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Links und rechts der Langen Brücke: Feindbild-Pflege

Links und rechts der Langen Brücke Michael Erbach über die aktuelle Diskussion um den Wiederaufbau der Garnisonkirche Feindbilder muss man pflegen – egal, ob es Sinn macht. Diesen Eindruck konnte man in den letzten Tagen nach Äußerungen von Mitgliedern der DKP und der Kampagne gegen Wehrpflicht gewinnen.

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Links und rechts der Langen Brücke Michael Erbach über die aktuelle Diskussion um den Wiederaufbau der Garnisonkirche Feindbilder muss man pflegen – egal, ob es Sinn macht. Diesen Eindruck konnte man in den letzten Tagen nach Äußerungen von Mitgliedern der DKP und der Kampagne gegen Wehrpflicht gewinnen. Da hat sich die Evangelische Kirche Potsdam bereits so sehr vom Spendensammler Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel gelöst, dass die TPG bei der Vorstellung des Nutzungskonzepts für den Wiederaufbau der Garnisonkirche nicht einmal Erwähnung fand. Da ist die Kirche mit ihrem Konzept wieder zum ursprünglichen Ansatz mit klarer Ausrichtung auf Versöhnungs- und Friedensarbeit und mit optischen Elementen der Verfremdung zurück gekehrt – um der widersprüchlichen Geschichte des Gotteshauses gerecht zu werden. Doch DKP und Kampagne werden nicht müde, das Projekt zu geißeln. Mit zum Teil abstrusen Argumenten. So ist es zwar angemessen daran Kritik zu üben, dass bei der Gründung des Bauvereins Neue Synagoge Potsdam weniger Prominente anwesend waren als bei der Gründung des Fördervereins für den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Doch zu fordern, dass die Spendenmillionen für das Gotteshaus besser für den Bau der Synagoge verwendet werden sollten, hieße zwei wichtige Projekte gegeneinander auszuspielen. Noch schwerer wiegt der Vorwurf der Kampagne, die Grundsteinlegung für die Garnisonkirche am 14. April – dem 60. Jahrestag des Bombenangriffs auf Potsdam – bediene rechtsextremistisches Gedankengut. Denn damit werde die Kirche zum Opfer, obwohl es ein Haus der Täter gewesen sei. Richtig ist, dass viele Wehrmachtsoffiziere der Garnisonkirchgemeinde angehörten – darunter waren aber auch Widerständler des 20. Juli 1944. Die Kirchenruine wurde wegen des „Tags von Potsdam“, jenem symbolträchtigen Handschlag zwischen Hitler und Hindenburg, auf SED-Geheiß gesprengt. Die Geschichte der Kirche ist also voller Brüche. Genau das soll die wieder aufgebaute Kirche widerspiegeln. Man kann sich also nur wundern, warum linke Gruppen das Projekt boykottieren – statt sich an der Friedens- und Versöhnungsarbeit zu beteiligen. Der erzkonservative TPG-Chef Max Klaar hat die Botschaft der Kirche hingegen verstanden: Sein Verein hat jetzt offiziell erklärt, sich nicht weiter am Wiederaufbau der Garnisonkirche zu beteiligen. Eben wegen des Nutzungskonzepts der Kirche.

Michael Erbach

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