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Aus dem GERICHTSSAAL: Fataler Beschützerinstinkt

Anklage: Ukrainische Ehefrau geschlagen und getreten / 750 Euro Geldstrafe

Stand:

Sie redeten nicht in der selben Sprache. Und auch ihre Vorstellungen vom Zusammenleben drifteten weit auseinander. Als Gottfried G.* (inzwischen 67) im Herbst 2006 eine weitaus jüngere Ukrainerin heiratete, hoffte er auf viele Jahre ungetrübten Glücks. Doch bald argwöhnte der Rentner, Ludmilla* habe ihn nur zum Gatten gewählt, um in Deutschland bleiben zu können. Statt sich um Heim und Herd zu kümmern, soll die Frau in Berlin in die Fänge einer obskuren Sekte geraten sein. Bald wurde sie gegen seinen Willen schwanger, besuchte einen Deutschkurs. Am 10. April 2007 eskalierte die Situation. Gestern saß Gottfried G. wegen Körperverletzung auf der Anklagebank, kassierte eine Geldstrafe von 750 Euro. Ludmilla G. – sie lebt seit dem Vorfall von ihrem Mann getrennt und ist inzwischen stolze Mutter – trat im Prozess als Nebenklägerin auf. Ihren Noch-Ehemann würdigte sie während ihrer Zeugenaussage keines Blickes. Laut Anklage soll Gottfried G. seine schwangere Frau am Morgen jenes Apriltages im Bad der Babelsberger Wohnung an Schultern und Oberarmen ergriffen, gegen die Wand gestoßen und heftig geschüttelt haben. Dann soll er geäußert haben: „Scher dich weg. Ich möchte dich hier nie wieder sehen.“

Aus Angst habe die Ukrainerin ihre Sachen gepackt und die Wohnung verlassen. Als sie am Abend zurückkam, soll sie von dem Angeklagten mit Faustschlägen und Fußtritten verletzt worden sein. Ein ärztliches Attest in der Akte belegt Hämatome im Gesicht sowie an beiden Oberarmen und den Beinen.

„Ich sollte diesen Sprachkurs nicht besuchen. Mein Mann sagte, er sei der Lehrer. Ich wäre undankbar und müsse auf ihn hören“, schildert Ludmilla G.* (39) das Motiv der Misshandlung aus ihrer Sicht. Ständig habe er sie überwacht, vom Unterricht und der nachmittäglichen Putzstelle abgeholt. Eines Tages sei es ihr dennoch gelungen, ihn auszutricksen. „Ich habe mich im Auto meiner Arbeitgeberin versteckt. Die hat mich dann nach Berlin in ein Frauenhaus gebracht“, erzählt Ludmilla G. Von der Geburt seines Kindes hat sie dem Angeklagten nichts gesagt. „Er wollte, dass ich abtreibe“, berichtet sie.

Gottfried G. schwieg zum Prozessbeginn. Jetzt wollte er sich doch äußern. Das geschah ziemlich lautstark, so dass ihn Amtsrichter Wolfgang Peters zur Ordnung rufen musste. „Ich wollte meine Frau nur beschützen. Und mit dem Baby hatte ich mich abgefunden“, beteuerte er erregt. „An den Armen gegriffen habe ich sie, geschlagen und getreten aber nicht.“ Das Gericht glaubte ihm kein Wort. „Sie wird sich die Verletzungen nicht selbst zugefügt haben“, so der Vorsitzende. (*Namen geändert.) Hoga

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