Unwetter in Potsdam: Feuerwerkersinfonie abgebrochen
Wegen des Unwetters ließ der Veranstalter am Samstagabend den Volkspark räumen. Rund 9000 Besucher mussten in wenigen Minuten das Gelände verlassen. Ob Geld erstattet wird, ist noch unklar.
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Bornstedter Feld - Chaos und Dramatik am Samstagabend im Volkspark: Die Feuerwerkersinfonie wurde wegen des starken Gewitters kurzfristig abgebrochen. Innerhalb weniger Minuten wurde das Gelände, auf dem sich Veranstalterangaben zufolge rund 9 000 Besucher befunden hatten, evakuiert. PNN-Leser und Augenzeugen berichteten von teilweise chaotischen Szenen. Zu Schaden sei aber niemand gekommen, wie der Volkspark unter Berufung auf die Feuerwehr und die Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes am gestrigen Sonntag mitteilte. Die Evakuierung sei „zügig und ruhig“ verlaufen, so die Veranstalter.
Bereits am Freitagabend, dem Auftaktabend der Feuerwerkerveranstaltung, hatte der Volkspark angekündigt, dass die Veranstaltung am Samstag wegen der Wetterlage ausfallen könnte (PNN berichteten). Ein großes Hinweisschild auf dem Veranstaltungsgelände wies ebenfalls darauf hin, dass das Gelände bei einbrechendem Unwetter aus Sicherheitsgründen geräumt werden müsse. Noch am Samstagnachmittag gingen die Veranstalter aber davon aus, dass das nicht nötig werden würde. Die endgültige Entscheidung fiel erst gegen 21 Uhr, als der Deutsche Wetterdienst mitteilte, dass zwischen 21 und 22 Uhr mit schweren Unwettern in Potsdam zu rechnen sei, wie die Veranstalter am Sonntag erklärten. Die Voraussage bestätigte sich wenige Minuten später mit starkem Wind und Regen sowie Gewitter. Da die Gefährdung im offenen Bereich des Großen Wiesenparks im Volkspark-Gelände bei einem Unwetter für Menschen und Aufbauten sehr hoch gewesen sei, entschied man sich für die Evakuierung, wie der von der städtischen Pro Potsdam GmbH betriebene Volkspark mitteilte. Die Feuerwerke hätten um 22.15 Uhr beginnen sollen.
Die Evakuierung lief nicht überall reibungslos ab, wie etwa Daniela Dicker, eine Besucherin aus Berlin, den PNN mitteilte. Sie habe zum Zeitpunkt des beginnenden Unwetters mit etwa 400 weiteren Gästen auf dem überdachten Basketballfeld gestanden, wo keine Lautsprecherdurchsagen zu hören gewesen seien. „Wir gingen alle davon aus, dass man jetzt einfach wartet, bis es wieder ruhiger wird“, so die Berlinerin. Gegen 21.10 Uhr sei eine Gruppe von Ordnern auf die Besucher zugelaufen. „Sie brüllten in höchst aggressivem Ton, wir sollten sofort das Gelände verlassen“, so Dicker. Wenig später sei sogar ein Kehrwagen eingesetzt worden, um die Besucher vom Gelände zu treiben. Auch von mehreren Hundeführern „mit bedrohlich wirkenden Hunden“ berichtet die Augenzeugin. Ähnliche Berichte waren am Sonntag auch auf der Internet-Plattform Facebook zu lesen. Dort gab es aber auch lobende Worte für die Organisation. Die Veranstalter verteidigten am Sonntag das Verhalten der Sicherheitskräfte: „Alle, die sich um die Sicherheit unserer Gäste und deren zügigen Abtransport gekümmert haben, haben vorbildlich gearbeitet“, sagte Volkspark-Chefin Diethild Kornhardt.
Unklar war am gestrigen Sonntag indes noch, was nun mit den verfallenen Tickets geschieht: Ob die Besucher ihr Geld erstattet bekommen oder ob es eine Wiederholung der Veranstaltung gibt, wird erst am Montagnachmittag bekannt gegeben, sagte Volkspark-Chefin Diethild Kornhardt auf PNN-Anfrage: „Im Moment befinde ich mich noch in den Auswertungsgesprächen mit allen Teilnehmern.“ Sie sei froh, dass die Evakuierung so friedlich abgelaufen sei und niemand verletzt wurde.
FEUERWERK-KÜNSTLER
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Arrangement mit 1000 Feuerwerkskörpern
Bedauerlich war der Abbruch der Veranstaltung auch für die Feuerwerker, die ihre Pyrotechnik-Shows mit viel Aufwand und langer Vorbereitungszeit entwickelt haben. So wie der Finne Otto Savimaa, der schon das vierte Mal dabei gewesen wäre und extra aus Finnland angereist war. Mit seinen Arrangements aus Musik und Feuerwerk hat der 25-jährige Pyrochtechniker bereits dreimal die Siegerprämie der Potsdamer Feuerwerkersinfonie mit nach Hause nehmen können. Für Feuerwerke begeistert er sich schon, seit er ein kleiner Junge ist. Mit 19 Jahren hat er dann angefangen, für Tero Liinanki, seinen jetzigen Manager, zu arbeiten und verdient sich seitdem als hauptberuflicher Pyrotechniker sein Geld. Zwei bis drei Auftritte hat er dabei im Jahr. Die Ideen dafür kommen ihm meist spontan beim Musikhören oder im Schlaf, wie er erzählte. Bereits ein halbes Jahr im Voraus hat er mit Unterstützung der Potsdamer Feuerwerk GmbH begonnen, die Show für die diesjährige Feuerwerkersinfonie vorzubereiten. Zwei Wochen vor der Veranstaltung begann er dann mit dem konkreten Aufbau vor Ort. Sein Arrangement hätte eine bunte Mischung aus Klassik und Hardrock werden sollen, die in ihrem Rhythmus mit den Farben der etwa 1000 Feuerwerkskörper abgestimmt war. Auch der Auftritt der niederländischen Heron Fireworks fiel aus. Bereits am Freitagabend waren Prinz Feuerwerke aus Recklinghausen und das polnische Team Efekt Chelm aufgetreten. (sku)
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