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Landeshauptstadt: Fellpflege zum Fest

Waschen, Föhnen, Bürsten – Husky-Hündin Shakira wird zu den Weihnachtstagen fein gemacht

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Shakira kneift ihr hellblaues Auge zu. Die warme Fönluft trocknet ihr weißes Fell und die empfindliche Nase. Wer schön sein will, muss leiden. Diese zweifelhafte Weisheit der Menschen macht der zweijährigen Hundedame sichtlich zu schaffen. Mit leisem Wimmern deutet der Husky seinem Frauchen an, das langsam genug ist. Hundebesitzerin Daniela Krüger hebt nur warnend die Hand. Shakira fügt sich in ihr Schicksal. Dabei ist das Schlimmste schon überstanden.

Zu Beginn des Schönheitsprogramms nämlich ist Hundefriseuse Sylke Beer mit dem weißen Vierbeiner zunächst in das blau geflieste Bad verschwunden. Nach einer warmen Dusche wird am Schluss des Waschvorgangs noch die wohl riechende Pflegespülung einmassiert. Präpariert für die Hundewäsche trägt die Saloninhaberin T-Shirt, Jeans und Flipflops. Spätestens als Shakira versucht, mit einem Ganzkörperschüttler Nässe und Fellpflegemittel vom schlanken Körper zu streifen, ist das Outfit einleuchtend. „Danke, dass ich auch was von der Wäsche haben soll“, kommentiert die 37-Jährige die unfreiwillige Dusche. Die kleine, quirlige Person geht in ihrem Beruf auf. Sylke Beer wollte schon als Kind einen Hund haben, bekam aber keinen. „Stattdessen habe ich immer die Nachbarshunde ausgeführt“, erzählte sie. Dann lernte sie zunächst Werbekauffrau, „einen richtigen Beruf eben“. Hundefriseuse sei kein Ausbildungsberuf, erklärt Sylke Beer und Selbstständigkeit immer ein Risiko. Dennoch erfüllte sie sich mit dem eigenen Hundesalon einen Traum. Bisher allerdings ist die Wohnstube im kleinen Eigenheim in Fahrland gleichzeitig der Salon. Dort liegen eine Katze und Schoßhund Eveline malerisch auf dem Ledersofa. „Das beruhigt die nervösen Kunden“, sagt Sylke Beer.

Shakira macht ein unglückliches Gesicht. Das dichte Fell klebt an der Haut. Die großen Ohren stehen wie Fledermauslauscher ab. Im Wohnzimmer unter der Treppe läuft schon die Trockenbox warm. Die ist groß wie ein Fernsehschrank mit einem im Boden eingelassenen Ventilator und einer durchsichtigen Schiebetür. Der Husky zögert. Also muss Shitsu-Hündin Eveline wieder einmal Modellsitzen. Sie legt sich in die rechte Ecke der Box und lässt sich genießerisch die Schlappohren vom warmen Windzug verwehen. Das schafft Vertrauen bei Shakira, die sich nun von ihrer Friseuse in die Box schieben lässt. Frauchen allerdings darf nicht zugucken. Sonst gebe es wieder Gejaule. „Sie weiß genau, dass ich das nicht leiden kann“, sagt Daniela Krüger. Die begeisterte Reiterin hat mit Hundesalons schon schlechte Erfahrungen gemacht. Damals sei ihr Husky immer ganz verstört von der Haarwäsche gekommen, bei der sie nicht dabei sein durfte. Anders bei der Fahrländerin. Hier können die Zweibeiner zuschauen, wenn die Vierbeiner zum Bürsten, Waschen, Schneiden und Trimmen kommen – Ohren- und Pfotenkontrolle inklusive. Vor Eröffnung ihres Salons hat die 37-jährige Sylke Beer nach einer Prüfung im Veterinäramt ein Zertifikat für Haltung, Zucht und Verkauf für Wirbel- und wirbellose Tiere erworben. Außerdem hat sie einen Kursus bei der Industrie- und Handelskammer gemacht, der ihr erlaubt, freiverkäufliche Arzneimittel zu verwenden. Nach zwei Jahren stecke sie immer noch in der Anfangsphase. Wie groß der Kreis ihrer Stammkundschaft ist, verrät sie nicht. Nur so viel: sie habe noch Kapazitäten. Wem die wohnliche Atmosphäre in der Priesterstraße nicht gefällt, kann sich die Vierbeinerfriseuse auch ins Haus holen.

Nach über einer Stunde ist Shakiras flauschiges Fell wieder trocken. Sie sieht aus wie Eisbär Knut in jungen Jahren. 20 Euro nimmt Beer für eine Husky-Wäsche. Hundedame Shakira springt vom Frisiertisch und stolziert auf Frauchen zu. Maximal zweimal im Jahr muss sie zum Frisör. „Immer aber vor dem Weihnachtsfest“, sagt die Hundebesitzerin. Schließlich macht die Hündin mit ihrem schneeweißen Fell eine tolle Figur vor dem Tannenbaum. Allerdings habe das Weiß auch seine Tücken. Auf einem schneebedeckten Feld sei die Hundedame nicht mehr zu sehen. „Dann kann ich nur hoffen, dass sie hört“, sagt Daniela Krüger.

Nicola Klusemann

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