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Landeshauptstadt: Festnahme in der ersten Nacht

Sonder-Ermittlungsgruppe der Polizei stellte Potsdamer Kita-Serieneinbrecher auf frischer Tat

Stand:

Eine Serie von 28 Einbrüchen in Potsdamer Kindertagesstätten seit August 2006 sorgte für „erhebliche Unruhe unter der Potsdamer Bevölkerung“. Betroffene Kinder standen am Morgen nach der jeweiligen Tat vor teils demolierten Kita-Gebäuden und reagierten verstört. Eltern ängstigten sich. In den Monaten Dezember und Januar dann die dramatische Häufung: Allein 18 Kita-Einbrüche in Potsdam in diesen beiden Monaten. Dies war Anlass, wie Polizeisprecherin Angelika Christen gestern vor Journalisten erklärte, „mit umfangreichen polizeilichen Maßnahmen das ständig auftretende Delikt zu bekämpfen“. Oder, wie es der Leiter der Potsdamer Kriminalpolizei, Kriminalrat Lars Brückner, ausdrückte: „Es wurde uns zu bunt“.

Anfang Februar gründete die Potsdamer Polizei die dreiköpfige Ermittlungsgruppe „Kita“, die von zusätzlichen Polizisten der Landeseinsatzeinheit (Lese) unterstützt wurde. Die Beamten observierten gezielt eine Kita im Zentrum-Ost – und das Glück der ersten Nacht war ihnen hold: Sie erzielten einen Volltreffer. An diesem Montag, es war der 5. Februar dieses Jahres, bemerkten Zivilpolizisten vor der Kita „Sausewind“ in der Lotte-Pulewka-Straße gegen 3.30 Uhr einen Opel mit drei männlichen Insassen. Mit Kapuzenshirts und Stirnlampen ausgerüstet betraten sie das Kita-Gelände. Währenddessen alarmierte die Observateure die Polizeiwachen, mit mehren Funkwagen umstellte die Polizei daraufhin das Areal. Kurz nach vier Uhr bestiegen zwei der Serien-Diebe den Opel aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und fuhren weg. Wenig später konnten Beamte der Wache Potsdam-Mitte die Flüchtigen auf dem Humboldtring stoppen. Den dritten Komplizen fasste die Polizei wenig später in der Babelsberger Straße. Im Wagen fanden die Polizisten eine Auflistung aller Kitas in Potsdam und Umgebung, dazu Einbruchswerkzeug und diverse Angelgerätschaften.

Zum Erfolg führte ein Trick: Auffällig häufig fuhren blau-weiße Streifenwagen an anderen Kitas der Stadt vorbei. Eine aber, die Kita „Sausewind“ , blieb wie vergessen, wie unbeobachtet, ein scheinbar gutes Objekt für einen Coup. Doch es war nur ein Köder, und die Einbrecher bissen an.

Im Zuge der Ermittlungen wollen die Kriminalisten den beiden 19- sowie 20-jährigen Potsdamern und dem 19-jährigen Michendorfer neben den Kita-Brüchen auch Einbrüche in Gebäude von Anglervereinen nachweisen. Insgesamt 170 gestohlene Gegenstände stellte die Polizei im Auto und in den Wohnungen sicher, darunter mehrere Computer, ein Fernseher, Werkzeug und Angelutensilien in großen Mengen. Allein bei den Einbrüchen in Anglerunterkünften wurden etwa 40 Potsdamer geschädigt.

Bei den Tätern, die sich derzeit auf freiem Fuß befinden, handelt es sich laut Kriminalhauptkommissar Reinhard Kramer, Leiter des Kommissariats Eigentum, um beschäftigungslose Jugendliche, die noch bei ihren Eltern wohnen. Sie bestreiten die Kita-Einbruchsserie. Lediglich einer der Verdächtigen gestand den versuchten Einbruch in die Kita „Sausewind“. Bis Ende März will Ermittlungsleiterin Daniela Ladwig die Ermittlungen abschließen und die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft übergeben.

Laut Kripochef Brückner wurden 2006 bis Ende November 3659 einfache und 4601 schwere Diebstähle im Schutzbereich Potsdam registriert. Über die Hälfte der einfachen Diebstähle werde aufgeklärt, so Brückner. Dennoch gilt laut Kramer die alte Kripo-Weisheit: „Am Ende kriegen wir sie alle.“

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