Landeshauptstadt: Fenster mit Format
Das nüchterne Haus K im Regierungsviertel wird für 4,1 Millionen Euro restauriert – es wird ein Bürohaus
Stand:
Innenstadt – Wertvolle Bausubstanz und trotzdem kein Denkmal – das gibt es in Potsdam auch. Jedenfalls vergibt der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) dem „Haus K“ an der Henning- von-Tresckow-Straße dieses Prädikat. Bei der im Gange befindlichen Vervollständigung des Regierungsviertels zwischen Lustgarten und Hoffbauerstraße bleiben alle Gebäude mit diesem Prädikat erhalten. Anders zum Beispiel das „Haus G“, derzeit genutzt vom Polizeipräsidium. Das kriegt in nicht allzu ferner Zeit den Abrissbagger zu spüren. Unter der Verantwortung des BLB entstehen in den nächsten zwölf Jahren zahlreiche neue Gebäude und ein allgemein nutzbarer Park, das so genannte Forum (PNN berichteten).
Das Haus K, ein kasernenartiges Gebäude mit einer Grundfläche von 795 Quadratmetern, liegt fast haargenau im Zentrum des Regierungsviertels. Architekt Andreas Elz steht vor der Westfassade und erklärt: „Die Formate der Fenster mussten wir erhalten, sie machen das Besondere des Gebäudes aus.“ Vier Fensterreihen sind hinter der eingerüsteten und verhangenen Fassade erkennbar: Segment- und Rundbogenfenster. Zusammen mit dem hervortretenden Mittelteil ergibt sich eine klassizistisch anmutende Außengestalt.
Zur Geschichte des Gebäudes ist wenig überliefert, nicht einmal der Architekt ist bekannt. Elz erzählt, dass er lediglich eine Luftaufnahme aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg gesehen habe, aus der hervorgehe, dass es später teilweise aufgestockt wurde. 1884 gebaut, diente die Kaserne zunächst als Mannschaftshaus mit herkömmlichen Soldatenstuben, in der DDR als Polizeikrankenhaus und nach der Wende als Bürogebäude mit Druckerei. Vorgesehen ist nach seiner im Herbst dieses Jahres vorgesehenen Fertigstellung ein Bürogebäude des brandenburgischen Innenministeriums. Acht Gebäude dieses Ministeriums befinden sich am Ende auf dem Gelände. Die gesamte Maßnahme im Regierungsviertel kostet zirka 115 Millionen Euro, die Baukosten für das Haus K betragen 4,1 Millionen Euro.
Wegen der Büronutzung mussten die alten Soldatenstuben durch Trennwände verkleinert und mit Oberlichtfenstern versehen werden. „Das größte Problem war das Fehlen eines zweiten Treppenhauses“, erläutert Bauleiter Guido Pannhausen, Mitarbeiter bei „Elz Architekten“. Die Lösung: Anbau eines Fluchttreppenhauses auf der Ostseite hinter einem Mittelrisalit aus Glas. Das gibt dem Gebäude von dieser Seite her ein modernes Aussehen, wenngleich alle Veränderungen ansonsten eher dezent sind. So bestehen die Fenster aus Holz und sind in einem erdfarbenen Ton gestrichen. Isolierverglasung und Außenwärmeschutz sind die unverzichtbaren funktionellen Beiwerke. Ebenso der neu eingebaute Fahrstuhl. An der Fassadenfarbe tüfteln die Experten noch, nach der Vorstellung des Bauleiters könnten sich die Flächen der Fassade von helleren Gesimsen absetzen. Anders als beim benachbarten Knobelsdorffhaus, ab Sommer Sitz des Innenministers, ist die Fassade des Hauses K vollständig erneuert worden. Musterflächen sollen die Entscheidung über die Farbgebung bringen.
Im Innern dominiert vom Dachstuhl bis zu den Decken der Neubau. „Das Holz der Balkendecken war durch Schwammbefall vollständig unbrauchbar“, erläutert der Architekt. Erhalten bleiben die alten Granittreppen, die noch die Schleifwirkung der Soldatenstiefel erkennen lassen. Der imposante Treppeneingangsbereich, der vielleicht schönste Gebäudeteil, enthält zehn Rundbögen auf quadratischen Säulen. Zusammen mit den restaurierten hellen Klinkerwänden dürfte er das Highlight des sonst nüchtern wirkenden Hauses K sein.
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: