Landeshauptstadt: FH-Professor für Abriss des Hochhauses Ludger Brands kritisiert „Haus des Reisens“
Innenstadt - In Potsdam ist eine öffentliche Debatte über den architektonischen Wert vom „Haus des Reisens“ entbrannt. Nachdem sich unter anderem der Architektur-Kritiker Jürgen Tietz für den Erhalt des Neungeschossers an der Ecke Yorckstraße/Friedrich-Ebert-Straße ausgesprochen hatte (PNN berichtete), widerspricht dem nun der Potsdamer Architektur-Professor Ludger Brands vehement.
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Innenstadt - In Potsdam ist eine öffentliche Debatte über den architektonischen Wert vom „Haus des Reisens“ entbrannt. Nachdem sich unter anderem der Architektur-Kritiker Jürgen Tietz für den Erhalt des Neungeschossers an der Ecke Yorckstraße/Friedrich-Ebert-Straße ausgesprochen hatte (PNN berichtete), widerspricht dem nun der Potsdamer Architektur-Professor Ludger Brands vehement.
Tietz hatte das 1969 errichtete Hochhaus „eine markante städtebauliche Dominante in der Innenstadt“ genannt, die über eine „interessante Fassade“ verfüge. Prof. Brands, Studiendekan der Potsdam School of Architecture an der Fachhochschule Potsdam, hält dem entgegen, eine städtebauliche Dominante entstehe nicht, „weil ein Gebäude hoch ist“. Es müsse vielmehr auch von hoher architektonischer Qualität sein. „Eine starke architektonische Gliederung des Hauses vermissen wir sehr“, sagte Prof. Brands den PNN. Das sei beim Vorgängerbau des „Haus des Reisens“, dem 1945 zerstörten Postgebäude von Georg Christian Unger, der Fall gewesen. Als Eckhaus hätte sich das „Haus des Reisens“ zu beiden Straßen hin verhalten müssen. Es gebe jedoch „keine Geste hin zur Yorckstraße“. Stattdessen zeige das Haus in Richtung Yorckstraße eine Wand. Das Gebäude sei kein Eckhaus, sondern ein Zeilenhaus, es hätte auch allein und für sich stehen können und stelle „einen eklatanten Bruch“ zur Umgebungsbebauung dar. Die Anwendung des Begriffes „Ostmoderne“ auf das Haus, wie von Tietz aber auch von der Potsdamer Designerin Beate Ecke vorgenommen, lehnt der Fachhochschullehrer ab. Es gehe nicht um DDR-Architektur, es gehe darum, ob die städtebaulich bedeutsame Ecke mit dem Bau „gut definiert ist“. Am „Haus des Reisens“ irgendwelche Anklänge an das Schaffen des Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe zu erkennen, wie es Beate Ecke gelingt, weist Prof. Brands strikt zurück. Mies van der Rohe müsste sich „im Grabe umdrehen“, würde er gleichgesetzt mit „solchen Banalitäten“. Prof. Brands spricht sich deutlich für den Abriss des Hochhauses aus: „Man muss Fehler korrigieren.“
Das „Haus des Reisens“ gehört der städtischen Pro Potsdam GmbH, die das Gebäude voraussichtlich im Juli abreißen will. Geplant ist ein Bankhaus als Nachfolgebau, dessen Architektur noch Gegenstand eines Workshops sein wird. Der erste Vorschlag für die Neubebauung war in der Potsdamer Öffentlichkeit als „langweilig“ durchgefallen. Guido Berg
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