Landeshauptstadt: Feuerprobe für die Feuerwache
Blitzeinschlag beim Baustellenrundgang / Umzug noch vor Jahresende / Schlauchturm bleibt grauer Sichtbeton
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Es wirkte buchstäblich wie eine Feuerprobe. Der Oberbürgermeister wollte sich gestern einen Überblick über den Stand der Bauarbeiten an der neuen Feuerwache verschaffen, und prompt schlug im Haus gegenüber der Blitz ein.
Wäre die Wache wie ursprünglich geplant Ende 2008 übergeben worden, hätten die Kameraden zum Löschen nur über die Holzmarktstraße laufen müssen. So rückten sie indes noch aus der alten Wache in der Innenstadt an. Der Dachstuhl war dennoch fix gelöscht, Personen kamen nicht zu Schaden – Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck konnte mit seiner Führung beginnen.
Sie startete im beeindruckendsten Teil des Komplexes, der Fahrzeughalle. Mit 90 Metern so lang wie ein Fußballfeld, sollen dort künftig 36 Löschzüge Platz finden. Damit sie schnell ausrücken können, hat die österreichische Firma Schneider spezielle Tore eingebaut. 7000 Euro kostet ein Tor – von der Leitstelle aus können sie automatisch geöffnet werden. Über der Halle wölben sich 22 Binder, die die Decke stützfrei tragen – jeder einzelne wiegt allein 55 Tonnen. Damit Hülsebeck seinen gesamten Fuhrpark trocken unterbringen kann, stehen insgesamt vier weitere Hallen bereit. Acht Stellplätze gibt es etwa für Krankenhaus- und Rettungsdiensttransporter. Dazu kommen in den nächsten Jahren 13 neue Fahrzeuge für den Katastrophenschutz, die der Bund bezahlt. Diese mit Ehrenamtlern bestückte Schnelle-Eingreif-Truppe soll etwa bei einem „Massenanfall von Verletzten“, zum Beispiel bei Eisenbahn- oder Flugzeugunglücken zum Einsatz kommen, so Hülsebeck.
Herzstück der neuen Wache ist die Regionalleitstelle, die alle Einsätze in Potsdam sowie in den Landkreisen Havelland, Prignitz und Ostprignitz-Ruppin koordinieren soll. Dafür hat man sich in einem Verbund zusammengeschlossen, der für alle Kosten sparen soll, weil man sie sich teilt. In Spitzenzeiten würden dort täglich sechs Leute vor den Rechnern sitzen, sagte Hülsebeck, nachts drei. Dazu kommen die 30 Feuerwehrleute, die die Wache ständig besetzen.
In der Leitstelle, die neben der Fahrzeughalle untergebracht ist, befinden sich auch die Ruheräume für die Mitarbeiter sowie die Kantine mit Blick auf die Humboldtbrücke und die Havel.
Da man nah am Wasser gebaut hat, können auch die fünf Boote der DRK-Rettungswacht und die zwei Feuerwehrboote bald in der eigenen kleinen Marina anlegen.
Am Ufer soll noch ein Grillplatz entstehen – und ein Sportplatz für die Fitness. Wenn das Wetter schlecht ist, können die Kameraden allerdings auch nach innen ausweichen. Im zweiten Baukomplex ist eine Turnhalle untergebracht. In Notfällen, etwa bei Evakuierungen wegen einer Bombensuche, könnten dort 500 Menschen untergebracht und auch versorgt werden, sagte Hülsebeck. In diesem Trakt sind auch die Atemschutztechnik, Werkstätten und ein Übungsraum untergebracht. Dort proben die Kameraden in Dunkelheit und mit Rauchsimulation den Einsatz unter Extrembedingungen – doch weniger gefährlich. Bis Jahresende soll der Innenausbau abgeschlossen sein. „Dann bekommt Herr Hülsebeck auch den Schlüssel“, sagte Bernd Richter, Chef des Kommunalen Immobilienservice (KIS), der das Projekt stemmt. Der 19,3 Millionen-Euro-Kredit, den der KIS aufgenommen hat, deckt die Baukosten fast vollständig ab: 20 Millionen Euro werden insgesamt investiert. Die Fassaden tragen schon ihre (feuer)rote Farbe – nur der Schlauchturm nicht. Er bleibt als Sichtbeton so grau, wie er ist. Lediglich die Treppe bekommt eine Holzverkleidung. Peer Straube
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