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Von Michael Reis: Feuerlöschen am Computer Potsdamer Unternehmen zeigt sich auf Messe mit neuer Simulation für Feuerwehrausbildung

Babelsberg - Aus den Fenstern im dritten Stock eines Hochhauses schlagen Flammen. Während ein Feuerwehrlöschzug einige Meter vor dem Gebäude bereits die Drehleiter ausfährt, treffen zwei Notarztwagen an der Unglücksstelle ein.

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Babelsberg - Aus den Fenstern im dritten Stock eines Hochhauses schlagen Flammen. Während ein Feuerwehrlöschzug einige Meter vor dem Gebäude bereits die Drehleiter ausfährt, treffen zwei Notarztwagen an der Unglücksstelle ein. Die Einsatzkräfte springen aus ihren Fahrzeugen und greifen nach ihren Sanitätskoffern, um die Verletzten zu versorgen. „Eines von unendlich vielen Szenarien“, sagt Ralph Stock und drückt die Pause-Taste auf seiner Computertastatur.

Ralph Stock ist Geschäftsführer des Softwareherstellers Serious Games Solutions aus Babelsberg. Seit 2009 programmieren er und seine Mitarbeiter „Serious Games“ – angewandte Spiele. Stock hat bereits 1993 damit begonnen, angewandte Spiele zu konzipieren. Seine Computersimulationen werden etwa bei der Weiterbildung von Rettungskräften eingesetzt. Auf der „Interschutz 2010“, der internationalen Messe für Rettung, Brand- und Katastrophenschutz, die heute in Leipzig beginnt, wird der 41-jährige Unternehmer eine neue PC-Simulation für die Ausbildung vorstellen. Stock ist sich sicher: „Sie beruht auf einem einmaligen Konzept.“

Die Software wurde als Grundversion zusammen mit Fachkräften aus dem Bereich Katastrophenschutz programmiert. Weiterentwickelt wird das Programm aber durch die Nutzer. Damit gestalten die Nutzer den Inhalt der Software selbst. „Indem das Produkt von der Nutzergemeinde dynamisch weiterentwickelt wird, schaffen sie ein lebendes System“, sagt Stock. Die Feuerwehrleitstellen, Werksfeuerwehren und Rettungsschulen, die das Produkt kostenfrei aus dem Internet herunterladen können, haben die Möglichkeit, die Szenarien nach ihren individuellen Anforderungen zu gestalten. Die neu programmierten Versionen der Simulation stehen wiederum allen anderen Nutzern im Netz bereit. „Das hat den Vorteil, dass die Simulation mit dem Know-how der Einsatzkräfte immer auf dem neuesten Stand ist“, sagt Stock. Er wolle das System zum Standard in der Feuerwehrausbildung machen.

Der Ausbildungsleiter der Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz in Brandenburg, Heinz Rudolph, ist weniger optimistisch, was den Nutzen von Computersimulationen betrifft. Bei der Ausbildung von Führungs- und Spezialkräften der Feuerwehr habe die Simulation zwar durchaus Bedeutung. „Hier können bestimmte Szenarien geübt werden, ohne Häuser anzuzünden oder Autos umzuwerfen. Das macht Simulationen sehr effizient“, sagt Rudolph. Bei der Ausbildung von Einsatzkräften seien die Computersimulationen jedoch nicht besonders hilfreich. „Ein wichtiger Teil der Ausbildung von Einsatzkräften besteht darin, Stressresistenz zu erzeugen“, sagt der Ausbildungsleiter. Eine Computersimulation aber schaffe eine Laboratmosphäre, in der dies gerade nicht möglich sei. Mit dem Computer könne eben nicht trainiert werden, wie Türen in einem brennenden Haus einzutreten sind, sagt Rudolph.

Ralph Stock vertraut indes auf seine langjährige Erfahrung. „Ich habe schon in den 80er Jahren Computerspiele für den Commodore 64 programmiert und 1993 gehörten wir zu den Ersten, die sich mit Serious Games beschäftigten. Vielleicht sind wir diesmal wieder die Ersten.“

Michael Reis

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