
© Manfred Thomas
Brandschutzsanierung: Filmmuseum schließt für ein Jahr
Der historische Marstall, der das Filmmuseum und ein Café beherbergt, wird ab Frühjahr 2013 ein Jahr lang schließen. Der Café-Betreiber spricht von einer "Riesenkatastrophe".
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Innenstadt - Grund seien die von der Bauaufsicht der Stadt geforderten Maßnahmen für den Brandschutz, sagte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, auf PNN-Anfrage. Die Stiftung ist Eigentümerin des Gebäudes, das 1685 als Orangerie für das Stadtschloss errichtet wurde und eines der ältesten Häuser der Stadt ist. Sowohl das Museum als auch das Café bleiben während der Bauarbeiten geschlossen.
Die lange Dauer der Bauarbeiten begründete Dorgerloh mit der schieren Größe des Vorhabens. Das 140 Meter lange Gebäude müsse mit Brandschutzwänden und -türen in Bereiche aufgeteilt werden, im Obergeschoss fehlten die zweiten Rettungswege. Der Kinosaal müsse eine Entrauchungsanlage bekommen. Zudem müssten die gesamte Haustechnik und die Elektroinstallationen erneuert werden, ebenso die Toiletten. „Praktisch wird im ganzen Haus gebaut“, sagte Dorgerloh. 1,5 Millionen Euro sollen nach seinen Angaben in das Bauvorhaben investiert werden, die größtenteils aus einer Sonderförderung des Kulturministeriums kommen.
Das Filmmuseum hat sich auf die Schließung ab dem 3. März 2013 bereits eingerichtet. Die 14 Mitarbeiter würden während der Bauzeit im Archiv der Einrichtung in der Pappelallee untergebracht, sagte Gabriel Maasberg, Verwaltungschef des Filmmuseums den PNN. Als problematischer könnte sich allerdings die Auslagerung der Sammlung erweisen. Noch sei unklar, wie viele der sieben Themenbereiche des Museums abgebaut werden müssten. „Idealerweise sind es nur zwei – müssen wir alle sieben ausbauen, wäre das dramatisch“, sagte Maasberg. Alle Toiletten sollen nach dem Umbau behindertengerecht sein, Gleiches gilt für den Zugang zum Gebäude selbst – der Haupteingang des Museums ist nur über eine Treppe zu erreichen. Rollstuhlfahrer müssen bislang klingeln, damit eine Rampe aufgebaut wird. Nach dem Umbau soll auf der Rückseite des Marstalls, in Höhe des Steuben-Denkmals, ein historisch vorhandener, aber später zugemauerter Eingang wieder geöffnet werden und als barrierefreier Zugang dienen. Die Suche nach der Öffnung beginne noch in dieser Woche, so Maasberg.
Auch während der Bauzeit will das Filmmuseum allerdings Veranstaltungen anbieten. Geprüft werde, ob etwa Filmvorführungen im Kinosaal der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) durchgeführt werden könnten, sagte Maasberg. Die HFF ist Trägerin des Filmmuseums. Letztlich hingen solche Pläne aber auch vom Geld ab.
Weitaus härter trifft die Sanierung das Café im Filmmuseum. „Ein Jahr Schließzeit ist für mich eine Riesenkatastrophe“, sagte der Betreiber, Fouad Abdallah. Er habe akzeptiert, dass die Schlösserstiftung keine Entschädigung zahlen kann, hoffe aber dennoch auf eine Interimslösung. Derzeit sei er über eine solche in Gesprächen mit der Schlösserstiftung, erklärte der Libanese. Er habe mit Großlieferanten und Brauereien langfristige Verträge geschlossen, sagte Abdallah. Aus diesen komme er nicht so ohne Weiteres heraus. Hinzu kämen Kosten für Personal. Es lohne sich bis zum Sanierungsbeginn nicht mehr, noch jemanden einzustellen. Schließlich sei offen, ob er seine Stammkunden so lange Zeit vertrösten könne.
Seit Jahren sei er umgeben von einer Großbaustelle, klagte der Gastronom. Erst wurde die Straßenbahntrasse vor dem Café-Eingang umverlegt, dann begann der Bau des Landtagsschlosses. Nun sei er mit seiner Einrichtung unmittelbar betroffen. Während der ganzen Jahre habe er niemals Unterstützung, etwa von der Stadtverwaltung, bekommen, so Abdallah. Er hoffe nun, dass sich die Stadtpolitik um das Problem kümmert.
Zumindest ein Aspekt des Umbaus stimmt Abdallah versöhnlich. Laut Dorgerloh erwägt die Stiftung in Abstimmung mit der Denkmalpflege, den Durchgang am östlichen Giebel des Marstalls dem historischen Erscheinungsbild entsprechend zu schließen. Er könnte den Platz dann besser nutzen, so Abdallah.
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