Landeshauptstadt: Feuerwehr rettete 27 geistig Behinderte
Nächtlicher Brand in Wohnstätte am Pfingstberg / Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung
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Nächtlicher Brand in Wohnstätte am Pfingstberg / Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung Von Günter Schenke Nauener Vorstadt. Großeinsatz der Feuerwehr Sonntagnacht in der Großen Weinmeisterstraße 43: Im Erdgeschoss der hier untergebrachten Wohnstätte für geistig Behinderte war ein Brand ausgebrochen. Unter schwierigen Bedingungen gelang es den Rettungskräften, alle Bewohner unversehrt aus dem Haus herauszuholen. „Wegen der großen Verqualmung war die Evakuierung nicht ganz einfach“, berichtet Dirk Häusler von der Potsdamer Feuerwehr, die mit 30 Einsatzkräften vor Ort war. 19 Einsatzfahrzeuge, darunter die freiwillige Feuerwehr Bornstedt, waren vor Ort. Sieben Bewohnerinnen konnten die Rettungskräfte im Korb über eine Drehleiter retten. Die übrigen zwanzig brachte sie über die Treppen in Sicherheit. Die Feuerwehr war vorsorglich mit einem ViP-Bus angerückt, in dem die Geretteten in Decken gehüllt das Ende der Katastrophe abwarten konnten. Wie Helga Hintzke, stellvertretende Geschäfsführerin der Theodor-Fliedner-Stiftung, die das Heim betreibt, informierte, mussten fünf Bewohnerinnen wegen des Verdachts einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Zwei von ihnen konnten sofort wieder zurück, zwei weitere wurden gestern wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Ein Geschädigter verbleibt vermutlich bis heute in der Klinik. Eine Heimbewohnerin alarmierte die Feuerwache gegen 21.30 Uhr. Wegen der starken Rauchbildung war es der schnell eintreffenden Feuerwehr zunächst nicht möglich, den Brandherd zu lokalisieren. Später konnte laut Häusler eine „Anrichte“ im acht mal acht Meter großen Saal des Erdgeschosses als Brandherd ausgemacht werden. Nach Polizeiangaben ging das Feuer von einem eingeschalteten Toaster im Gemeinschaftsraum aus. Es werde wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Unmittelbar nach Ausbruch des Brandes seien Mitarbeiterinnen und Angehörige informiert worden, sagt Helga Hintzke. Die Feuerwehr sei durch die Heimleiterin Lariane Reck sowie durch weitere Mitarbeiterinnen tatkräftig bei de Evakuierung unterstützt worden, bestätigt Dirk Häusler. Die Evakuierung mit Behinderten bereite besondere Probleme, da zur Rettung eines Menschen mindestens zwei Rettungskräfte erforderlich seien. Die breiten Treppen und großen Türen des alten Hauses, der im Jahre 1888 gebauten Villa Henkel, hätten andererseits die Rettung erleichtert. Vermieter der Turmvilla, die vor kurzem verkauft wurde, ist die Stadt Potsdam. Die Fliedner-Stiftung hatte vor, den Standort in nächster Zeit aufzugeben und in ein neu zu schaffendes Objekt in der Leiterstraße zu verlagern. „Wir müssen jetzt entscheiden, ob es zweckmäßig ist, die in Mitleidenschaft gezogenen Räume wieder herzurichten, oder ob wir gleich ausziehen“, so die stellvertretende Geschäfsführerin. Das Haus am Pfingstberg erfüllt baulich nicht die Anforderungen, die an eine Behinderteneinrichtung gestellt werden. Die Heimaufsicht habe laut Hintzke jedoch die Betriebserlaubnis bis Ende 2004 erteilt. Laut Heimleiterin Reck seien alle Auflagen des Brandschutzes eingehalten worden, zum Beispiel habe im Jahre 2002 eine praktische Brandschutzübung stattgefunden.
Günter Schenke
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