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Gut und lecker. Karsten Winke (l.) von „nutri win“ und Sven und Florian Braune (v.l.) würzten gemeinsam Pastasauce beim Kochkurs auf dem Familienkongress.

© Christoph Freytag

Familienkongress in Potsdam: Fehler machen, weitermachen

Auf dem Familienkongress erklärten Experten, dass es kein Patentrezept für die Kindererziehung gibt – und gaben Tipps für den Familienalltag.

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Job und Familie unter einen Hut bekommen, einen Kindergeburtstag organisieren, schlaflose Nächte überstehen oder das Leben in einer Patchworkfamilie regeln – wenn es um die Kindererziehung geht, wollen viele Eltern immer alles richtig machen, sagt Familienberaterin Cornelia Stöckel. Doch spätestens in der Pubertät der Kinder könne beispielsweise eine übermäßige Kontrolle eher destruktiv sein. „Wir dürfen unsere Kinder durch die ständige Kontrolle nicht in ein Doppelleben zwingen – die Jugendlichen finden immer Wege, Regeln zu brechen“, erklärte Stöckel in ihrem Workshop „Pubertät – gelassen durch stürmische Zeiten“ beim Familienkongress im Kutschstall in Potsdams Innenstadt.

In mehr als 50 verschiedenen Workshops und Kinderkursen gaben Experten am vergangenen Wochenende dort Rat in Erziehungsfragen und zur Bewältigung von Herausforderungen im Familienalltag. Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gesunde Ernährung oder Cybermobbing standen auf dem Programm. Während die Erwachsenen eigene Erfahrungen austauschen und Fragen an die Experten stellen konnten, erwartete die Kinder ein Fest mit Bühnenprogramm, Ponyreiten, einem Puppentheater und einer Seifenblasenshow. Wer selbst aktiv werden wollte, hatte die Möglichkeit, in einem der Kinderworkshops Kochen zu lernen.

Die Nachfrage war groß. Rund 250 Eltern, Großeltern, Erzieher und Lehrer haben sich im Voraus angemeldet, sagte Veranstalterin Alice Paul-Lunow. Bereits zum zweiten Mal organisierte sie in Zusammenarbeit mit dem Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung e.V. der Universität Potsdam den Familienkongress. Wegen der positiven Resonanz soll der Kongress im nächsten Jahr in insgesamt sechs Bundesländern stattfinden. Noch am heutigen Montag und morgigen Dienstag können sich Lehrer und Erzieher auf den Fachtagen des Kongresses informieren.

Im Workshop bei Cornelia Stöckel diskutierten die Teilnehmer über den richtigen Umgang mit Jugendlichen beim Erwachsenwerden. Laut Stöckel machen Jugendliche in der Pubertät auf Dinge aufmerksam, die bisher schiefgelaufen sind oder noch nicht geklärt wurden. „Die Pubertät ist quasi eine zweite Chance, die Fehler der ersten zehn Jahre wieder auszubügeln“, so Stöckel. Statt die Kinder ständig kontrollieren und erziehen zu wollen, rät sie den Eltern zu mehr Empathie. „Manche Eltern reden mit den Jugendlichen, wie sie niemals mit einem Erwachsenen reden würden“, sagt Stöckel. Eltern müssten dagegen lernen, die Teenager ernst zu nehmen und ihre Würde zu erkennen. Doch selbst den Experten fällt es nicht immer leicht, ihre eigenen Ratschläge umzusetzen. „Auch ich komme an meine Grenzen, bin auf Hilfe angewiesen und mache die gleichen Fehler wie andere Eltern auch“, so die Beraterin.

Grund dafür ist vor allem die emotionale Bindung zum eigenen Kind, sagt Ursula Carle, Professorin für Grundschulpädagogik an der Universität Bremen.In ihrem Workshop „Den Übergang von Kita zur Grundschule besser gestalten“ beantwortete sie Fragen wie „Welche Schule ist die beste Wahl für mein Kind?“ oder „Wie kann ich meinem Kind die Schule vertraut machen?“. Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule sei auch für die Eltern ein komplett neuer Abschnitt. „Zeitstrukturen, Regeln und Verantwortungen ändern sich“, sagt Carle, „da gilt es Ruhe zu bewahren und dem Kind einen sicheren Hafen zu bieten.“

Am Ende sind sich die Experten einig: Die einzig richtige Erziehungsmethode gibt es nicht. Laut Stöckel sollten Eltern einen Weg finden, mit dem sie sich selbst wohlfühlen. „Für Kinder gibt es eben keine Bedienungsanleitung“, sagt Veranstalterin Paul-Lunow. M. Schreiber

M. Schreiber

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