zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Filmkopierwerk hat Insolvenz eröffnet

17 Mitarbeiter gekündigt / Betriebsrat: „Chaotisches Management“ / Insolvenzverwalter: Fehlende Aufträge

Stand:

Babelsberg – Das traditionsreiche Babelsberger Filmkopierwerk hat die Insolvenz eröffnet. Gestern erhielten die verbliebenen 17 Mitarbeiter der „Babelsberg Postproduction GmbH“ ihre Kündigungsschreiben auf einer Betriebsversammlung, wie der Betriebsratsvorsitzende Carsten Gebhardt den PNN sagte: „Wir wurden mit sofortiger Wirkung von der Arbeit freigestellt.“

„Die laufenden Kosten standen in keinem Verhältnis mehr zu den vorhandenen Umsätzen“, erklärte Insolvenzverwalter Sebastian Laboga auf PNN-Anfrage. Der Rechtsanwalt hatte das Unternehmen seit Juni in der vorläufigen Insolvenz verwaltet. Ein Grund für die Insolvenz ist laut Laboga die verschlechterte Auftragslage seit der Ausgliederung des Kopierwerks aus der Studio Babelsberg AG 2007. Die Umsätze seien seitdem zwischen 30 und 40 Prozent zurückgegangen. Das liege an der zunehmenden Digitalisierung in der Branche, aber auch an fehlenden Aufträgen vom Studio selbst, erklärte Laboga: „Das Kopierwerk hat von den Großproduktionen der Studio Babelsberg AG nicht mehr profitiert.“

Neue Investoren habe man letztlich nicht finden können: „Es gab Interessenten in den letzten Wochen und Monaten, die sich aber wieder zurückgezogen haben“, sagte Laboga. Er vermutet als Grund für die Zurückhaltung die „komplizierte Struktur“ der Firma: Denn zur Babelsberg Postproduction gehörten lediglich die Mitarbeiter, während Technik und Maschinen einer anderen Firma gehörten, die allerdings nicht insolvent sei. Diese Geschäftsstruktur sei nicht ungewöhnlich, erklärte Laboga den PNN.

Ganz überraschend war die Entwicklung auch für Carsten Gebhardt vom Betriebsrat nicht: „Es ging nur plötzlich recht schnell.“ Bereits kurz nach der Übernahme durch die Berliner „Elektrofilm“ 2007 seien acht Mitarbeiter entlassen worden. Gebhardt wirft der früheren Firmenleitung „schlechte Akquise“ und „chaotisches Management“ vor: So sei es etwa zu Lieferstops wegen unbezahlter Rechnungen gekommen. Die Stimmung unter den Mitarbeitern, die zum großen Teil bereits seit DEFA-Zeiten beim Filmkopierwerk arbeiteten, sei „betreten“. Bei „Elektrofilm“ wollte man sich gestern auf PNN-Anfrage nicht zu dem Vorwurf äußern.

Auch Sebastian Laboga konnte die Vorwürfe nicht bewerten: Anhaltspunkte könne lediglich die Prüfung aller Unterlagen geben, die nun bevorstehe. Bei der Abwicklung des Betriebes werde er durch die ehemaligen Mitarbeiter unterstützt: So müsse etwa ein großes Negativ-Archiv aufgelöst werden. Dafür kontaktiere man jetzt Filmproduzenten und Regisseure.JaHa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })