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Wie HFF-Filme auf die große Leinwand kommen
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Fast jeden Tag ein Festival: An 345 Filmfestivals haben die Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) im vergangenen Jahr teilgenommen. Pro Jahr schaffen es etwa 150 Studenten-Filme aus Babelsberg zu Wettbewerben in rund 60 Ländern, erklärte HFF-Sprecherin Angela Brendel-Hermann den PNN. Für die angehenden Filmemacher sind solche Festivals nicht nur die Möglichkeit, ihre Werke dorthin zu bringen, wohin sie gehören: Auf die Leinwand. Preise und Auszeichnungen sind gleichzeitig wichtige Währung bei der Planung künftiger Projekte.
Demnach müsste es sehr gut aussehen für Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf: 21 Einladungen zu Filmfestivals rund um den Globus haben die beiden HFF-Studenten für ihren Kurzfilm „I Don“t Feel Like Dancing“ bekommen, zwei Preise bereits gewonnen.
Kaum Dialog gibt es in dem Film aus dem Kriegsalltag, dafür aber Bilder, die unter die Haut gehen: Gezeigt wird, wie selbst eine Diskothek zum Nebenschauplatz von Gewalttätigkeiten wird. Während die an Maschinengewehrsalven erinnernde Musik läuft, folgt die Kamera der Begegnung von mehreren Soldaten mit einem einheimischen Mädchen, gespielt von der bulgarischen Schauspielerin Vesela Kazakova.
Der Schauplatz ist dabei bewusst im Ungefähren gehalten: „Wir wollten keine Schuldzuweisungen, sondern die Mechanik von Kriegen allgemein darstellen“, erzählt Evi Goldbrunner. Schon das Konzept für den sieben-minütigen Antikriegsfilm kam gut an, erinnert sie sich: Bei der Cinema-for-Peace-Gala auf der Berlinale 2007 wurden Goldbrunner und Dollhopf dafür mit dem „Cinema for Peace Talent Award“ ausgezeichnet. Die Verleihung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt war nicht nur „glamourös und aufregend“, wie Evi Goldbrunner erzählt. Mit dem Preisgeld von 15 000 Euro und weiteren 5000 Euro von der Checkpoint-Charlie-Stiftung konnte das Filmemacher-Paar die Umsetzung der Idee überhaupt erst in Angriff nehmen.
Gedreht wurde dann an fünf Tagen im November in einer stillgelegten Fabrik in Rüdersdorf bei Berlin. Nach einer passenden Drehplatz haben die beiden vorher lange gesucht und sind dafür zum Beispiel nach Kroatien gefahren: „Aber dort ist alles entweder überwachsen oder wieder aufgebaut“, erzählt Joachim Dollhopf: „Es gibt keine zerstörten Straßenzüge mehr.“ Zum 20-köpfigen Filmteam gehörten unter anderem auch die HFF-Absolventen Kai Minierski und Ingo Baier für Schnitt und Ton, sowie HFF-Student Gregor Schönfelder hinter der Kamera.
Auch wenn der Film für das Potsdamer Studentenfilm-Festival „Sehsüchte“ nicht rechtzeitig fertig wurde, ist er jetzt seit April auf Welttournee: Nach Stationen wie Den Haag, Bulgarien, Sankt Petersburg, Italien, Südafrika und Brasilien war er auch beim studentischen Fresh-Film-Festival im tschechischen Karlovy Vary (Karlsbad) zu sehen. In dem idyllischen Kurort trifft sich der internationale Nachwuchs Ende August – wenige Wochen, nachdem sich dort Stars wie Robert de Niro und Armin Mueller-Stahl beim „großen“ Filmfest die Klinke in die Hand gegeben haben.
Obwohl die Anreise nach Karlovy Vary relativ kurz ist, sind Goldbrunner und Dollhopf nicht hingefahren. Denn sie sind gerade mitten in den Vorbereitungen für ihr nächstes gemeinsames Projekt: den Diplomfilm. „Es geht um Spielerfrauen“, erzählt Evi Goldbrunner. Mit Vesela Kazakova und Sonja Gebhardt („Sommer“) begegnen sich darin zwei Frauen, die in der Glamourwelt und im Schatten ihrer fußballspielenden Männer leben. In der kommenden Woche ist Drehstart.
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