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Der Anzug passt, die sportliche Form noch nicht ganz. Kevin Kuske vom SC Potsdam wurde gestern im bayrischen Erding mit der Olympia-Kollektion für Sotschi ausgestattet. Der 35-Jährige bereitet sich auf seine vierten Olympischen Spiele vor, bei der er seine Medaillensammlung erweitern möchte. Bislang gewann der Anschieber viermal Gold und einmal Silber bei Olympischen Spielen sowie 34 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften.

©  dpa

Sport: Filigrane Kolosse

Potsdams erfolgreichster Bobathtlet Kevin Kuske auf dem Weg nach Sotschi

Stand:

Herr Kuske, Deutschland mag es offenbar bunt – zumindest leuchtet die Olympia-Mode für Sotschi sehr farbenfroh. Wie gefallen Ihnen die Sachen?

Ich find’s ganz schick. Immer wieder was Neues. Die Farben sind gar nicht so schlecht. Vor allem das Grün gefällt mir.

Die Sachen haben Sie quasi schon im Gepäck. Das endgültige Reiseticket nach Sotschi auch?

Vom Bobverband bin ich offiziell nominiert. Aber der Deutsche Olympische Sportbund muss die Nominierungen am Donnerstag noch bestätigen. Erst dann ist es endgültig.

Der dritte Platz beim Weltcup am vergangenen Wochenende in Innsbruck ist das bislang beste Saisonergebnis. Scheint so, als würde die Formkurve via Sotschi in die richtige Richtung gehen.

Im athletischen Bereich und mit dem Material sind wir auf dem richtigen Weg. Es war noch nicht alles, was wir in Innsbruck gezeigt haben. Aber mit Blick auf Sotschi war es ein großer Schritt nach vorn, der erst mal beruhigt.

Was sind jetzt die Stellschrauben, an denen sich die letzten Wochen vor Olympia noch drehen lässt?

Wir bekommen noch eine neue Kufe und werden noch mit der Steifigkeit des Bobs arbeiten und das beim letzten Weltcup in Königssee nächstes Wochenende noch einmal testen. Und dann arbeiten wir natürlich weiter an der Athletik. Letzte Woche haben wir noch einmal voll durchtrainiert und haben den Wettkampf in Innsbruck voll aus dem Training gemacht. Diese Woche sieht das ähnlich aus: zwei Tage noch mal volle Pulle trainieren und dann an den folgenden beiden Tagen ein paar Bobeinheiten.

Was heißt volle Pulle?

Das sind intensive Kraft- und Schnellkrafteinheiten. Letzte Woche waren das Einheiten mit Kniebeugen und Ausfallschritten mit Gewichten. Hinzu kommt das Starttraining mit dem Bob. Das sind jeweils zwei Einheiten am Tag, die unwahrscheinlich schlauchen.

Vor einigen Tagen haben Sie eine Kampfansage an die Konkurrenz gerichtet: „In Sotschi knallt’s!“ Was passiert da?

Wer mich kennt, weiß genau, was ich möchte. Jetzt am Wochenende haben wir gezeigt, wo die Reise hingehen kann. Wir sind nicht optimal gestartet, nicht optimal gefahren und das Material stimmt noch nicht ganz – und wir sind Dritter geworden. Die Bahn in Sotschi liegt uns. Also: Eine Medaille ist schön und die richtige Farbe noch viel schöner.

Gerade zu den Olympischen Spielen werden viele TV-Zuschauer auch Ihre Sportart verfolgen. Beschreiben Sie bitte mal, was da passiert.

Es ist wahrscheinlich faszinierend zu sehen, dass die Bobfahrer immer athletischer werden. Erste Aufgabe ist es, den Bob von null auf hundert zu bringen, dann einen optimalen Einstieg hinzubekommen, was vor allem im Vierer gar nicht so einfach ist, wenn vier athletische Kerle in den Bob springen – die Geräte werden ja immer enger. Das verlangt durchaus filigrane Koordination. Und bei der Fahrt geht es darum, den richtigen Rhythmus mitzumachen, damit der Bob in der Spur bleibt. Und das Bremsen ist natürlich ganz wichtig.

Mit welchen Gefühlen und Gedanken fahren Sie nach Sotschi vor dem Hintergrund von Menschenrechtsverletzungen in Russland, was von einigen Ihrer Wintersport-Kollegen heftig kritisiert wird?

Ich denke, dass man als Sportler nicht viel bewegen kann und keinen Einfluss auf die politischen Ebenen hat. Vielleicht mit einem Boykott, aber wem bringt das was? Es würde die Russen wahrscheinlich auch wenig interessieren, wenn einige Sportler ihre Teilnahme verweigern. So wie ich Putin wahrnehme, lässt er sich nicht beeindrucken.

Das Gespräch führte Peter Könnicke

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